||| KONTINENT FRITZ | ZWISCHEN RUF | UPTIGHT . DIE SAMMLUNG WERNER GEIER | ELISABETH REICHART | FLUGSCHRIFT , GELANDET
Petra Coronato : FLUGSCHRIFT # 4
Oh , wie peinlich : In der Schraubzwinge von Termintexten und dem daraus resultierenden Imperativlärm deuchten wir uns just diesen Montag frei von Berichts- Pflichten und sind dabei gegen die Mauer der irreversiblen Zeit gekracht : Trotzdem sei es mit leuchtenden Buchstaben noch an diese Mauer gethest , dass Montag Abend das von Christine Huber kuratierte und moderierte “DICHT- FEST” über die Bühne ging . Und zwar mit Marcus Pöttler , C. H. Huber , Reinhard Lechner , Günter Vallaster , Erika Kronabitter und Manfred Chobot . Soviel fürs “lebende Archiv” , das in|ad|ae|qu|at möglicherweise einmal darstellen mochte .
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KONTINENT FRITZ
Zehn Jahre währten die transmedialen Erkundungen des Kollektivs FRITZPUNKT , das mit theatralen bis postdrammatischen Mitteln das Riesenwerk der Autorin Marianne Fritz -( 1948 – 2007 ) erkundete , sich speziell allerdings dem Projekt NATURGEMÄSS widmete . Nachhaltig ist dem Projekt für die Online- Publikation von NATURGEMÄSS III zu verdanken . Von literaturwissenschaftlicher und philosophischer Seite wurde mit dem “Neuen Wiener Symposium” 1995 eine polyphone Synopse initiiert , deren erster Teil im Literarischen Quartier über die Bühne ging unter Beteiligung des Literaturwissenschafters Klaus Kastberger , des Philosphen Konrad Paul Liessmann und des Journalisten Hans Haider . Was nicht im Buche steht , das die Vorträge dokumentiert – Klaus Kastberger ( Hg. ) : Nulllgeschichte , die trotzdem war , Sonderzahl 1995 ( hier irrt Wiki ) – war das persönliche Erscheinen der äusserst scheuen Autorin , die sich prononzierter Weise nicht gefallen lassen wollte , dass ihr langjähriger Mentor Hans Haider ihr Werk durch den Katholizismus zog . Das Publikum : Freeze . Die Autorin spricht … ! Rec des Hirnrecorders für historische Momente .
Inzwischen haben Klaus Kastberger und Helmut Neundlinger die in ihrem Urzustand belassene Lebens- und Schreibwohnung als Marianne Fritz Archiv kartographiert und somit auch einige Impressionen der fast schon Arno- Schmidt’schen Zettelkästen und Archivalien dokumentiert – gewissermassen als parallele wenngleich in ihren Ordnungs- Systemen diametral entgegengesetzte Entsprechung zu Friederike Mayröckers Zettelchen- und Körbchen- Ablage- System .
Die Zeit scheint also reif , sich für Erkundungen des Kontinents Fritz zu rüsten , wobei sich die für Mittwoch im Literaturhaus angesetzte Veranstaltung sich dem heart of darkness auf unterschiedlichen Wegen zu nähern gedentkt :
Das Epizentrum ihres Schreibens, die Wohnung der Autorin im siebten Bezirk, wird in Fotos [ sic ] vorgestellt. Ein Gespräch mit Otto Dünser, dem Lebensgefährten, vermittelt Einblicke in ihre radikale Art der literarischen Arbeit. Klaus Kastberger versucht eine literaturwissenschaftliche Erklärung des Werkes, und die Schauspielerin Dörte Lyssewski setzt sich in einer Lesung mit spezifisch ausgewählten Texten auseinander.
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Kontinent Fritz . Annäherungen an Marianne Fritz – Literaturhaus , 1070 Wien – Mittwoch , 4. 12. 2013 , 19 H
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ZWISCHEN RUF
Aus dem Zwischenreich der akuten Kulturbenützer . Diese Woche ist es besonders krass mit den Parallelterminen supriger Veranstaltungen : Mittwoch geht es Marianne Fritz vs. Werner Geier ( im Wien.Museum – siehe ff ) , Donnerstag die FLUGSCHRIFT- Präsentation und Lesung mit Petra Coronato ( Sie wissen ja : Max ! ) , Händl Klaus und Peter Pessl vs. Donnerstag die Vorstellung von Elisabeth Reicharts neuem Gedichtband sowie der monographisch auf Reichart bezogene aktuelle Ausgabe der Zeitschrift DIE RAMPE ( in der wir in|ad|ae|qu|at beiläufig mit einem Text zu “Februarschatten” vertreten sind ) .
Womöglich haben sich diese Terminkollisionen insofern für uns in|ad|ae|qu|at erledigt , als wir beim Fischen nach Arno Schmidts Pipokaremes! ( Ländliche Erzählungen ) von der Bibliotheks= Leiter gefallen sind und der rechte Fuss nun in keinen Schuh mehr passen mag . Hüpfen also mit 1 Fuss Himmel und Hölle und sehen uns schon als maulfaule Serienjunkies mit Boardwalk Empire und Essigsaurer Tonerde auf der Couch .
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UPTIGHT . DIE SAMMLUNG WERNER GEIER
Vorsicht , Herzland , fragile . Wie Marianne Fritz ist auch Werner Geier im Jahr 2007 verstorben : Der längst ( eben : bereits zu Lebzeiten ) legendäre Radiomacher , Herz und Seele der Ö3- Musicbox , Mitbegründer vo FM4 , dessen Solo- Conferencen einen tiefen Groove hatten , sodass man keine Sekunde vom Radioapparat wich . Werner Geiers genremässige Offenheit lag im Engagement für eine ( österreichische ) Hip Hop- Kultur ( was nicht hiess , dass er nicht auch nach Kräften die Stereo MCs unters Volk brachte ) , in der Vorbereitung jenes Bodens , welcher die Früchte der enorm erfolgreichen Wiener Elektronik tragen sollte und im vielfachen Erkunden der zunächst in Australien und den USA vielerorts aufbrechenden Indie- Rock- Subkultur . Very postpunk , aber mit Henry Rollins , Sonic Youth , dem jungen Nick Cave überzeugend gecastet .
( ⇒ siehe dazu : 20 Jahre Hip Hop in Österreich – Die Dokumentationsreihe | THE MESSAGE Exclusive )
Nachdem das Wien.Museum ( vermutlich aus Anlass der Übernehme des Nachlasses ) im April 2012 eine denkwürdige Soiree für Werner Geier ein- und ausgerichtet hatte , gibt es nun unter dem Titel UPTIGHT . Die Sammlung Werner Geier eine veritable Ausstellung von Artefakten , Ton- und Bildzewugnissen . Der Titel borgt sich den Namen UPTIGHT , unter welchem Werner Geier gemeinsam mit Rodney Hunter ein Label gründete . Die schönste Definition des Projekts war irgendwo in den Nachrufs- Zeugnissen von Weggefährten zu vernehmen … Oder hat ers selbst gesagt ? :
UPTIGHT könnte in fünf jahren kein plattenlabel , sondern ein buchverlag sein , oder ein architekturbüro, eine lebenensform , eine gärtnerei …
Womit wir in|ad|ae|qu|at einen unserer wichtigsten Leitsätze preisgeben .
Aber zurück zur Ausstellung , die am Mittwoch abend eröffnet :
2012 ging die Sammlung Werner Geier an das Wien Museum. Sie enthält Plattencover, Flyer aller wichtigen Wiener Labels und Veranstaltungsorte sowie Sounds und persönliches Arbeitsmaterial ab den 1980er- Jahren. Vor allem bietet das Material ein Panorama der Wiener Elektronik-Bewegung und des innovativen Grafikdesigns der 1990er-Jahre. Die Ausstellung zeigt nicht nur einen Querschnitt, sondern präsentiert auch Videos und Ausschnitte aus legendären Radiosendungen von Werner Geier.
- UPTIGHT . Die Sammlung Werner Geier – Wien.Museum , 1010 Wien – Eröffnung Mittwoch , 4. 12. 2013 , 19 H ( Ausstellung bis 23. 3. 2014 )
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ELISABETH REICHART
Erstmals gibt es ( oder liegen wir da ganz falsch ? ) einen Gedichtband der österreichischen Prosaistin Elisabeth Reichart vorzustellen : In der Mondsichel und anderen Herzgegenden ( Otto Müller 2013 ) . Weiters ist der 60. Geburtstag der Autorin Anlass für eine monografische Ausgabe der Zeitschrift DIE RAMPE ( 3 / 13 ) , die auf nicht weniger als 150 mittelformatigen Seiten ein aus Gesprächen , Laudationes und Rezensionen gefügtes Portrait der Autorin gibt .
Beide Publikationen werden am Donnerstag vorgestellt . Es liest die Autorin , es spricht die Herausgeberin Christa Gürtler unter Mitwirkung von Barbara Frischmuth und Nicole Streitler- Kastberger .
- Elisabeth Reichart | Portrait – Literarisches Quartier Alte Schmiede , 1010 Wien – Donnerstag , 5. 12. 2013 , 19 H
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FLUGSCHRIFT , GELANDET
Bahn frei für die Landung , welche die von Dieter Sperl konzipierte und experimentelle Publikationsreihe FLUGSCHRIFT – Literatur als Kunstform und Theorie am Donnerstag im Literaturhaus ( dem Projektpartner ) hinlegen wird . Repräsentativ für die bislang erschienenen fünf Ausgaben sind drei Künnstler auch in corpore anwesend und lesen . Der Clou des experimentellen Projekts mit grösstmöglicher Autonomie für die Autoren : für jede der vier jährlichen Ausgaben werden Künstler und Künstlerinnen eingeladen , in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Dominik Hruza eine solche Ausgabe textuell und bildnerisch zu gestalten . Dank der Faltung lässt sich FLUGSCHRIFT gut blättern , wobei der beidseitig bedruckte Papierbogen von 480 x 672 mm für die Anlage widersprüchlicher / konzeptueller / poetologischer Valenzen angelegt ist .
Bisher erschienen : # 1 : Anselm Gück , # 2 : Ann Cotten , # 3 : Peter Pessl , # 4 : Petra Coronato , # 5 : Händl Klaus sowie # 6 : Thomas Raab .
Es trifft sich nett , dass zur Lesung mit Petra Coronato eine Autorin und mit Händl Klaus ein Autor antreten , welche wir in|ad|ae|qu|at mit ihren FLUGSCHRIFTEN vorgestellt haben . Peter Pessl ist der Dritte im Bunde .
- FLUGSCHRIFT | Lesungen – Literaturhaus , 1070 Wien – Donnerstag , 5. 12. 2013 , 19 H
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