NEUES VON FREUNDEN

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Brigitta Falkner : Populäre Panoramen
Klever Verlag 2010 | Video

GRUNDBÜCHER UPDATE

Michael Braun musste seine Teilnahme an dem für 18.10.2010 geplanten Grundbuchabend zu Franz Josef Czernins “Elemente . Sonette” krankheitsbedingt absagen . Die Veranstaltung wird auf 2. 2. 2011 , Alte Schmiede , 19 H verlegt .

czz-neuesvonfreundenIn der von Klaus Kastberger betreuten löblichen Reihe “Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945″ präsentiert der Literaturwissenschafter Michael Braun ( Heidelberg ) Franz Josef CzerninsElemente . Sonette” ( Hanser 2002 ) im Gespräch mit dem Autor . Selbstredend liest Czernin aus dem solcherart kanonisierten Werk .

Wasser, Feuer, Erde, Luft – die Urprinzipien der Welt. Vier Elemente, aus denen jedes Sein besteht. Franz Josef Czernin macht diese mythischen Urkategorien der Elemente nicht nur zum Thema seines Sonettenzyklus, sie prägen die Gedichte auch in ihrer Form. Die Sprache ist von Element-Metaphern wie „ganz Feuer und Flamme“ oder „Du bist Luft für mich“ durchsetzt und weist mit ihrer Bildhaftigkeit darauf hin, wie tief die Elemente in die Natur der Sprache reichen.

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MANCHE MÖGEN’S WILDER

Hinter dem sprachspielerischen Titel “Manche mögen’s Wilder” präsentieren die Österreichische Exilbibliothek in Kooperation mit Synema ( Gesellschaft für Film und Medien ) einen mit Filmbeispielen nicht geizenden Vortrag des Wilder- Spezialisten Gert Gmünden . Gmünden ist Professor am Dartmouth College ( USA ) und Autor der 2006 erschienen Monographie “Filmemacher mit Akzent . Billy Wilder in Hollywood ” .

Billy Wilders Karriere wurde durch das Wien des Fin de Siècle und das Berlin der Weimarer Republik ebenso geprägt wie durch die Erfahrung von Vertreibung und Exil. Filmklassiker wie Sunset Boulevard, Some Like It Hot oder Apartment gehören in das Pantheon des US-amerikanischen Kinos, bezeugen aber auch eine entschieden europäische Dimension. Mit seinen von Wiener Dekadenz, jüdischem Humor, Berliner Schnauze durchsetzten Drehbüchern und Filmen hat Wilder ein unverwechselbares Idiom geschaffen.

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CZERNIN NOVITÄTEN : LISA SPALT , MICHAEL STAVARIC

czz-neuesvonfreundenSchwer konfliktreich gestaltet sich der Entscheidungsnotstand am Dienstag Abend , da “Salon“- Autorin Lisa Spalt in der Buchhandlung phil das lange unter dem Arbeitstitel “TULPEN” geführte Prosaexperiment nun unter dem Titel “Blüten . Ein Gebrauchsgegenstand ” präsentiert , gleichzeitig allerdings in der Alten Schmiede Novitäten der “Salon”- Kollegen , herbert j. wimmer und Thomas Ballhausen vorgestellt werden .

Mit “Blüten ” erweist sich Lisa Spalt erneut als eine der profiliertesten Schriftstellerinnen ihrer Generation. Kompromisslos poetisch schreibt die Autorin über Wert und Verwertung der Natur, über das Ansteckende der Schönheit und ihre bisweilen krankhaften Auswüchse am Beispiel der holländischen Tulpenmanie zu Beginn des 17. Jahrhunderts …
Plötzlich wurden Tulpenzwiebeln statt Aktien gehandelt, Laien riskierten an Tulpenbörsen, die in den Hinterzimmern von Wirtshäusern eingerichtet worden waren, ihr Hab und Gut. Diese historisch verbürgte Begebenheit bildet den Ausgangspunkt von Lisa Spalts literarischem Parforceritt durch die Kulturgeschichte. Ein Sprachexperiment, das in der Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht. (Verlag)

Als zweite Novität im Czernin- Programm stellt Michael Stavarič seine Prosastücke “Dejà-vu mit Pocahontas | Raritan River” vor .

Stavarič, der neben anderen Veröffentlichungen im Frühjahr 2011 seinen fünften Roman publiziert und damit einer der produktivsten Autoren der jüngeren Generation ist, beweist mit diesen kleinen Meisterstücken einmal mehr, dass literarischer Mut unterhaltsam sein kann. In “Déjà-vu mit Pocahontas” begibt sich der Erzähler auf eine Lesereise. Die Züge, die ihn in Deutschland an sein Ziel bringen, verheißen einiges: Erkenntnis und ein amüsantes Stelldichein mit der modernen Pocahontas. Geschickt bedient sich Stavaric Arno Schmidt’scher Sprache und Topoi, um dann den Leser auf ganz andere Spuren zu lenken. “Raritan River“ wiederum spielt auf amerikanischem Boden, der Erzähler folgt einem Fluss und seinen dazugehörigen Ortschaften, einst tiefstes Indianerland. Dabei entsteht ein literarischer “Roadmoviereport“ – Überliefertes, Geschichtliches und Alltägliches vermengt sich zu absurden Szenerien. (Verlag)

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MUSTER VON LEBEN : NEUES VON BRIGITTA FALKNER , THOMAS BALLHAUSEN , HERBERT J. WIMMER

czz-neuesvonfreunden“Muster von Leben” lautet das Motto , unter welchem drei wichtige Neuerscheinungen figurieren : “soziales Verhalten erforschen , analysieren , interpretieren und hervorbringen” . Man muss den intrikaten Titel dieser dichten Novitäten- Präsentation nicht unbedingt verstehen , um die Lesungen von herbert j. wimmer ( Ganze Teile . 101 Gedichte – Klever 2010 ) , Thomas Ballhausen ( Bewegungsmelder . Prosa – Haymon 2010 ) sowie die teilweise im “Salon” ausgestellte AV- Präsentation von Brigitta Falkner ( Populäre Panoramen , Texte und Bilder – Klever 2010 ) zu geniessen .

Herbert Wimmer legt “Gedichte aller Art“ vor: Wortschöpfungskaskaden, Listengedichte, Montagen, Essaygedichte, Minimalistisches, Kritisches: Schreiben und Leben in städtischen Verdichtungsräumen. Dazwischen Gedichte der Trauer um die Freundin Elfriede Gerstl, Reflexionen über Glück und Verlust, über Gedächtnis und Sprache.

Thomas Ballhausen verbindet Elemente suggestiven Erzählens, sinnlicher Beschreibung und distanzierter begrifflicher Analyse zu einem über mehrere Ebenen gespannten Erzählstil.

In Brigitta Falkners “Populäre Panoramen” geht es u. a. um eine Bahnfahrt und sich anbahnende Beziehungen zwischen Reisenden, ein schon in russischen Romanen beliebtes Thema. Aber diese Realität der Bahnfahrt eröffnet nicht nur ein ständig wechselndes Innen und Aussen, Zufallsfahrgäste und mögliche Gefahrenmomente, sie ist an sich vielschichtig, denn sie besteht aus dem gesamten Hyperkubus menschlichen Wissens, der hier zwanglos zwanghaft eine anatomische Beschreibung der Gesichtsmuskulatur beim Lippennachziehen ebenso einbezieht wie er die Frage nach der Spurweite der Bahn auf die römischen Pferdefuhrwerke zurückführt, die sich in der Normierung des Spaceshuttle-Transportsystems wiederfindet. ( … ) Dieses Geschehen spielt natürlich nicht in einem gleichartig strukturierten euklidischen Erzählraum, hier geht es holterdipolter von Domäne zu Domäne, Mikrokosmos und Makrokosmos schieben sich in und übereinander, freudianischer Witz grinst obszön dazwischen. In den “Populären Panoramen“ formiert sich ein Stück Literatur, extrem zeitgemäss, sprachorientiert, witzig und kombiniert mit sehr klaren surrealen Illustrationen aus Brigitta Falkners Bilderwerkstatt.

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LINZER NOTATE

Unter der bewährten Trademark “Linzer Notate” fungiert eine Lesung von Literatur aus Bludenz als Finissage zur jahreszeitlich gefärbten Ausstellung “BERG , DER LAUB – LAUB , DER BERG” . Es lesen Christoph Aigner , Robin Maurer und Verena Rossbacher , Ingo Springenschmid moderiert .

Drei differente literarische Positionen aus Bludenz : Als “Spuren der Zurückhaltung“ kennzeichnet Thomas Schestag die zwischen den Künsten siedelnde Arbeit von Christoph Aigner; Robin Maurer dagegen tritt mit eigensinniger Prosa wider alle Strategien nach vor; rasante Tempi und eine grandiose Komik prägen die kunstvoll verflochtenen Episoden des viel beachteten Romandebüts “Verlangen nach Drachen ” von Verena Rossbacher.

  • linzer notate 5 |10 – Künstlervereinigung maerz , Linz – Freitag , 22. 10. 2010 , 19.30 H

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GRAZ , FESTVAL ELEVATE : LISA SPALT , OTTO VON SCHIRACH

czz-neuesvonfreundenElevate” , das Grazer Festival für zeitgenössische Musik , Kunst und politischen Diskurs ( 21. bis 26. 10. 2010 ) bietet erstmals einen Literaturpart an , welcher erklärtermassen beabsichtigt , “die Grenzen zwischen Musik und Literatur ins Schwanken” zu bringen . Unter dem Signet “hörgeREDE” sind namhafte AutorInnen wie Oswald Egger , Yoko Tawada , Fritz Ostermayer oder elffriede.interdisziplinäre.aufzeichnensysteme im Duett mit nicht minder aufregenden Musikern wie Christof Dienz , Nik Bärtsch und Jörg Piringer zu vernehmen . Lisa Spalt tritt mit dem amerikanischen Elektroniker Otto von Schirach auf .

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KLANGAPPARAT

Gar nicht zugeknöpft gibt sich der DJ und Komponist zuat-zu aus Barcelona . Seine eben bei arteqcue erschienee ep “Unlocked” besteht beharrlich auf der Wiederholung czz-hoerempfehlung bzw. den Loop als kompositorische Mittel der Meditation . Dass es dabei wenig esoterisch zugeht , signalisiert die nette selbstgewählte Genrebezeichnung namens “Micro-House” .

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