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Emily Brontë: Seelenpegel , stürmisch

NZZ, 5. 7. 2013

czz audio aktuell blackDer Topos könnte plastischer kaum die Art der Handlung und die Natur der Protagonisten in sich tragen: Emily Brontës 1847 erstmals erschienener Roman “Wuthering Heights ” spielt in einer den wilden Wettern ausgesetzten Einöde, wo Ambitionen und Gefühle der Menschen ungemildert in Sturmhöhen brausen, derweil das Leben in Thrushcross Grange, dem Herrenhaus zu Tal, sich eher den Konventionen fügt.

Mit den beiden Orten assoziieren sich allerdings auch zwei Erzähler, eine für die damalige Romanliteratur neue Form der Darstellung, welche Aussen- und Innenperspektive verschränkt. Womit auch ein zwiefacher Rahmen gezogen wird um das zentrale Motiv der Seelenverwandtschaft, die die junge Catherine und ihren Ziehbruder Heathcliff verbindet.

Notorisch für seine Verwicklungen, reisst der Roman der kaum dreissigjährigen Emily seine Protagonisten in den Abgrund, ohne dafür eine Moral zu reklamieren.

So muss als kühn gelten, den mehr wilden als romantischen Stoff für ein Hörspiel heranzuziehen. Regisseur Kai Grehn, vor zwei Jahren mit einer unkonventionellen Baudelaire-Bearbeitung aufgefallen und mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet, strukturiert das Hörstück ebenso effektvoll wie effektiv mit musikalischen Mitteln.

Hier ist es die aus New Wave-Tagen bekannte englische Sängerin Anne Clarke, deren kräftige und in einer Art Sprechgesang vorgetragene Vertonungen von Gedichten der Emily Brontë das wüst wuchernde Geschehen paradoxerweise bändigen. So tritt denn eine spröde Schönheit zutage, wie sie für “Wuthering Heights” höchst angemessen anmuten muss. ( >> page )

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Virginia Woolf: Weiblichkeit, viktorianisch

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NZZ, 5. 7. 2013

czz audio aktuell white So reflektiert, so offen, so dicht an der Wahrnehmung von Handlungsmustern und deren Interpretation hat sich Virginia Woolf kaum je geäussert. Weder im fünfbändigen Tagebuchwerk noch in den überlieferten rund 4000 Briefen geht derart explizit die Rede vom Persönlichsten, ja Intimsten.

Die Essays, deren frühester (1907) der Feder der Mittzwanzigerin entstammt und deren spätester 1939/40 – also wenige Monate vor Woolfs Freitod 1941 – entstand, waren erstmals 1975 im englischen Original erschienen. Wenn Argon nun diese letzte “Skizze der Vergangenheit” in einer Lesung mit Sophie Rois vorlegt, akzentuiert die spröde Stimme der Schauspielerin die Radikalität der Reflexion.

Insistierend befragt die Autorin ihre Erinnerung nicht nur nach prägenden Erlebnissen, Menschen und Phantasien, sondern erkundet ebenso unentwegt, was “Erinnerung” überhaupt sei. Warum dieser innere Recorder zwar aussergewöhnliche Momente aufzeichne, nicht aber die vielen Momente des “Nicht-Seins” in alltäglichen Routinen. Mit drastischer Direktheit benennt der vermutlich nicht zur Veröffentlichung bestimmte Essay Familiäres, Persönlichstes, ja Sexuelles als Saat für spätere Depression.

Die flamboyanten Portraits, welche Woolf ihren 1895 bzw. 1904 verstorbenen Eltern widmet bringen explizit wie implizit die Fährnisse des Familienlebens zur Sprache. In ebenso bedrückenden wie grotesken Szenen wird offenbar, was für einen denkbar untauglichen Begleiter der anachronistischen Viktorianismus abgab für den Weg junger Mädchen in die Moderne des 20. Jahrhunderts. (>> page)

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