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IM KUNSTRADIO | LIESL UJVARY : DIE SCHWARZE BOTIN – ACOUSTIC ABSTRACT
DIE SCHWARZE BOTIN
rewind , fast forward : Ein Stück Feminismus- und Diskursgeschichte , welche vor unserer in|ad|ae|qu|aten Rezeption über die Bühne literarisch- politischen Lebens ging , stellt die feministisch- anarchistisch ausgerichtete Zeitschrift “Die schwarze Botin” dar : 1976 von Brigitte Classen und Gabriele Goettle in Berlin ( W ) gegründet und 1983 bis 1987 in neuer Ausrichtung auch in Wien ( Redaktion Elfriede Jelinek ) und Paris ( Redaktion Marie-Simone Rollin ) weitergeführt , bot die Zeitschrift Raum für radikale Herrschaftskritik und dissidente Literatur . In ihr erschienen unter anderem Arbeiten von Elfriede Jelinek , Christa Reinig , Gerburg Treusch-Dieter und Gisela von Wysocki .
In ingesamt 33 Ausgaben bestand die Zeitschrift bis 1987 und trug – z. B. in ihrem offenen Zwiekampf etwa mit Alice Schwarzer und “emma” – zur Differenzierung der “Frauen”- Bewegung bei , wobei auch in “Frauen”- Belangen die Frage nach realen Machtverhältnissen , weiblichem Binnensexismus und ähnlichen Themen schonungslos gestellt wurde . Erstaunlich vorsichtig wird im aktuellen Festwochenprogramm der für die “Botin” charakteristische “herrschaftskritische , satirisch feministische Diskurs” anonciert , welcher “heute möglicherweise fehlt” . “Möglicherweise ?” -
In einer Art Re- Enactment wurde unter dem Titel “Die Schwarze Botin – remastered and remistressed 2013” im Rahmen der Wiener Festwochen ( welche in Zuge der letzten Intendanz Luc Bondys angeblich besonders politisch ausgerichtet gewesen sein sollen ) eine Redaktionskonferenz inszeniert . Das von Bühnenbildnerin Barbara Ehnes zwischen Performance und Installation angesiedelte Stück initiiert 25 Jahre danach eine Redaktionsdebatte für eine fiktive Sondernummer zum Thema :
wie können wir heute unsere eigenwillige selbstverortung behaupten jenseits eines real existierenden machismo ? was haben phallische raubzüge aus der gesellschaft gemacht? was hat unsere ästhetik damit zu tun ?
Ginka Steinwachs formuliert das Programm wie folgt :
Wie beim staffellauf – es sind auch junge wienerinnen dazugekommen – übergeben die feministinnen der frühen stunde den stab an die heutigen. jede von ihnen ist doppelt da, einmal live in der gruppe auf der bühne und einmal solo in der videoinstallation. am probentisch ist ersichtlich, wie reden sich verlaufen; aus dem filmmaterial, wie leben läuft. die historischen texte der schwarzen botinnen werden auf ihre heutige gültigkeit überprüft. utopie als ort. die schwarzen botinnen von anno 1987 halten 2013 wort.
Teilnehmerinnen und Gesprächspartnerinnen anno 2013 waren sind Marina Auder , Renate Aichinger , Neda Bei , Rita Bischof , Gisela Dischner , Claudia Mazanek , Eva Meyer , Heidi von Plato , Katharina Riese , Katharina Serles , Ginka Steinwachs und Mona Winter . Liesl Ujvary war mit akustischen Interventionen zu vernehmen . Die Biographien der Teilnehmerinnen , Infos zum Projekt usw können im Schwarze Botinnen- Blog nachgelesen werden .
- Im Nachhall der Aufführung hat Liesl Ujvary für das ORF- kunstradio ein “acoustic abstract” gestaltet , das kommenden Sonntag , 13. 10. 2013 , 23:03 H zu hören sein wird . ( Und darüber hinaus im 7- Tage- Archiv abrufbar ist ) .
Das Hörstück “Die Schwarze Botin Acoustic Abstract” gestaltet eine Tonaufnahme der Theateraufführung mit Einschüben – Katharina Riese spricht ihren Text “Picknick auf dem Weg zur Gleichberechtigung“, der vor 30 Jahren in der “Schwarzen Botin” erschienen war und heute im Jubiläumsheft enthalten ist. Barbara Ehnes, die Initiatorin, spricht zum Projekt.
Und , ach ja : drei für die “Schwarze Botin” konzipierte stücke finden sich @ SoundCloud :
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