Clemens Berger: Rothblog 14 | JFK, 22. Februar 2010

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JFK, 22. Februar 2010

Diesmal lief alles wie am Schnürchen, ich werde keinen weiteren Flug versäumen. Gerade ertappe ich mich bei meiner alten Österreicherfeindlichkeit: Ich sitze am Gate von Air France, um den Zustand des Weitwegseins noch bis zum Boarding genießen zu können. Terminal 1, der letzte Security-Check für eine Weile ist überstanden. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich meinen Gürtel aus den Schlaufen zog, die linke Hosentasche nach Kleingeld durchsuchte, meinen Laptop aus der Tasche nahm, die Schuhe auszog und mich um einen unverdächtigen Gesichtausdruck bemühte, während Männer und Frauen in Uniformen die Reihen abschritten und lauthals verkündeten, was wie in welche Behälter und was einfach aufs Förderband komme.

Nur einmal, auf Liberty Island, kurz vorm Eingang zur Statue of Liberty, prustete ich los: Ich war erst vor Besteigen der Fähre kontrolliert worden, mindestens so genau wie auf einem Flughafen, und nun, zehn Minuten später, der nächste Security Check. Nach dem üblichen Ritual musste ich mich in einen Scanner stellen, stehenbleiben, air pressure on, von den Seiten wurde Luft in meine Seiten geblasen (bei Menschen mit weiteren Gewändern sah das bemerkenswert aus), ich musste lachen. Wofür das sei, fragte ich einen Beamten. Wenn jemand chemische oder sonstige Substanzen am Körper trage, antwortete der, werde das gerochen. It smells it. Riechende Luft, dachte ich, da schau her. Zehn Minuten auf der Fähre, das könne nur bedeuten, dachte ich später einer Bekannten gegenüber vor mich hin, dass jemand auf dem Schiff sein müsse, eingeschleust, ein Besatzungsmitglied, das einem etwas Gefährliches übergeben oder hinterlegen könne – oder einer der Ranger auf Liberty Island. Du denkst wie ein Verbrecher, sagte meine Bekannte.

Von Wien nach New York, von New York nach San Juan, von San Juan nach Chicago, von Chicago nach New York, von New York nach Wien. Der Geschichtenkoffer ist wieder voll. Jetzt wird Das Streichelinstitut eröffnet. In der Mondscheingasse.

P.S. Als ich dann doch zum Austrian-Gate und langsam durch den Gang zum Flugzeug ging, freute sich die Frau vor mir ungemein, endlich wieder die Kronen Zeitung lesen zu können – endlich etwas Heimatliches. Überschrift: KLARES NEIN ZU ASYLZENTRUM. Welcome back.

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