Christoph W. Bauer : Trotta und ich | 2

| mitSprache unterwegs |

Paris, VI. Arrondissement, Trotta hat es eilig, ich kann ihm kaum folgen, den Boulevard Saint-Germain entlang, vorbei am Café de Flore, wo sich die Pariser Avantgarde des 20. Jahrhunderts getroffen hat, in den 20er-Jahren soll über dem Café Charles Maurras gewohnt und gearbeitet haben, sage ich, Trotta rümpft die Nase.

Ich schaue auf die gegenüberliegende Straßenseite zum Les Deux Magots und gerate ins Schwärmen, hier gingen Verlaine, Rimbaud und Mallarmé ein und aus, Breton, André Gide, Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Auch Hemingway, Camus und Picasso seien oft in diesem Café zu Gast gewesen, mir ist nach einer kleinen Pause, Trotta ist’s einerlei, er packt mich am Handgelenk zieht mich weiter.

Rechts ab in die Rue de Seine, aus dem Gerard Mulot tritt eine Gruppe von Touristen, the filling was wonderful and creamy, höre ich eine Dame sagen und bedeutungsschwer fügt ein Herr mit Baseballmütze auf dem Kopf hinzu: I tried lots of cafe’ flavored macarons in Paris – hands down, the best ones were at Gerard Mulot. Gerne würde ich mich von seiner Rede überzeugen, doch Trotta unterbindet jede Gaumenfreude, immer zielstrebiger wird sein Schritt jetzt, schon erreichen wir die Rue de Tournon, steuern geradewegs auf den Jardin du Luxembourg zu.

Kurz vorm Eingang zum ehemaligen königlichen Schlosspark bleibt Trotta plötzlich stehen und streckt den Arm aus. Mein Blick gleitet von seiner Schulter Richtung Ellbogen, dann den Unterarm entlang zur Fingerspitze, sie zeigt aufs Café Tournon – “Dahinein!”, befiehlt Trotta …

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