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Arndt Groth: Nahbarer Digital-Steuermann
Genfer See statt Außenalster: Der passionierte Segler Arndt Groth muss ab September auf einem neuen Schiff anheuern. Denn mit dem Wechsel in die Schweiz als designierter CEO der PubliGroupe dürfte der Hanseat seine Rolle als Crew-Mitglied an Bord der Trivia nicht mehr ausfüllen können. Er wird es bedauern: Die Trivia ist eine altehrwürdige Jacht der 12-Meter-Klasse, Baujahr 1937. Heute segelt die ehemalige America’s Cup-Teilnehmerin unter dem Kommando des ePages-Gründers Wilfried Beeck – der Weggefährte war von 2006 bis 2007 auch Groths Chef, als dieser dort den CEO-Posten innehatte. Am Sitz des neuen Arbeitgebers PubliGroupe in Lausanne sollte Groth aber eine andere Crew finden, die Wege zum Genfer See und Zürichsee sind kurz. „Angeblich kann man da auch segeln“, meint der 47-Jährige augenzwinkernd.
An Land soll er ab September den Umbau der PubliGroupe vom ursprünglich reinen Printvermarkter zum digitalen Fullservice-Anbieter weiter vorantreiben. Für 2011 vermeldete die Gruppe ein Nettoergebnis von 14,6 Millionen Schweizer Franken und einen Betriebsgewinn von 30,5 Millionen. Sie teilt sich auf in die Säulen Media Sales, Search & Find sowie Digital & Marketing Services. Das Sorgenkind der Gruppe stellt der Mediabereich dar, der Verlust ausweist. Wichtigste Gewinnstütze ist das Auskunftsgeschäft mit local.ch. Die digitalen Marketingservices treibt vor allem Zanox – europäischer Affiliate-Marktführer. An Zanox sind Axel Springer und PubliGroupe beteiligt. Die Schweizer führen das Gesamtsegment Online als Wachstumsbringer: Unter Einbeziehung der Zanox-Gruppe und local.ch liegt der Digitalumsatz bei 710 Millionen Franken, 15,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der Web-Dienstleister Namics, in Deutschland etwa in München und Frankfurt präsent, zählt zu den interessanten Online-Töchtern von PubliGroupe.
Für eine Gruppe, die sowohl Print- und Kino- als auch Digitalvermarktung betreibt, aber gerade Digital ausbauen will, scheint der erfahrene Groth eine schlüssige Lösung. Schließlich setzte der studierte Betriebswirt in den vergangenen Jahren Akzente bei einer langen Reihe von Medien- und Digitalunternehmen: Seine Karriere begann bei Hutchison Telecom und der Verlagsgruppe Holtzbrinck, 1998 gründete er den Deutschland-Ableger des Internet-Werbeunternehmens Doubleclick. 2001 wechselte er als Vorstandsvorsitzender an die Spitze des Telekom-Online-Vermarkters InteractiveMedia. Von dort ging es mit Zwischenstopp beim späteren Segelpartner Beeck als CEO von ePages weiter zum Vermarktungsnetzwerk Adconion. Bis Mitte Februar war Groth dort President Europe, dann zog er sich in den Beirat zurück. Dort wie auch im ePages-Beirat wird er verbleiben, daran ändert der Wechsel in die Schweiz nichts.
Gleiches gilt für seine Rolle als Steuermann des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW): Präsident wird Groth bis zum Ende der Amtszeit im Sommer 2013 bleiben. Alles weitere zeigt sich dann. Durchaus vorstellbar, dass der gut vernetzte und in der Branche geschätzte Groth der deutschen Digitalszene auch danach erhalten bleibt. Den stets nahbaren und verbindlichen Groth als obersten Diplomaten würden viele vermissen.
Ab Herbst wird Groth zunächst nach Lausanne pendeln. Der komplette Umzug steht an, wenn die Zwillingstöchter das Haus verlassen. Da beide Mädchen steil Kurs auf das Abitur halten, handelt es sich dabei aber um einen überschaubaren Zeitraum.

Pfister Redakteur