2.1., Anjuna
Ich gehe hinaus aus dem Hotel, das auf einem alten portugiesischen Grundstück steht. Außerhalb ist nichts als Land. Ein Feldweg. Familien, die an der Trasse arbeiten. Männer und Frauen, dazwischen die Kinder. Sie leben in Zelten am Rand. Eine eigene Kaste, die von einer Baustelle zur nächsten ziehen. Fahrendes Volk in jeder Bedeutung des Wortes: Leute der Straße.
Dann ein Fußballplatz. Kinder spielen und winken mir zu. Mehrere Hundert Meter später sitzen Frauen unter Bäumen und bieten Bananen, Papayas und Kokosnüsse feil. Motorräder rattern vorbei. Tuktukfahrer fragen, ob ich mitgenommen werden möchte. Ich gehe weiter durch die Hitze.
Später. An der Küste. Ich sitze in der Strandbar Curlies. Es ist nicht das Meer von Goa, das die Israelis hertreibt. Die Leute liegen auf Betten im Sand, sitzen an Tischen in der Bar, kauern auf dem Dach. Ich gehe hinauf und lege ich mich auf eine Matratze. Um mich Jugendliche aus Kalkutta. Die Joints kreisen.
Unten treffe ich zwei Israelis, die sich hier sehr wohl fühlen und keine Sehnsucht nach Israel oder dem Judentum empfinden. Im Gegenteil. “Wenn du einmal nur eine Stimme hörst oder einen Geist siehst, dann nennen sie dich durchgedreht. Aber wenn du denkst, es gäbe einen Gott, dann bist du ein gläubiger Mensch.”
Ich sehe Schillums von einer Hand zur nächsten wechseln. Das mehrfache Ansaugen, und dann der Rauch, der durch die Nase entweicht. Umwölkte Köpfe. Ein Odem voll Hasch.
Am Abend bei Zoorie’s. Ein israelisches Restaurant, das auf dem Abhang über der Küste liegt. Ein Lokal auf mehreren Terrassen mit Blick auf die Wellen und den Sonnenuntergang. Ich rede mit jungen Israelis. Rechts von mir sitzt ein in die Jahre gekommenes Hippiepaar. Lange graue Locken und weißer Vollbart. Links neben mir eine Tätowiererin, aus dem kanadischen Quebec. Dreadlocks unter Turban. In der Lippe ein Ring. Auf der Schulter ein Tattoo, ein polynesisches Muster. Sie lebt und arbeitet in Nepal. Den Winter verbringt sie in Goa.
Eine sagt mir in Ivrit: “Sind die anderen etwa besser?” Sie lächelt schief. Sie sagt: “Ich weiß, wovon ich rede. Ich bin Russin. Sind die höflicher? Sind die Italiener stiller? Sind die Deutschen rücksichtsvoller? Im Gegenteil.”
Nach etwa sechsunddreißig Stunden finde ich ins Bett.
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