Salon Littéraire | Mikael Vogel : Gedichte ( 4 )

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Salon Littéraire | Mikael Vogel : Gedichte ( 4 )

Endzeitmull¹

 

Artifiziell blau, und alles hier fällt
Mit jener Krankenhausangst als Kind

In den kathederlangen Fluren,
Zurückgelassen, den Röhren des

Nichts. Artifiziell metallisch, und
Alles gerinnt hier mit dem schlechten

Plasma eines plastikbeutelhaften
Traums, arteriell, den nichts erwacht.

Faksimilemoment von Haut, und der verzweifelte
Augenblick vor der Anästhesie, unter

Den Masken der Amnestie, in
Fabrikhellen Stickstoffhallen der

Zügelosigkeit, von Gesicht zu Gesicht,
Propagandafilmchoreographiert. Das Gehen maschinell

Im weißen Gas des Halogens, das sauerstofflos
Seine Salzsäuren vertropft, verduscht

In den Kunststoffen wäscht, in den sterilen Reihen
Fleisch, in den glanztubulären Durchgängen Leere. O

Schwester stürmischer Verschmutzung!
In titanischen Raumkälteflächen,

Von Zukunft und Vergangenheit intubiert,
In kränklichen Himmelüberflutungen von Gelb,

In hyperkinetischer
Selbstzurücknahme am bösen

Ende der Imitation, im Atembehalten
In einer unterseeischen Unwirklichwelt

Schwimmend, der Ausschüttung ins Wogen
Sieh, in atmosphärischen Schlieren, schwebend, sehr hoch

Die eigenen Sterne.

 

(Für Bettina Galvagni)

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Innsbruck²

 

Ausgespien, als ob nichts mehr
Bestünde, in die Verzweiflung wie
Feuer in Benzin. Nichtsgleisüberstellt

Und in die Gleise fallend wie
In ein Rückwärts das die Strecke ganz
Wieder frißt, tunnelglättenölblutgeschmiert.

Der Verzweiflungsengel, der im Schwarzen
Schwarz wirbt. Die Welt heute nacht hier

Allein, an einem leergebliebnen Draht ist
Blank, blank wie Nervendrähte blank sind die
Der Zugfraß mit Dampfnüstern frißt.

Das Stehn in einem Fristnachthemd aus

Einem Fristkoffer in einem nistlosen
Flur. Das Innsbruck Trakls, das
Helianinnsbruck, und nun auch das

Deine. Wie holt O. Eurydike aus der
Psychiatrie, in der modernen

Variante, inmitten der Oberflächen-
Symmetrien, des Sprachrestwalds elektronisch
Dem Stehen weiß im rotroten

Bereich das Ausstehen ist oder

Keines. Abgetrennt, hier
Ist die Lautlosigkeit Schrapnell, meine
Knöchel über dem Plastik

Ebenso weiß. Am anderen Ende, am selben
Beginn, gebrannt von den selben
Sternen, im Schlafloshemd nachttief im

Fremdwillenbereich,
Barfuß, wo die Flurschächte sich
Schließen, der nackte Angststurz in ihnen

Gräbt, wo das Bodenlos mit widerhakenden
Katzenzungen leckt und neun
Toden und ihren neun Leben,

Verschworene, Verschworene im Rost,
Verschwöre dich auch dem Glanz, dem Danach
Und bedenke das Andererseits!

 

(Für Bettina Galvagni)

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fussnoten

¹ - Zuerst in manuskripte 151 | 2001

² - Zuerst in manuskripte 151 | 2001

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Mikael Vogel ( Bio – Bibliographie )

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