Nicht aufgeben, wollen die Gründer der Modernen Schule Hamburg, der die Schulbehörde in letzter Minute die Anerkennung als Schule in freier Trägerschaft entzogen hat. Dabei hatte es bis zum Schluss sehr gut ausgesehen für das engagierte Team aus dem Lehrer Axel Beyer und der Unternehmerin Angela Boltze. Der designierte Schulleiter Beyer hatte mich sogar schon auf die Hamburger Medien angesetzt: Kommen Sie doch nächste Woche vorbei, dann zeige ich Ihnen das Schulgebäude und Sie können den Gründungsstart in Ruhe vorbereiten, hatte er vorgeschlagen. Dazu ist es dann nicht gekommen, weil Die Welt die Geschichte lieber selbst schreiben wollte. Zum Glück für mich, hätte ich doch ganz umsonst recherchiert, zum Unglück für die Moderne Schule weht nämlich inzwischen in der Schulbehörde ein neuer politischer Wind: Zwar hat sich die grüne Schulsenatorin Christa Goetsch verbal zu Schulen in freier Trägerschaft bekannt, aber Schulgründungen mit Schulgeldern bis zu 1.000 Euro monatlich sind der Senatorin einfach nicht grün genug. Doch Sozialauswahl hin oder her: Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gilt ein monatliches Schulgeld in Höhe von 120 Euro als unbedenklich (was für einen Hartz IV-Empfänger auch schon unbezahlbar wäre!). Bei der MSH hätte es 200 Euro betragen, Stipendien waren aber ebenfalls geplant. Und wie soll sich die Neugründung einer Schule anders als über Sponsoren oder Schulgelder finanzieren, wenn am Anfang noch wenig Kinder dabei sind und die öffentlichen Fördergelder erst ab dem dritten Schuljahr fließen? Aufgehängt wurde denn die Absage auch eher an Formfehlern, gegen die Beyer Widerspruch einlegen wird. Und vielleicht wird doch noch alles gut: Die Moderne Schule hat jedenfalls so viel Medienaufmerksamkeit durch die Ablehnung erzielt, wie sie es sich zu Gründungszeiten schon gewünscht hätte. Eltern schildern Gefühle der Ohnmacht, die sie empfinden, wenn andere über die Zukunft ihrer Kinder entscheiden. Die Homepage hatte an einem einzigen Tag rund 4500 Besucher. Unverändert melden sich Eltern an, die erst jetzt auf die MSH aufmerksam wurden, und bekunden Interesse, ihr Kind zum kommenden Schuljahr für die 1. Klasse anmelden zu wollen, so Axel Beyer. Merke, auch negative Schlagzeilen können positive Wirkungen erzeugen. In diesem Sinne ist wohl auch Beyers Gruß gemeint: Er wünscht allen Eltern und Kindern “Schöne Ferien”!
”Ausgezeichnet”, steht unter jeder Mail vom Hamburger Abendblatt - mit einem Hinweis auf den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den die Redaktion 2008 gewonnen hat: Damit lobt die Jury die Lesernähe, aber auch die “Ansprache vernachlässigter Zielgruppen”. Gemeint ist damit so etwas wie die aktuelle Leseraktion: “Das Abendblatt hilft älteren Arbeitslosen bei der Jobsuche.” Arbeitslose jenseits der 45 bekommen die Chance, sich in der Zeitung gegenüber potenziellen Arbeitgebern zu präsentieren. Über ein Kurzportrait, ein Foto und eine Zusammenfassung der Ziele und Fähigkeiten sollen Arbeitnehmer und Unternehmen zusammenkommen. Über 50 Bewerber melden sich in den ersten drei Tagen nach Erscheinen des Aufrufs. Menschen, die bereit sind ihre Arbeitslosigkeit öffentlich zu machen. Macht 50 Hoffnungsträger. Aber nur zwei Firmen wollen bisher Kontakt mit der ersten Kandidatin aufnehmen: Es sind Finanzdienstleister, die Versicherungsvertreter suchen. Macht zwei Hoffnungsbetrüger. Die Bewerberin hatte nach einem kreativen, ganzheitlichen Bürojob in einem kleinen, starken Team gesucht. Die Angebote der Finanzdienstleister erscheinen ihr zu Recht wie Hohn.
Recht hat wohl leider auch Heiko Lüdemann, Gründer des Karrierenetzwerks CoachAcademy mit seiner Aussage: “Es gibt kein Erkenntnisproblem, aber ein Umsetzungsproblem” : Die Unternehmen wissen, dass Sie zukünftig um die erfahrenen Arbeitskräfte nicht mehr herumkommen, aber sie greifen dennoch nur selten auf sie zurück. Fatalismus, Kurzsichtigkeit, das Ende der globalen Boom-Party? Man kann nur den Arbeitslosen raten, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und zu prüfen, ob nicht eine Selbstständigkeit in Betracht käme. Das wird nicht für jeden das Richtige sein, aber zukünftig für weit mehr Menschen, als bisher angenommen, wenn man Sozialforschern wie Jeremy Rifkin Glauben schenken darf.
Kaum ist der Artikel zum Arbeitsmarkt beziehungsweise Bewerbung 2.0 in der Netzzeitung, dann im Manager Magazin oder in der Mitteldeutschen Zeitung erschienen, ruft auch schon der Gesellschafter der HSC Personalmanagement an. Nach welchen Kriterien denn bitte schön die Experten ausgewählt würden. Liegt da ein wenig verletzte Eitelkeit in der Stimme? Auf jeden Fall klingt der Anrufer nicht besonders freundlich. In ähnlicher Tonart frage ich nach, warum dieser dazu eine Auskunft möchte. “Wir bei der HSC sind Experten beim Personalmanagement im IT-Bereich und damit Ansprechpartner für das Thema Web 2.0 und beispielsweise auch Partner der Computerwoche. “. Schön, und was hat das alles mit mir zu tun? Es ist doch nicht mein Problem, wenn ich einen Experten nicht finde oder kenne, sondern das ist ein Problem der Selbstdarstellung oder der Pressearbeit.
Also gut, ich will Ihnen sagen, wonach ich die Experten ausgewählt habe: Svenja Hofert, weil sie ein Buch zum Thema herausgebracht hat - und das war auch der Aufhänger für die Geschichte.
Katy Teubener, weil sie ganz schnell auf den Suchbegriff “Arbeitsmarkt 2.0″ zu finden ist und als Mitarbeiterin der Universität Münster eine gewisse Unabhängigkeit, jenseits kommerzieller Karriereberater signalisiert. Das gilt auch für Christoph Beck von der Uni Koblenz, der auch auf der Podiumsdiskussion auf dem CeBIT-HR-Forum zum Thema „Web 2.0 im Recruiting“ auftrat. Eigentlich sollten drei Experten unterschiedlicher Richtung für ein 80-Zeilen-Beitrag genügen, aber Svenja Hofert hatte mir auch den Xing-Experten Joachim Rumohr empfohlen, der mich wiederum auf meinen Xing-Kontakt Reik Winkelmann stoßen ließ.
Und wer weiß, vielleicht kommt auch bei der nächsten Geschichte PR-Berater Bernhard Lehner unter. Das Mitglied von 123people.de, der ersten europäischen Suchmaschine, schreibt mir: “Ich habe eben Ihren Artikel “www.ich-bin-garantiert-der-richtige-für-sie.de” mit großem Interesse gelesen. Im Gegensatz zu den von Ihnen angeführten Marktbegleiter Yasni.de ist unser Geschäftsmodell auf reine Suche zugespitzt. Profile können auf 123people nicht angelegt werden. Das hat zum einen den Grund, dass nach unserer Erfahrung viele User falsche Profile anlegen, zum anderen über 80 Prozent der angelegten Profile fehlerhaft oder schlampig geführt werden. Beides führt zu schlechteren Suchergebnissen, was natürlich gegen das Interesse einer Suchmaschine ist…” Dazu das Angebot, den Kontakt aufzunehmen, wenn ich mehr über 123people wissen möchte. Wenn auch sicher nicht bei jedem Redakteur so ein “Nachdreher” wegen des hohen Spam- und Mailaufkommens ankommt, er zeigt doch, das man mitliest, mitdenkt und für die Zukunft als interessanter Gesprächspartner zur Verfügung steht.
Ein Tag pro Woche im Home Office - kinderfreundlich, voll flexibel und ein Zugeständnis an die Arbeitnehmer - oder doch eher arbeitgeberfreundlich? “In zehn Jahren kann man quer durch Europa immer und überall arbeiten”, fand das empirica-Institut in einer EU-Studie vor immerhin acht Jahren schon heraus und es ist nicht klar, ob das als Drohung gemeint war. Mitarbeiter des Vorzeigeunternehmens IBM sind jedenfalls nicht nur von den Segnungen ihres mobilen Arbeitsplatzes begeistert. “Ich bin häufig die einzige, die den Laptop im Schrank einschließt”, erzählt eine Mitarbeiterin. Weil sie es ja schon im Unternehmen locker auf 50 bis 60 Stunden bringe, müsse sie ja nicht noch zu Hause arbeiten, findet sie. Mit den virtuellen Strukturen, die eine Teambildung zwischen Hamburg, Berlin und Stuttgart ermöglicht, kommt sie schlecht klar: “Das ist unpersönlich und manchmal total umständlich, wenn alles nur über Datenbanken-Korrespondenz läuft.” Ein Trend: die Unterschiede zwischen Selbstständigkeit und Angestelltendasein schwinden. Das gilt zumindest für Dienstzeiten und Leistungsbereitschaft, wie die Fachjournalistin Bärbel Kerber in ihrem Buch “Die Arbeitsfalle” eindrucksvoll darstellt.
Selbst mittlere Fachkräfte jonglieren mit mehreren Projekten gleichzeitig, checken im Urlaub ihre beruflichen E-Mails und telefonieren auch am Wochenende dienstlich. Dabei ist man allerdings nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Ich wundere mich schon über sonntägliche Anrufer, die alle meine Nummern kennen und es schamlos überall mit irgendwelchen Belanglosigkeiten versuchen. Das ist natürliche auch eine Folge der Selbstdarstellung und Sichtbarmachung wie dieser hier. Meine Gegenstrategie: Sonntägliche Anrufer laufen bei mir ins Nirwana und wenn sie es tatsächlich unter der Privatnummer versuchen sollten, bekommen Sie die freundliche Rückmeldung: “Entschuldigung, Sie müssen sich verwählt haben, dies ist ein Privatanschluss und Gott sei Dank ist Sonntag.”
myspace, facebook, linkedin, sms, skype, icq, dsds, germanynexttopheidi, zählt Marketingexperte Reik Winkelmann die Versuchungen auf, die neue und alte Medien so bieten. Kann schon mal sein, dass der eine oder andere sich in den Kommunikationstools verheddert und das Wesentliche einfach vergisst: “Störend empfinde ich die mangelnde Disziplin von XING-Nutzern: “Keine Anrede, keine Grußformel, keine Antwort”, schreibt Winkelmann, der den Zusatz “XING-Nachrichten beantworten ist gut für´s Karma” in seiner Netzwerk-Firmierung trägt. Nun, die mangelne Disziplin gilt nicht nur für XING-Nutzer. Journalisten, Marketingexperten und Geschäftsführer gehören auch den Zielgruppen, die viel Kommunikation ausgesetzt sind und sich manchmal nur durch Rückzug glauben wehren können. Das ist menschlich, aber sorry nicht konsequent: Wenn ich mich in soziale Netzwerke begebe, muss ich die Spielregeln der Kommunikation respektieren, wenn ich meine Mail-Adresse öffentlich mache, muss ich auch auf ernst gemeinte Anfragen reagieren. Das gilt zumindest dann, wenn ich über den Erstkontakt hinaus bin und mich schon einmal mit dem Gegenüber per Mail, Netzwerk oder Telefon ausgetauscht hat. Oder wie würden Sie es empfinden, wenn Ihre Frage nach einem öffentlichen Vortrag einfach ignoriert würde? den ganzen Artikel lesen »