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Der Briefwechsel , welchen Theodor W. Adorno und Walter Benjamin ab 1934 unterhielten , ist als Zeugnis so bedeutend wie vieldeutig . Ko- Respondenz im Wortsinn , beantworten hier einander zwei ( mit ihren 1925 bzw. 1928 gescheiterten Habilitationen ) akademische Aussenseiter auf der Suche nach Fundament und Signatur der Moderne .

Die Parallelen von “zwei Intellektuellen, die am selben Knochen nagen” ( Adorno ) brechen sich an den lebensweltlichen Differenzen : hier Benjamin , mittellos , im Pariser Exil , geistig beheimatet und aufgehend im Jahrhundert- Projekt der “Passagen” ; dort Adorno , elf Jahre jünger , finanziell und institutionell eingebunden , sich in ehrgeizigem Willen zu Werk und Wirkung verzehrend .

Diese mehrfache Verschränkung der Interessen lädt den Wortwechsel mit einer komplexen Dynamik auf , welche weit über das rein Private und Philosophische hinaus weist . Aus dieser inneren Elektrizität schlägt eine mutige akustische Annäherung nun Funken und Feuer : Die sorgfältig gewählten Zeugnisse akzentuieren die Meilensteine einer Beziehung des Werbens und Begehrens , Gewährens und Zurückweichens .

Mit Hanns Zischler , der die Adorno- Parts männlich drängend gibt und Martin Wuttkes weich leisem , manchmal fast weiblichen Benjamin wurden zwei fähige Sprecher gefunden , die halsbrecherische Syntax beider Schreiber zu meistern . Harald Krewers resolute Regie bewahrt den Wortwechsel glücklich vor den Untiefen persönlicher Einfühlung , gleichzeitig aber auch vor abstraktem Abheben . Durch den Kunstgriff , mit dem Herausgebers der Briefe , Henri Lonitz , einen sehr lebendigen und kundigen Kommentator zwischen die Papiersätze zu platzieren , erhält das Geschriebene und Gesagte Erdung und Lebenswelt . Selten treffen handwerkliches und konzeptuelles Können so glücklich zusammen wie in dieser Produktion – einem bemerkenswerten Plädoyer für die Möglichkeit eines richtigen Denkens im falschen .

Theodor W. Adorno | Walter Benjamin : Briefwechsel, gelesen von Martin Wuttke u. Hanns Zischler, kommentiert von Henri Lonitz, 3 CDs ( 180 Min.), speak low 2007 ||| Picto “Suchen” : Kati Söderberg @ papunet.net |||

Rhythmisch geklügelt im chiaroscuro zwischen ambient und minimal ::: czz hörempfehlung

23 metronome und -pole minuten von Kroatiens Gestaden . Kalope aka Jan Nemecek lässt in schönster Wiederholungtat auch die neue EP Flatfield beim Belgrader netlabel norbu erscheinen – nicht eben zum Schaden seiner Gastgeber – 01.flatfield (11:52) , 02.lintilla (10:53) . Wie man sieht , wie man hört : es lohnt sich . Aberdassagensiejaimmer .

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