Innsbruck – Wacker-Geschäftsführer Thomas Baumann verzichtete vor wenigen Tagen (nach fünf-monatiger Tätigkeit) auf die Verlängerung seines Vertrags. TT-Informationen zufolge sollen sich mit Lukas Schweinberger – der Vertriebsleiter ist immerhin seit fünf Jahren beim Verein – und auch Pressesprecher Felix Kozubek bald die nächsten aus der Geschäftsstelle verabschieden. Und dahinter verbirgt sich dem Vernehmen nach mehr, als man zunächst vermuten möchte: Denn der Gestaltungsspielraum aller Akteure war im Tagesgeschäft ein denkbar kleiner, der Abgang von Mitarbeitern nur eine Frage der Zeit. Wie geht es weiter?
1.) Interessenkonflikt: Ein Fass könnte heute überlaufen. Denn dem langjährigen Dressenpartner Raika will man dem Vernehmen nach erklären, warum künftig die landeseigene Hypo – und das exklusiv – von den Trikots prangt. Das Giebelkreuz war nämlich auch in turbulenten Zeiten stets zur Stelle (Stichwort FC Tirol), als einer von wenigen großen Privatsponsoren überwies man zuletzt über 120.000 Euro/Saison an den Verein.
2.) Abhängigkeit: Das Budget speist (siehe Pkt. 1) zu über 90 Prozent die öffentliche Hand. Und der Anteil wird auch nicht kleiner, zumal eben eine Zusammenarbeit mit der deutschen Vermarktungsagentur UFA in weite Ferne rückte (2. Liga?). Die Hamburger hätten vor wenigen Wochen noch einen Kontrakt für beide Leistungsstufen unterschrieben.
3.) Vereinbarkeit: Unlängst wurde im Kreise einiger Sponsoren über den Werbeauftritt der Firma Physiotherm gerätselt, der Wacker-Präsident Josef Gunsch als Geschäftsführer vorsteht: Neben drei Vorstandsmitgliedern tragen vier weitere Mitarbeiter des Unternehmens zur Wacker-Arbeit bei (Fuhrpark-, Fan-, Legenden-, EDV-Betreuung). Das lässt man sich – wie der TT bekannt ist – mit einem Werbegegenwert von 54.000 Euro abgelten. Darin u. a. enthalten: Banden- und (jetzt nicht mehr) Trikotwerbung. Ein Vorgehen, das ursprünglich sogar mit einem Werbegegenwert von über 160.000 Euro veranschlagt war. Erst nach Bekanntwerden wurde diese Kooperationsvereinbarung auf den derzeitigen Stand abgeändert.
4.) Sponsorbetreuung: Die Führungsebene von der Tiroler Wasserkraft und den Innsbrucker Kommunalbetrieben wurde im Zuge der jüngsten Wacker-Forderung nach einem Finanz-Zusatzpaket (275.000 €) verstimmt. Das gilt auch für eine Spielpatenschaft: Die Tiwag verzichtet darauf. Präsident Josef Gunsch zeigte sich gegenüber der TT gestern wenig gesprächig: Die Dinge würden so alle nicht stimmen.
5.) Haftung: Die Garantie von Ex-Präsident Kaspar Plattner (200.000 Euro mit Ex-Vorstandskollege Franz Thurner) wurde zwar für die Wirtschaftsprüfung der Bundesliga (Lizenzierung) eingereicht, der Natterer will dem Vernehmen nach aber nicht zahlen. Grund: Bei Aufwendungen von über 30.000 Euro hätte man ihn einbinden müssen (siehe Faksimile).
6.) Warteschleife: Die Idee eines Wacker-Cafés (und -Ladens) an der Tivoli-Ostseite liegt auf Eis, weil der Pächter absprang. Für das dort anzusiedelnde Wacker-Museum konnte immerhin ein Partner (Swarovski) gewonnen werden, die Vitrinen sind abholbereit ...
7.) Budget neu: Mit 4,2 Millionen Euro bestreitet der FC Wacker die Saison 2014/15, sollte man absteigen. Für die Kampfmannschaft wird der Gürtel damit deutlich enger geschnallt werden müssen (siehe Kasten rechts).
Zwei Wacker-Szenarien
Sollte der FC Wacker absteigen, müsste sich der Verein dem Vernehmen nach auf beträchtliche Einschnitte einstellen. Man geht man von den Szenarien Klassenerhalt und Abstieg aus (Änderungen im Geschäftsjahr 1.7.2014 bis 30.6.2015 möglich): Ticketeinnahmen: Statt 1,2 Millionen (Bundesliga) geht man in der Ersten Liga offensichtlich von 900.000 Euro aus. Sponsoreinnahmen: Diese sinken um zumindest ein Drittel (von 3 auf 2 Mio. €). Übertragungsrechte: Statt wie bisher 1,4 Mio. € veranschlagt man 500.000 €. Kampfmannschaft: Der wohl beträchtlichste Einschnitt – statt wie bisher zwei Millionen Euro (Bundesliga) stehen im Fall eines Abstiegs nur noch 800.000 Euro dafür zur Verfügung. Auch im Betreuerstab würden Veränderungen vorgenommen werden. Hoffnung des Vereins: dass die für die Bundesliga getätigten Sponsorzusagen im Fall eines Abstiegs nach oben korrigiert werden, um die Einschnitte im Rahmen zu halten. Dabei hofft man vor allem auf die öffentliche Hand.
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