“Rezeptionsekstase hat bei mir immer Vorrang”
Der Kulturkritiker Diedrich Diederichsen über die “Spex”-Opposition zum linken Mainstream der frühen 80er
Interview Julian Weber , taz 16. 7. 2013
JW : Sie haben gesagt, Ihnen sei daran gelegen, in Spex so obskurantistisch zu schreiben wie gerade noch erlaubt.
DD : Das ist die Konsequenz aus dem Ernstnehmen des eigenen Fantums. Etwas war so begeisternd, es gibt so viel darüber zu wissen, man muss viel weiter in die Tiefe gehen. Wenn man eine Güterabwägung macht zwischen gelungener Kommunikation, also zwischen sogenannter Verständlichkeit und der Treue zum Gegenstand, oder der Treue gegenüber der eigenen Begeisterung, bin ich für Letzteres. Die Rezeptionsekstase hat bei mir immer Vorrang vor dem gelungenen Kommunikationsvorgang. Einer, der in eine Rezeptionsekstase gerät, ist doch viel interessanter zu beobachten als jemand, der Informationen verteilt.
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Off-Topic …
Ich fragte mich, was ein Fantum denn so für’n Tier sei. Womöglich der Ur aller Fanten. Ob’s eine Art Rezeptionsekstase sei, dass ich es in Fantasien verortete als passendem Habitat. Ob Elefantussis in rosa Tutus zum Oli fanten? Fants irgendwie surreal. Ein Fantum Trost: Jedem Fant ein Fantum Trotz innewohnend, quasi infantil. Fantbüro der Heimatstadt angerufen: Wieder der! Tja. So ein Fantum, stark! Meine Treue zur Begeisterung ritt auf ihm an meiner Treue zum Gegenstand vorüber, grüßte matjestätisch blau … und …
Keine Ahnung, was die Güter-Waage anzeigte, aber dem, der obige Aussage traf, fühlte ich Fantum mich verbunden. Sympathisierend und den eigentlichen Gedanken abwägend grüßt …
in der Tat ist es ein Fantum , in welches man ungebremst hineinkracht , sich die Augen reibt und nach einigen – zugegeben infantilen -glossolalischen Untersuchungen zur Erkenntnis kommt , dass man das Fantom an besten ins Fanthaus trägt . Und dies weniger, um eine fantomatische Summe als Gegenwert ausbezahlt zu bekommen , sondern ganz einfach , weil auf diesem Wege das munter auf Schreibtisch , Bett und in der Küche herumhüpfende Fantchen einer womöglich artgerechteren Haltung zugeführt wird.
Vor allem aber – das ist das Entscheidende – siecht ein einzelnes Fantum schrecklich dahin , da es von Natur aus das Kollektiv ebenso fordert wie fördert .
Womit wir noch gar nicht bei der Rezeption Sex Tase sind , welche ihrerseits allerdings als T(e)ase(r) äusserst wirkungsvoll sein kann -
Tasen …
… jene Sagengestalten der norischen Nietologie, Normen, die Chiquesal spinnen, jenen Hanf der Literateure, mit dem die abdichten, was verlegt wird/werden soll.
Metas, die Stockende
Eks, die sich Äußernde
Ins, die in sich Gehende
Ihr Bruder, elektrisch geladener Unhold, gehört zu ihren drei genderischen Antipoden:
Teaser, der Blinzelnde
Taser, der Britzelnde
Tesa, der Bindende
Gar manchen Rezept-Ions Extase geriet darob außerhalb dudendischer Festschrift und wurde somit apothekenpflichtig.
Sie sind zweifellos ein Linnaeus der Wort- und Lautkomposition : systematisch , historisch ebenso wie zeitgenössisch .
Aus der Tatsache , dass Sie gefährliche Substanzen klar der Apothekenpflicht zu überantworten wissen , dürfen wir auf umfassende Kenntnisse auch in den Bereichen Dudendik , A.Norno und psychotrope Sprachzusätze schliessen .
Bleibt uns nur noch , das bewusste Material rasch unter Verschluss zu nehmen , bevor sich die Sporen ausbreiten und die Verseuchung grosser Teile des Lexikons verursachen können .
In der Tat! Well done! “… Die Treue gegenüber der eigenen Begeisterung …” und ihr Vorzug “… vor dem gelungenen Kommunikationsvorgang …” wahrhaft psychotrop. Dabei vollführt man, verbrennend, gans Flammingo, nichts weiter als einen verloren einsamen Tanz vor(?)der – “… Einer, der in eine Rezeptionsekstase gerät, ist doch viel interessanter zu beobachten als jemand, der Informationen verteilt …” – Rezeptionistenklasse. Dabei ist offen, ob die sich im Zug oder auf dem Bahnsteig aufhält bzw. dort ausgewiesen wurde und, last, not least, besetzt.
Ich danke für obige Inspiration und die nachfolgend aufmerksame Zuwendung.