Doron Rabinovici: 29.12. Ahungalla

| mitSprache unterwegs |

29.12.09

Wieder in der Bogenvillya der one world foundation. Ich schaue Laurents Photos durch. Da ist er, der chassidisch orthodoxe Rabbiner, der in Sri Lanka und in Indien darauf achtet, ob Essen und Getränke auch wirklich koscher hergestellt werden.

Photo © Laurent Ziegler

Keine Photos habe ich von Uri, den ich in Hikkaduwa traf. Werde ich ihn wiederfinden? Er sei nicht einer jener Israelis, die des Armeedienstes wegen hierher kommen, versicherte er mir. Dann aber erzählte mir von seinem Einsatz im Libanon und von seinen Begegnungen in Gaza. Wie er bei den Kontrollpunkten mit den Palästinensern fühlte. Wie er sich selbst dabei fühlte. Er berichtete, in welches Chaos er in den Kämpfen geraten war. Der Militärdienst war nichts als Pflicht und Ordnung. Viel schlimmer aber, der Irrgang der Schlacht. Ich sehe immer noch seine Augen. Wie er schaute, als er redete; sich verredete.

In der Nacht skype ich Naama Yuria, die Tochter meines Cousins. Sie studiert derzeit in England. Naama ist Videokünstlerin. Ich spreche mit ihr über meine Fahrt nach Goa. Sie weiß von einem Freund, der eben in Indien ist, und will ihn anrufen, um ihn nach Adressen zu fragen.

Danach skype ich mit Janet. Sie lebt in Goa. Vor dreißig Jahren waren wir in derselben jüdischen Jugendbewegung in Wien. Wir propagierten ein Leben in Israel, im Kibbuz; in einer klassenlosen Gesellschaft. Heute führt Janet seit vielen Jahren ein Café in Goa. Sie ist mit einem Israeli verheiratet, den es dorthin verschlug. Bald schon werde ich sie besuchen.

Vor zwei Wochen traf ich ihre siebzehnjährige Tochter, Amber, im Café Korb, in Wien. Sie trank Schokolade mit Schlag. Für uns beide bestellte ich eine Portion Guglhupf mit zwei Gabeln. Sie wuchs in Indien auf. Jetzt ist sie seit dem Sommer in Österreich, um da zu studieren.

Amber erzählte von Goa. Sie empfahl mir ein Hotel in Anjuna und verschaffte mir den Kontakt zu dessen Besitzer, zu Faruk. Geboren wurde Amber in Indien, ihr Vater ist Israeli, ihre Mutter ein Jüdin aus Wien. Als was sie sich denn fühle, fragte ich sie. Als Österreicherin, sagte sie, und ihr Deutsch klang wienerisch gefärbt, als wäre sie nie anderswo gewesen. Sie spricht zudem Englisch, Marathi, Konkani, Hindi und Französisch. Iwrith versteht sie auch ein wenig.

In der Hitze der Nacht. Ich liege unter dem Moskitonetz. Ich überarbeite Texte. Draußen das Lärmen der Frösche. Ihr Quaken und Grunzen übertönt jeden anderen Laut.

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