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Salon Littéraire | Barbara Köhler : ZUM BEISPIEL
( aus : Neufundland , edition korrespondenzen , Juni 2012 )
( plus “tordifferenz” , neun fotografien , duisburg 2009-11 )
Es gibt spiele, viele spiele.
Es gibt ein spiel und jemand spielt es: es gibt spieler. Oft spielt noch jemand mit, dann gibt es spieler und mitspieler, gibt es ihn oder sie in der einzahl und in der mehrzahl und sogar weiblich mit -innen: es gibt spiele vieler.
Bei vielen spielen dürfen viele nicht mitspielen, bei manchen wollen sie’s nicht. Bei manchen spielen dürfen und sollen die nichtspieler zuschauer spielen, bei manchen nicht.
Spieler und mitspieler sind gelegentlich auch gegenspieler; spiele mit gegenspielern enden meist mit siegern, manche mit gewinnern. Gewinner haben was davon, verlierer haben verloren. Das spiel verloren. Das der sieger (davon gibt es immer nur einen pro spiel) gewonnen hat.
Es gibt spiele, bei denen alle spieler gegenspieler sind und es gibt spiele, bei denen alle anderen spieler von jedem einzelnen spieler, der kein einziger: kein solist ist, in mitspieler und gegenspieler aufgeteilt werden – jemand spielt und jemand spielt hoffentlich mit und gegen jemanden wird gespielt. Das nennt man dann mannschaften.
Jemand spielt mit jemandem mit oder jemand spielt mit jemandem oder jemand spielt jemandem mit. Das mitspielen ist deshalb auch ein beispiel und oft ein übles, manchmal ein arges oder auch böses. Gute mitspiele gibt es nicht, dafür gibt es eine menge guter beispiele. Es gibt auch schlechte beispiele, die sollte man sich nicht nehmen. Nur zu herzen. Nur zu.
Ein beispiel kann ein ballspiel sein, ein zuspiel, aber nicht nur. Nicht nur zu. Kein hinspiel ohne rückspiel: ein beispiel ist ein beidseits, ein beispiel gibt man und nimmt man sich, ein beispiel ist aus tausch.
(Zum beispiel sind alle sprachspiele beispiele)
Beispiele aber gibt’s wie wir schon wissen gute wie schlechte. Schlechte beispiele sind mitspiele, bei denen die spieler aufgeteilt sind in macher und mitmacher. Die spielmacher machen das spiel, die regeln, die mitmacher machen mit. Die einen stellen die regeln auf, die anderen stellen sie fest, sie machen sie haltbar und indem und solange sie sich daran halten, regen sie sich nicht. Es ist ihnen ernst mit dem was sie machen: sie machen ernst.
Ernst ist kein spiel. Ernst nimmt man und gibt man sich. Aber falls ernst wirklich ernst ist – kann man ihn dann nehmen, kann man ihm sich etwa geben. Ernst nimmt man und gibt man sich: im ernst ist der tausch aus.
Es gibt spiele, die ernst genommen werden, ohne es zu sein. Aber wenn sie ernst genommen werden werden sie es. Ernst spielt nicht bei. Er ist kein beispieler. Er spielt mit. Ernst spielt immer mit.
Ein gutes beispiel aber ist und das kann man nicht oft genug sagen ein spiel mit regeln, ist ein spiel mit regeln, ein spiel mit regeln.
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HINWEIS : Barbara Köhlers Neufundland . Schriften , teils bestimmt – ( Buch + CD ) – ist soeben bei der edition korrespondenzen in Wien erschienen .
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Barbara Köhler ( Bio – Bibliographie )
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