Literatur @ in|ad|ae|qu|at : Der Salon Littéraire als www- Galerie für Bild und Text
Salon Littéraire | Christian Steinbacher: Schummelzettel im Schlauchboot
(Sequenz, mit Duck-Nandu)
Nein, mit neuen Texten soll unser Salon diesmal nicht aufwarten (aber ist gerade solch Ankündigung nicht zugleich auch ein neuer Text schon?), sondern allenfalls mit ‘nem Foto, und zwar mit einem, das die Aufmerksamkeit lediglich auf eine einer Lesung vorgelagerte Stunde¹ lenken will (was über solche Geschraubtheit dann aber doch auf die nachfolgende Lesung² aus meinem neuen Gedichtband verweisen kann), denn mit in gute Nachbarschaft zu Gedichten des neuen Bands zu bringenden Bildern sind ja Texte, die nach ihrer dortigen früheren Schaltung nun aktuell in jenen Band wandern haben dürfen, im Salon Littéraire schon ergänzt worden, sprich: zum einen als Begleitung früher Sechserträger (damals noch: 6er-Tragerl)³ zwei Mitbringsel als wohl noch Atatürk’schen Zeiten entstammende Schaukästen aus Fethiye (und so sei es nachträglich gelüftet, von wo aus sich solche Stückchen schlagen haben lassen ((und das, obgleich in der damaligen Bestückung gar nicht die Rede davon gewesen ist, dass Informationen gefehlt hätten, was dann heißen will, dass von einem poetischen, also stets auch möglichkeitsbesessenen Blick aus so ein Ausflug ins nur Faktische einer Verortung zwar auch zu schaden weiß, heutzutage sich eine derartige Entlüftung aber wohl ganz gut machen dürfte als Reminiszenz angesichts gegenwärtiger Erdoganomie usw. (((und im Neben-Schwenk darf dann so ein Verweis auch ausfransen, hat doch Atatürk noch etliche Zeit vor der Schaltung der drei Sechserträger auf “in|ad|ae|qu|at” am 2. Oktober 2011³, nämlich schon am 17. Februar 1926 die Annahme eines neuen, die Ausnutzung der Religion zu politischen Zwecken als Straftat sehenden Zivilrechts erwirkt, wie der Künstler P. S. in einem vorbereitenden Gespräch zu seiner am 14. April 2005 in der Salzburger Galerie Eboran eröffneten Ausstellung einer “Formstudie”, einer Auseinandersetzung mit der Architektur Clemens Holzmeisters in der Türkei der Zwischenkriegszeit, betonte ((((und über ein anderes, weiteres P. S. darf dann angesichts der bevorstehenden barocken Volte eines Herrn Carl es sogleich dem Peter Squentz (((((über den, wiewohl dabei zugleich bejammernd, dass das alles nicht wahr sei, ein gewisser Pickelhäring verlautbarte, dass dieser ((((((ganz im Gegensatz zu dem zum Glück stets bartlosen Künstler Peter Sommerauer)))))) so einen ansehnlichen Bart habe, als wenn er König von Neu-Zembla wäre))))) gleichgetan sein, der in Gryphius’ vor über 350 Jahren publizierter “Absurda Comica” auf des Pickelhärings Frage “aber saget Herr Peter Squentz hat der Löwe auch viel zu reden?” mit einem “Nein / der Löwe muß nur brüllen” antwortet, was diesen Pickelhäring zu dem Ausruf “Ey so wil ich der Löwe seyn / denn ich lerne nicht gerne viel außwendig” bewegt, was unser Herr Peter Squentz dann aber nicht durchgehen lässt mit seinem “Ey Nein! Mons. Pickelhäring muß eine Haupt-Person agiren.”)))) …
und zum andern in der am 6. August 2013 im Salon publizierten alkäischen Spitzen-Logik³ als dort in die Strophe “Drum schaut uns auf den Kurzwarenladen gut, / dass Knöpfe führ wer einzeln, nicht bloß en gros, / auch Spitzen, Borten, Bänder, Gürtel, / Bijouterie, wie dies Schild lässt lesen,” eingewirkte Bild-Quelle (“Na geh, unsympathisch, jetzt brauch ich nicht mal noch suchen”), was dann nicht erst neuerdings eine Lobpreisung noch verbliebener Fachgeschäfte in der Innenstadt, in dem Fall ein Kurzwarengeschäft in der Marienstraße – autsch! schon wieder so eine wenig beflügelnde Offenlegung als “Realie” – hervorkehren lasse, also als kräftiger Hinweis auf die Notwendigkeit von Fachgeschäften für ein lebendiges Zentrum einer Stadt zu gelten habe, und selbst wenn die Tatsache, dass die Filiale dieses Geschäftes auf der anderen Seite des Flusses inzwischen aufgelassen worden ist, für uns wesentlich leichter zu verschmerzen sein werde als die, dass ich mir im Zentrum schon lange keine Spitzzange mehr kaufen kann und so auch dieses Mal wieder Freunden Umstände bereiten werde müssen, wenn das Gewinde der zerplatzten Glühbirne stecken bleiben wird in der Fassung der Lampe (“Na geh, schon wieder!?”), tja, einfach stecken geblieben, und auch mitten im Lauf eines Tex- ///
Für die Stunde der literarischen Erleuchtung¹ in der Wiener Alten Schmiede, auf die ich nach dem Überborden von vorhin (das, weil es ja endlos ausfiele wie jedes, gekappt werden hat müssen) nun zurückkommen will, hat mich Christian Thanhäuser motiviert, mit ihm gemeinsam noch vor meiner Lesung eine vorgelagerte Stunde (oder Insel) zu Artmann zu versuchen. Und da mag es ganz gut passen, dass sich ein Foto mit einer Abbildung des Leuchtturms des bekannten Artmann’schen Eilands diesen Zeilen beigeben lässt.
Nur, diesmal lüften wir nichts, und es darf sich ein Ratespiel eröffnen (so wie auf den Screens in den Straßenbahnen oder bei den Shows der Herren Quizmaster): Immer vier, die zur Auswahl parat stehn! Denn wenn wir uns schon an eine Foto-Ausrüstung heranpirschen (als Schriftsteller, also als trotz allem fotografische Laien), so soll auch gefragt werden:
Wo befindet sich dieses Schild? In einer der südfranzösischen Städte mit Festivals für die Kunst der Fotografie, also in Arles (1) oder in Perpignan (2)? Oder schlicht dazwischen, in Montpellier (3) etwa, um eine größere Ansiedlung heranzuziehen? Oder gar in der nicht erst seit dem dortigen Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt geläufigen Metropole Marseille (4)?
Bitte Vorsicht! Denn möglicherweise kenne ich den Herrn an der unteren Bildkante und könnte somit so manche gute Auskunft geben. Man kann sich aber auch eine stürmische “Fahrt zu einer Insel” mitten in einem Saal in einem ersten oder zweiten Stock von so manchem alten Gemäuer simulieren, indem man dort ein Schlauchboot aufbläst und sich in dieses hineinsetzt, um dort einen seemännischen Plunder zu säuseln, wie weiland Artmann es für sein heuer 60 Jahre alt gewordenes Stück vorgesehen hat, in welchem er schon zwei Jahre vor der Katastrophe des durch Udo Lindenberg später nochmals bekannt gewordenen Passagierschiffes Andrea Doria dieses Eiland unter stürmischen Witterungen anpeilen ließ. Und nicht etwa bloß ein “flundergast” möchte dann über die Lippen, sondern auch ein “geraade vloor begossen stumm” (oder ein “auf aller häfen laagerluug”). Zu merken wird das alles aber nicht nur leicht sein. Und so dürfte doch davon auszugehen sein, dass einer der Mitspieler sich seinen Text auf das Etikett auf der Flasche gekritzelt hat, die er in seinem Monolog keck vor sich hin zu halten weiß in dem Schlauchboot, um den Text, ohne dass das Publikum diese List auch nur erahnt, von dort abzulesen.
Also, Leute, die Zeit wird reif!! Und gleichviel für den Flunder- wie für ‘nen saisongerechten Heringsschmaus!
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Hinweise
Montag, 10. 11. 2014, Literarisches Quartier Alte Schmiede, 1010 Wien, double-feature-Christian Steinbacher:
¹ - 18 H: Stunde der litrarischen Erleuchtung: Hans Carl Artmann (1921-2000) – Holzrausch (1992, Edition Thanhäuser), Gesammelte Gedichte (2003, Jung & Jung): Christian Thanhäuser zeigt Bücher und Holzschnitte zum Werk Artmanns und erzählt; Christian Steinbacher rezitiert und kommentiert.
² - 19:30 H: Christian Steinbacher liest aus seinem Gedichtband Tief sind wir gestapelt (Czernin 2014). Einleitung, Moderation: Florian Huber
⇒ Link zu den Veranstaltungen
⇒ Christian Steinbachers jüngstes Buch Tief sind wir gestapelt. Mit Wischungen von Josef Bauer ist im Czernin- Verlag erschienen.
⇒ Christian Thanhäuser, Edition Thanhäuser
³ - Christian Steinbacher @ in|ad|ae|qu|at, hier:
- So weit das 6er-Tragerl reicht ! Drei Neue, kein Leitbild (2011)
- Spitzen-Logik oder von der Neubelebung der Ode (2013)
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