Salon Littéraire | Liesl Ujvary : Küchenschabe Maschine . Ein Paralleltext

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Salon Littéraire | Liesl Ujvary : Küchenschabe Maschine .
Ein Paralleltext

küchenschabe maschine from Liesl Ujvary on Vimeo.

Es fängt an zu regnen. Nicht sehr stark, nur ein Nieseln aus bleiernen Wolken. Es gibt nichts zu verhandeln. Entweder du machst es, oder du lässt es sein. Ach ja, Geschäfte. Oder Kampf? Was bildest du dir ein? Die Fähigkeit, Dinge zu bewirken. Exakt. Ist sie eine Soldatin? Du hast Talent, aber es ist roh, ungeübt, undiszipliniert.

Ich wasche mir das Gesicht und betaste meine Zähne. Ich habe nie mit taktischen Konstrukten zu tun gehabt. Ich bin fassungslos. Schnell weiter. Das menschliche Bewusstsein ist ein Betriebssystem für den menschlichen Körper. Blasse Assoziationen wirbeln durch den Phasenraum, der die neuronalen Erregungsmuster ihrer Grosshirnrinde darstellt. Nun mach schon. Ich konzentriere mich stärker auf die unmittelbare Umgebung.

Flaches Land reicht bis zum Horizont. Ein Tor ist zu erkennen. Ein Turm. Ein doppelter Zaun aus gewalztem Bandstacheldraht schirmt das Gelände von den umliegenden Feldern ab. Das Labor – weisse Wände, weisses Licht, weisse Böden und Decken. Konzentrier dich auf deine Arbeit. Status, frage ich. Keine Antwort. Status, frage ich erneut. Systemdateien werden generiert. Lass dich nicht von der Angst überwältigen. Aber ich kann mich meiner Angst nicht entziehen. Die Angst ist rational, vernünftig, empirisch verifizierbar. Ich hoffe, es sind nur allergische Reaktionen. Der Säuberungs- und Desinfektionszyklus ist beendet.

Neusondierung. Was bist du? Warum dieses selektive Vorgehen? Die Felder erstrecken sich bis hin zu einem Wald aus riesigen Bäumen. Ein Geräusch erklingt hinter mir, ganz schwach, aber beunruhigend – ein Rascheln, Zischeln in der Dunkelheit. Ein fernes Summen, kaum wahrnehmbar. Vielleicht der Klang weit entfernter, verborgener Maschinen. Nachtarbeit in einer unterirdischen Fabrik. Eine Schuld muss abgetragen werden. Nun ja. Es geht um wichtige Dinge – das Leben wird in andere Bahnen gelenkt. Es geht um meine Normalität. Oder um die Normalität ganz allgemein. Etwas das ich nicht erklären kann. Hilf uns. Bitte, hilf uns. Das Auge, das niemals schläft. Genau. Das System kennt keine Nachsicht, kein Verzeihen.

Die Fotos sind zum Teil im Tiergarten Schönbrunn im Haus der Schrecken entstanden, dort befindet sich ein Biotop für tatarische Küchenschaben, zum Teil habe ich digitale Schaltkreise meines Computers fotografiert.

Juni 2010

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Liesl Ujvary

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