Déja- Vu : Karl Kautsky über Georgien 1921 und den russischen “Überfall”

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Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918 unabhängig. Am 16. Februar 1921 wurde die Demokratische Republik Georgien von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert ( Wiki ) . Wir zitieren in|ad|ae|qu|at aus dem Papierarchiv .

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KARL KAUTSKY Georgien 1921

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KARL KAUTSKY : DER BOLSCHEWISTISCHE ÜBERFALL

In der kurzen Zeit des Bestehens des unabhängigen Georgien hat seine Wermacht schon manch harte Probe abzulegen gehabt. Die härteste und schwerste muss sie aber zu der Zeit bestehen, in der diese Zeilen abgefasst werden, infolge des plötzlichen Einfalls starker bolschewistischer Streitkräfte vom Süden, vom Osten und Norden gleichzeitig.

Ohne jede Kriegserklärung erfolgte der verräterische Überfall in der ersten Hälfte des Februar. Er wurrde der Welt zuerst von georgischer Seite mitgeteilt. Die sozialdemokratische Partei und die Gewerkschaften Georgiens sowie die Partei der Russischen Föderalisten teilten ebenso wie die georgische Regierung positiv mit, dass Georgien von russischen Streitkräften überfallen und aufs äusserste bedroht sei. Sie erwarteten einen sofortigen stürmischen Protest gegen das Vorgehen Moskaus, namentlich durch die internationale Konferenz in Wien. Leider kamen die Telegramme verspätet an, ausserdem stand die Konferenz unter dem Eindruck der furchbaren Krisis, in die das kontinentale Europa durch die wahnsinnigen Forderungen der Entente an Deutschland gestürzt ist, was das allgemeine Interesse mehr nach dem Westen als nach dem Osten lenkte. Vor allem aber wurde das sozialistische Urteil verwirrt durch die Darstellungen, die von Moskau kamen und die jedes Eingreifen der russischen Armee in Georgien entschieden leugneten.

Diese Darstellungen einer eingehenden Kritik zu unterziehen ist nicht mehr notwendig. Sie kritisieren sich selbst durch ihre Widersprüche und Wandlungen.

Um das Eindringen russischer Truppen leugnen zu können, wurde zuerst erzählt, an den georgischen Grenzen häten sich einige Dörfer erhoben, erbittert über die Tyrannei der Georgier. Armenier an der Südgrenze, hätten den Anfang gemacht, dann sei der Aufstand nach Signach übergesprungen, das im Osten Georgiens gegen Aserbeidschan zu liegt, und gleichzeitig hätte sich Abchasien erhoben, im äussersten Nordwesten, dicht an der russischen Grenze.

Merkwürdigerweise brachen die Aufstände gerade dort aus, wo, in Armenien wie in Aserbeidschan und bei Abchasien, schon seit November grosse und vermehrte russische Truppenmassen lagerten.

Unaufhaltsam sollen die Bewohner der paar armenischen Grenzdörfer gegen Tiflis vorgedrungen sein. Die russische Regierung teilte mit, sie hätte versucht, voll Friedensliebe und Wohlwollen dem bedrängten georgischen Regime zu helfen und ihr Vermittlung zwischen den Georgiern und den Armeniern angeboten. Sie könne nichts dafür, wenn Georgien diese Vermittlung schnöde zurückweise.

Aber kaum ist Tiflis erobert, wandelt sich sofort das Bild. Die Armenier haben ihre Schuldigkeit getan, die Armenier können gehen. Es ist in den russischen Telegrammen keine Rede mehr von den armenischen Aufständischen, sondern jetzt heisst es plötzlich, die Kommunisten hätten Tiflis erobert und die Menschewiki verjagt. ( … )

Kein Wort mehr mehr von den armenischen Aufständischen, kein Wort von Friedensvermittlung. Kann ein Mensch mit gesundem Verstand es für möglich halten, dass sie jemals ernsthaft gemeint war, dass Moskau einer von Kommunisten bedrängten menschewikistischen Regierung jemals seine hilfreiche Vermittlung angeboten hätte ? ( … )

KARL KAUTSKY Georgien 1921 detail 02

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Ein “Déja- Vu” mit austauschbaren Vokabeln ?

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Dies und mehr über den “Russischen Bonapartismus” [ nach der "bolsschewistischen" Oktoberrevolution ] in :

Georgien . Eine sozialdemokratische Bauernrepublik – Eindrücke und Beobachtungen von Karl Kautsky [ Kapitel 12 u. 13 ] , Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1921 , S. 64 – 73

KARL KAUTSKY Georgien 1921 detail 01

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Auch Estland war ( und ist bis vor kurzem ) vor grossrussischen Begehrlichkeiten nie sicher gewesen . Trotzdem und gleichwohl dringen ein paar elektronisch- melancholisch vertrackte Klangsequenzen vom winzigen czz-hoerempfehlungNetlabel PATTERNIMUUSIKA aus Talinn zu uns her . Wenn wir hier und heute Release Numero sechs – “MIIA” – vorstellen , dann tönt dies weniger Tarkowski- mässig , als es das nebelig verhangene Cover suggeriert . Über den | die Uhrwerker hinter diesen Miniaturen , Eksleja , erfährt man reichlich wenig . CLICK LINKS TO LISTEN . 01. tants ( 1:28 ) | 02. talvel ( 1:56 ) | 03. sinu juures ( 1:56 ) | 04. miia ( 1:52 ) | 05. pai ( variant kaks ) ( 2:56 )

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2 Responses to Déja- Vu : Karl Kautsky über Georgien 1921 und den russischen “Überfall”
  1. Sechsmal um den Blog » medienlese.com
    August 20, 2008 | 12h30

    [...] erwartet. Ich darf mir aber sicher sein, dass es bestimmt etwas Gutes ist. So gibt es dort derzeit Kautskys Kommentare zum russischen Einmarsch in Georgien aus dem Jahr 1921. Brandaktuelle Einsichten – und mit [...]

  2. in|an|ti|qu|ar|iat-fallen/legen
    August 21, 2008 | 23h50

    [...] Die Archivare von in|ad|ae|qu|at haben ein wunderbares Dokument der Zeitgeschichte zum Georgienspiel ausgegraben. Und sie wiederholt sich, doch? [...]

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