Über 200 Weihnachtsgrüße zieren das Empfangsregal beim dpa Themendienst in Hamburg. Was fällt da auf? Das, was sich abhebt von der Masse, was zum Zeitgeist passt und vor allem auch zur Dienstleistung des Absenders. Der geigende Mamorengel zum Dendrochronologen etwa (das ist jemand wie Micha Beuting, der das Alter der Dachbodengeige oder der vermeintlichen Stradivadi bestimmen kann):

Christmas Putte

Oder Playmobil Barack Obama und der Weihnachtsmann unter dem Slogan “Yes we can”, verschickt von der Hamburger Kommunikationsagentur “Mann beißt Hund“: “Professionelle Kommunikation schafft Vertrauen: Unsere beiden Vorbilder versprechen, Milliarden Geschenke in Lichtgeschwindigkeit auszuteilen. Wir glauben Ihnen gerne.”  So die Erklärung der Agentur zu ihrem gewählten Weihnachtsmotiv. Eine gelungene Kommunikation, finde ich. Und auf jeden Fall bringen Sie sich damit besser in Erinnerung als mit blinkenden Weihnachtsmännern und weitergeleiteten amerikanischen “Seasons Greetings”. Ausgedruckte Mails sind übrigens auf dem dpa Empfangsregal nicht vertreten - wie auch, die können ja nicht mal aufrecht stehen.

Professionelle Kommunikation schafft Vertrauen

Professionelle Kommunikation schafft Vertrauen


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geschrieben von Deike, unter Gründer, Marketing. Am: 23 Dezember, 2008 | 1 Kommentar »

Schlechte Stimmung bei den Journalisten bei großen Verlagen wie Axel Springer oder Gruner & Jahr.  Nein, es ist nicht das Ende des Wirtschaftsjournalismus oder der Lokalzeitung, aber der goldenen Zeiten allemal. Sinkende Auflagezahlen und zögerliche Anzeigenkunden; eitle, erfolgsverwöhnte Chefredakteure und Verlagsmanager, denen es nicht um Qualität, sondern um schnellen, kostengünstigen, populären Stoff zwischen den Anzeigenblöcken geht. In diesen Zeiten wird das Internet schnell zum Sündenbock. “Allen Ressortleitern im Hamburger Abendblatt wurde kurzerhand auch die Online Ressortleitung übertragen”, berichtet ein Abendblatt Redakteur und es ist nicht klar, ob er sich über diese neue Aufgabe freuen soll. Einfach nur die Printinhalte Online zu stellen, genüge schließlich nicht mehr, so die Anweisung der neuen Chefredaktion. Online ist daher in Zeiten knapper Budgets und des Stellenabbaus eine zusätzliche Belastung für die Kollegen, statt eine Chance. Sie fühlen sich entwurzelt, wie Thomas Knüwer in seiner vielkommentierten Journalismus-Analyse schreibt. Für den Handelsblatt-Redakteur stehen sie nicht mehr im Leben, weil sie der Zeitgeist nicht mehr umtreibt: “Sie melden sich nicht mal unter falschem Namen bei StudiVZ, Facebook, Myspace oder Twitter an”, so Knüwer. Investigativer Journalismus ist sicher eine gute Sache, aber gehört das denn zum Standardprogramm eines guten Lokal- oder Wirtschaftsredakteurs? Ist das nicht wiederum eine Selbstüberschätzung der Internet-Marketing-Gurus? Twitter, was ist das eigentlich genau? Der Höhepunkt von Belanglosigkeiten und Seelenstreaptease, sagt die einen. Der ultimative Kick der Selbstdarstellung, die anderen. Markus zeigt mir, was geht und ehrlich, das überzeugt mich nicht. Dass jemand sich auf Kartoffelsuppe freut oder gerade den Bus verpasst hat, interessiert mich nicht wirklich, selbst wenn ich die Person kenne. Kein Wunder, dass renommierte Vereine wie Werder Bremen nur drei Followers für ihren völlig inhaltsleeren Twitter finden. Und mag Bayern München die Tabelle auch anführen, was heißt das schon. Alle Einträge sind eh nur auf kurze 140 Zeichen begrenzt. Das ist wie beim Radio, als man die Wortbeiträge gesenkt hat und nur noch Musik und Werbung gesendet hat: Entstanden ist ein Nebenbeimedium, das austauschbar ist. Blogs, Mails, Social Networks, alles unnütze Zeitfresser, sagt einer meiner Kunden, der Twitter vermutlich noch nicht einmal kennt. Okay, widme ich mich also wieder dem richtigen Geschäftsleben…

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geschrieben von Deike, unter Allgemeines, Marketing. Am: 18 Dezember, 2008 | 1 Kommentar »

“Egal, ob Ingenieur, Betriebswirt oder Chemiker, Sie sind später in der Metallindustrie gefragt,” betont der Leiter Anwendungstechnik im Hamburger Aluminiumwerk. Vor sich hat er eine Gruppe Oberstufenschüler,  ein Leistungskurs Chemie und es ist konsequent, wenn der Metallurge für eine naturwissenschaftliche Bildung plädiert. “Sie werden in jeder Disziplin genug lernen, um uns voranzubringen - von der Germanistik einmal abgesehen.” Da ist es wieder,  das Bild von den überflüssigen, nichtsnutzigen Geisteswissenschaften. Klar, mehr naturwissenschaftliches Wissen in den Schulen muss sein, damit es nach der Krise wieder genug Ingenieure gibt, die Deutschland voranbringen. Aber wo sind die Leute, die sich in und nach der Krise Gedanken machen, über den Sinn einer Wirtschaft, die auf Kosten der Zukunft wächst. Die trotz Krise nach vorne blicken, nach dem Sinn der Wirtschaft und des Lebens fragen. Ich behaupte, in Krisenzeiten sind Geisteswissenschaftler das Vorbild für alle: Weil sie auch schon in Boomzeiten nicht zu den gefragten Wissenschaftlern zählen, dennoch in Massen jährlich die Universitäten verlassen und - das ist erstaunlich - irgendwie irgendwo unterkommen. Das gilt wie in anderen Disziplinen auch nicht hundertprozentig und der taxifahrende Philosoph hat sicher nicht umsonst traurige Berühmtheit erlangt. Aber er ist eben auch ein Medienklischee, das ganz und gar nicht mehrheitstauglich ist, weil die meisten Freigeister sehr wohl arbeitsmarkttauglich sind. Das hat die Professorin Martha Meyer-Althoff in zahlreichen Verbleibsstudien nachweisen können: Geisteswissenschaftler arbeiten als Lektor, Journalist, PR-Fachmann oder Personalverantwortliche. Manche finden auch ihre Nische in Banken oder selbst in der Industrie: Da sind sie das Salz in der Suppe. Und immer mehr Geisteswissenschaftler gründen - klein, dienstleistungsorientiert, vorsichtig, aber durchaus erfolgreich.

Call a Bike - eine soziologische Erfindung

Call a Bike - eine sozialwissenschaftliche Erfindung

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geschrieben von Deike, unter Bildung, Gründer. Am: 12 Dezember, 2008 | Artikel kommentieren »

Ansprechpartner stimmt, das Betreff ist motivierend, das Thema eine Erfolgsstory aus dem Mittelstand und als solche biete ich sie der Wirtschaftswoche an. Per Mail, wie mich das Redaktionssekretariat bittet. Fünf Minuten später eine freundliche Antwort: Das sei eine Unternehmensgeschichte und damit nicht richtig im Ressort “fivetonine”, aber der Ressortleiter will es den Kollegen weiterleiten. Ich bedanke mich und füge noch einen Ansprechpartner aus dem Unternehmen hinzu. NIcht lange darauf eine zweite Mail, die aber nun nicht mehr freundlich.  Da ich ja auch, wie meinem Blog zu entnehmen sei, PR mache, sehe man von der Weiterleitung ab. Ich greife zum Telefon: Der Redakteur ist auf 180, da hilft auch meine Entschuldigung nicht wirklich: “Machen Sie Ihre Hausaufgaben”, bellt er ins Telefon. Die Hausaufgabe lautet, PR-Themen nicht als journalistische Themen zu verkaufen und damit den eh schon belastenden Redakteur an der Nase herumzuführen. Als ob das meine Absicht gewesen wäre. Meine Absicht war, ein gutes Thema zu verkaufen. Aber Worte wie “Themenvorschlag”, “Geschichte eine Ein-Mann-Unternehmers” sind offenbar den freien Mitarbeitern vorbehalten. So hat der Ressortleiter meine Mail falsch abgelegt und erst meiner Antwort entnommen, dass ich im Auftrag des Unternehmens arbeite. Das macht ihn so richtig wütend, denn für PR hat er gar keine Zeit. Vor allem aber zeigt es, wie verwundbar das System ist: Weil freie Mitarbeiter nur schlecht bezahlt werden und dazu noch oft Nutzungsrechte abtreten müssen, die eine Zweitvermarktung ihrer Themen erschweren, besteht die Versuchung, noch mal direkt von der Wirtschaft zu kassieren.

djv-Online-Befragung: Freie Journalisten unzufrieden mit Bezahlung

djv-Online-Befragung: Freie Journalisten unzufrieden mit Bezahlung

Solch eine gefährliche Doppelstrategie kann ich mir allerdings nicht leisten. Sie würde über ein paar Klicks im Netz auch viel zu leicht auffliegen. Allerdings kann ich mir auch keine Mails leisten, die unter dem Stempel der PR gleich im Papierkorb oder auch Spamfilter landen. Was tun? Ich gelobe Besserung und mache meine Funktion zukünftig deutlicher. Aber auch die andere Seite darf ruhig dazulernen: Nicht jede Geschichte muss gleich Mist sein, nur weil eine Pressefrau auf sie gestoßen ist. Bitte liebe Redaktionen,  trennt doch die Spreu vom Weizen bei den Inhalten und Themen und nicht bei Absenderadressen.


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geschrieben von Deike, unter Marketing, Pressearbeit. Am: 1 Dezember, 2008 | 1 Kommentar »