H. Heine über HHs Anstandsdamen : Fiese Frauen- Fressen

HENRY HEINE REENACTED

Auf der Suche mach Geist und Gemüt erhellender Sommerlektüre hat sich die Redaktion von in|ad|ae|qu|at so lohnend in Heinrich Heines “Gesammelten Werken” festgelesen , dass in den hitzebedingt etwas ausgedehnteren Arbeitspausen kleine Rollenspiele mit ausgesuchten – von Heine meist schneidend sarkastisch auf die poetischen Beine gestellten – Charakteren . Nach mehreren solchen “Anwendungen” der Literatur im Leben hat die gruppendynamisch äusserst erfrischte Redaktion Dutzende von Dankesschreiben an den Autor gerichtet , in welchen sogar von instantanen Wunderheilungen die Rede war .

Der Setzer hat inzwischen weitergeblättert und in den “Memoiren des Herren von Schnabelewopski” ein ( zugegeben : seinen misogynen Anwandlungen entgegenkommendes ) giftiges Feature über zwei Hamburger “Anstandsdamen” gefunden . Für diesmal geben wir trotz mancher Bedenken das Signal “Feuer frei” .

Das Guillotinenmaul

Es ist Madame Pieper und Madame Schnieper. Erstere war eine schöne Frau in den reifsten Jahren, grosse schwärzliche Augen eine grosse weisse Stirne, schwarze falsche Locken, eine kühne altrömische Nase und ein Maul, das eine Guillotine war für jeden guten Namen. In der Tat, für einen Namen gab es keine leichtere Hinrichtungsmaschine als Madame Piepers Maul; sie liess ihn nicht lange zappeln, sie machte keine langwierigen Vorbereitungen; war der beste gute Name zwischen ihre Zähne geraten, so lächelte sie nur – aber dieses Lächeln war wie ein Fallbeil und die Ehre war abgeschnitten und fiel in den Sack. Sie war immer ein Muster von Anstand, Ehrsamkeit, Frömmigkeit und Tugend.

Von Madame Schnieper liess sich dasselbe rühmen. Es war eine zarte Frau, kleine ängstliche Brüste, gewöhnlich mit einem wehmütig dünnen Flor umgeben, hellblonde Haare, hellblaue Augen, die erstaunlich klug hervorstachen aus dem weissen Gesichte. Es hiess, man könne ihren Tritt nie hören, und wirklich, ehe man sich dieses versah, stand sie oft neben einem und verschwand dann wieder völlig geräuschlos. Ihr Lächeln war ebenso tödlich für jeden guten Namen, aber minder wie ein Beil, als vielmehr wie jener afrikanische Giftwínd, von dessen Hauch schon alle Blumen verwelken; elendiglich verwelken musste jeder gute Name, über den sie nur leise hinlächelte. Sie war immer ein Muster von Anstand, Ehrsamkeit, Frömmigkeit und Tugend.

( Heinrich Heine , Gesammelte Werke , Aufbau 1951 , Band 6 , S. 63f )

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KLANGAPPARAT

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2 Responses to H. Heine über HHs Anstandsdamen : Fiese Frauen- Fressen
  1. ue j. hawk
    July 21, 2011 | 09h26

    ::: bitte meer , meer , immer meer davon …

  2. czz
    July 21, 2011 | 15h20

    ::: hook on ::: Heine …

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