Post vom Management-Trainer Hermann Scherer. Persönlich adressiert, wenn auch nicht persönlich verfasst. Ein Newsletter, aber einer der anspricht. Weil er erstens nicht häufiger als zwei-, dreimal im Jahr kommt. Und weil er zweitens gut verpackt ist: Der Leser wird mit interessanten Themen und Fragestellungen konfrontiert, die dann zu der persönlichen Leistung des “Business Expert” überleiten. In der aktuellen Ausgabe geht es um die “Suche nach Spitzenleistungen“ und um die Frage, warum sich frühere Bestseller, wie das gleichnamige Buch der Autoren Peters und Waterman so schnell überholen: “Fünf Jahre nach Erscheinen des Buches waren zwei Drittel der ursprünglichen Musterfirmen als Branchenführer entthront. Wie kommt das und was kann man dagegen unternehmen? Genau darum geht es in diesem Newsletter.”

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Vom “best practice“ zum “next practice“ zu gehen, ist das Ziel. Aber wie schafft man das? Autor Scherer nennt vier Faktoren:
1) Steigerung: Welche Faktoren müssen bis weit über den Standard der Branche gesteigert werden?
2) Vernachlässigen: Welche Faktoren, die die Branche als selbstverständlich betrachtet, müssen vernachlässigt werden?
3) Reduzierung: Welche Faktoren müssen bis weit unter den Standard der Branche reduziert werden?
4) Gestalten: Welche Faktoren, die bisher noch nie in der Branche geboten wurden, müssen gestaltet werden?
So weit, so theoretisch. Doch Scherer wäre nicht so erfolgreich, wenn er es dabei beließe. Er beschreibt diese vier Faktoren am eigenen Unternehmen. Das zeugt von Selbstbewußtsein und dem “Gen des Markteroberers”. Denn auch wenn der eine oder andere Punkt (zu 2. Verzicht auf Rahmenprogramm und Namensschilder; zu 4. Veranstaltungen im günstigen 10er Wissens-Abo) gar nicht so revolutionär anmutet, zusammen genommen haben diese Faktoren das “Unternehmen Erfolg” erfolgreicher gemacht.

Ich persönlich glaube, “next practice” beruht zu 20 Prozent auf der guten Idee und zu 80 Prozent auf PR, viral marketing, einer guten Vernetzung. Denn wer entscheidet, dass die Zeit reif ist für die Ablösung des Guten durch das Bessere? Das sind immer noch die Multiplikatoren, die Vertreter und Gestalter von Massenmedien. Das sind zunehmend die Freizeitarbeiter im Internet, die Kritiken und Beliebtheitslisten verfassen. Ihre “peer production” beherrscht die Märkte von morgen.

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geschrieben von Deike, unter Marketing. Am: 26 Februar, 2008 | Artikel kommentieren »

Blogs, Netzwerke, Foren, Mails: Kommunikation wird nicht einfacher, sondern selektiver, schreibt mir Internetunternehmer Markus Willnauer. Wohl wahr. Besonders wenn man sich als Spielball von Anfragen per Mail,Telefon oder Post fühlt und nur noch reagiert - mit Abwehrhaltung. Erste Barriere für die redaktionelle Kontaktaufnahme ist oft das Sekretariat. Hier lautet die Devise: 1. Keine Durchwahlen rausgeben. 2. Die Spreu vom Weizen trennen, indem schon mal nachgefragt wird, worum es geht. 3. Möglichst viel abwimmeln. Zum Beispiel durch diesen Satz: “Schreiben Sie doch eine Mail. Herr Schlierenkamp meldet sich dann bei Interesse.”

Neue Maerkte
Natürlich meldet sich Herr Schlierenkamp nicht. Er ist auch beim zweiten, dritten und sogar sechsten Mal nicht zu erreichen. Und immer wieder kommt die Zentrale, deren Stimme ich schon kenne, aber deren Namen ich mir nicht merke - was übrigens ein Kardinalfehler ist - mit demselben Vorschlag. “Mails sind wohl kaum ein geeignetes Medium der Kontaktaufnahme”, entgegne ich, nun schon leicht ungehalten, denn ich fühle mich keinesfalls als Bittsteller, sondern ich habe etwas zu bieten. Einen Kooperationsvorschlag und er passt genau zum Medium “Lenz“, deren Reiseredakteur ich seit Tagen zu erreichen versuche. “Herr Schlierenkamp bekommt gar nicht so viele Mails”, versucht die Zentrale meiner Hartnäckigkeit Herr zu werden, “höchstens drei bis fünf am Tag. Und wenn er darauf nicht antwortet, hat er einfach kein Interesse. So handhaben wir das immer.” So einfach ist das also. So einfach? Traumhaft, nur drei bis fünf Mails, aber mich macht das hellhörig. Ich frage nach. Und endlich bekommme ich die entscheidende Auskunft, die das Impressum nicht preisgab: “Herr Schlierenkamp ist eine Aushilfe, er vertritt das Reiseressort nur bis die Stelle wieder neu besetzt wird.”

Es ist Freitag, es ist spät, zwecklos jetzt noch den Chefredakteur anzurufen. Ich schreibe tatsächlich eine Mail. Zwei Tage später, es ist Sonntag, Post vom lenzmagazin.de Es ist eine persönliche Antwort vom Chefredakteur Jürgen Sinn. Und sie ist positiv. Das hätte ich wirklich einfacher haben können.

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geschrieben von Deike, unter Pressearbeit. Am: 25 Februar, 2008 | Artikel kommentieren »

“Ich bin aufmerksam für mich und den anderen”. Dieses Zitat aus einem Abendblatt-Artikel stellt eine Unternehmensberaterin ins Xing-Forum (Wirtschaftsfaktor Sprache: Mehr verkaufen durch geschickten Spracheinsatz - was es nicht alles gibt). Sie fragt: Welche Meinungen gibt es dazu? Was denken Sie, was denkt Ihr? Natürlich beziehen sich die Antworten der Forumteilnehmer jetzt auf dieses schräge Zitat, das die Gesprächspartnerin Claudia Kirsch so gesagt hat und das mir sehr in Erinnerung geblieben ist. Warum? Weil es grammatisch nicht korrekt ist und damit schon mal auffällt. (Nicht umsonst füllt Sprachbesserwisser Hermann Schreiber jeden Samstag das Abendblatt mit seinen “Ich sag mal”-Beiträgen ) Aber auch weil mich die Wendung positiv überrascht hat. In meinen Ohren klingt die Präposition “für” viel zugewandter als das grammatisch korrekte “gegenüber”. Viel furchtbarer jedenfalls als den “Threadtitel” (dies ein Begriff aus dem Forum, der auch gut in Schreibers Kolumne landen könnte) finde ich die Bewertung “*schmerzverzerrtesgesichtmacht*” im selben Beitrag. (Schreiber, sag mir, was bedeuten die Sternchen? Ist das gutes Deutsch?) Aber egal, ob schräg, furchtbar oder überraschend positiv, solche Diskussionen im Abendblatt oder bei Xing belegen doch nur, wie sehr Sprache lebt und wie viel Aufmerksamkeit wir ungewöhnlichen Wendungen geben.

Gnadenlos gut

Versäumen wir eigentlich was, wenn wir Sprache nur noch als Gerede nutzen?, fragt Schreiber. Mit Sicherheit. Aber noch viel mehr versäumen wir, wenn wir das Gerede über Sprache vergessen.

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geschrieben von Deike, unter Marketing. Am: 20 Februar, 2008 | Artikel kommentieren »

Professoren sind schwierige Ansprechpartner - schlecht zu erreichen, akribisch genau und nicht selten eitel: Eine Kollegin musste mal einem Professor persönlich ihren Text vor Abdruck abliefern, weil dieser Mails nicht nutzte, Faxe nicht mochte und für die Post keine Zeit mehr blieb. Das sind zugegeben Extremfälle. Vom Grundsatz her sind Professoren höchst interessante Gesprächspartner, davon bin ich überzeugt. Bei ihnen stecken doch die Forschung und die Gedanken, die unsere Zukunft bestimmen. Nur kommunizieren sie diese zu selten und überlegen zu wenig, was für die Öffentlichkeit interessant sein könnte. Das ist eben weniger der 60seitenlange Aufsatz über die Farbsymbolik bei Baudelaire als Überlegungen zur Zukunft der universitären Ausbildung, etwa die These, dass die schwache Lehrerbildung das geeignete Einfallstor der Bologneser war für ihr Vorhaben, die ganze Universität umzustellen.

FAZ_SchuleDiese These stammt von Professor Ewald Terwald, Universität Münster, als Antwort auf meinen Artikel zur gestuften Lehrerbildung : “(…)Zwar war auch die Lehrerbildung (wie die mediziner- und Juristenausbildung) staatlich geregelt und insofern nicht in der Gestaltungskompetenz der Unis. Aber aufgrund ihres geringeren Ansehens konnte sie sich gegen Bologna nicht wehren - so, wie dies bislang ja Juristen und Mediziner tun (noch). Wenn man aber die Lehrerbildung knackt und auf BA/MA umstellt, hat man ja gewissermaßen zwei Drittel aller Universitätsfächer überwältigt(…)” Schade nur, dass der Beitrag nach dem Artikel kam und der Professor vor Abdruck eher vorsichtig war und Zitate abgestimmt und abgeschwächt haben wollte. Wenn klare Worte kommen sollten, dann doch wohl von Professoren mit Beamtenstatus.

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geschrieben von Deike, unter Bildung. Am: 13 Februar, 2008 | Artikel kommentieren »

Eine Freundin schickt mir eine Rundmail: Einladung zu Apfelkuchen, nette Leute treffen - und den Pinsel schwingen. Mit anderen Worten eine Einladung zur Wochenendarbeit, gratis. Im Prinzip kein Problem. Mir haben auch schon Leute bei der Renovierung oder beim Umzug geholfen. Aber ich habe die persönlich und ganz direkt gefragt und um Hilfe gebeten. Rundmails sind aus meiner Sicht so ziemlich das ungeeigneteste Medium, um Unterstützung zu bekommen. Selbst mit persönlichen Mails setzt man ja kaum noch Impulse, es sei denn der Empfänger steht einem wirklich sehr nahe. Besonders schlimm trifft es Journalisten: Frank Patalong, Ressortleiter Netzwelt bei Spiegel Online bekommt täglich 600 Mails - Pressemeldungen, Anfragen, Themenvorschläge. Spam nicht mitgerechnet. Aber wer glaubt, Journalisten jetzt per Telefon besser erreichen zu können, irrt. So versuche ich seit Tagen Michael Prellberg, Redakteur FTD “enable” zu erreichen. Anruf Vormittags, Mittags, Nachmittags, Montags, Mittwochs, Freitags, vergeblich. Das Klingeln führt ins Nichts. Anruf bei der Zentrale: “Der ist telefonisch kaum zu erreichen. Am besten per Mail und wenn Sie Glück haben, meldet er sich bei Ihnen.” Das klingt gar nicht gut. Was also tun: Vielleicht probieren Sie es ja mal mit der guten alten Briefpost, ein sauber formuliertes Anschreiben, gut aufbereitetes Material. Und wenn Sie in der Redaktion gar nicht landen, dann dürfen Sie ruhig auch mal rückschließen, dass Sie mit Ihren Themen bei den ganz großen Titeln vielleicht einfach nicht richtig sind. Dann ändern Sie entweder das Thema oder den Titel.

Bürostress.jpg

PS. Ich bin am Wochenende nicht zum Pinselschwingen gekommen. Aber vermutlich war ich auch gar nicht gemeint. Meine Adresse stand nur unter cc. Okay, das habe ich zur Kenntnis genommen.


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geschrieben von Deike, unter Allgemeines. Am: 4 Februar, 2008 | 1 Kommentar »