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Lunamonique

vor 1 Woche

(7)

Gloria Goldreichs biographischer Roman „Die Tochter des Malers“ basiert auf dem Leben von Ida Chagall, der Tochter des berühmten Malers Marc Chagall. Biographien, Briefe und Erzählungen dienten als Grundlage für dieses Buch.

Ida war 6 Jahre alt, als die Familie aus Russland geflüchtet ist. Seitdem quälen sie immer wiederkehrende Alpträume. Wegen wachsendem Antisemitismus in Deutschland ist ein Umzug von Berlin nach Paris nötig. Ida ist mit dem Jurastudenten Michel zusammen und hält ihre Beziehung geheim. Eine ungeplante Schwangerschaft führt fast zum Bruch mit ihrer Familie. Ida treibt ihr Kind ab und wird zur Heirat gezwungen. Marc Chagalls Ahnungen Hitler betreffend werden wahr. Von der festen Überzeugung, dass ihm und seiner Familie in Frankreich keine Gefahr droht, lässt er sich nicht abbringen. Ida setzt alles daran, eine Fluchtmöglichkeit für ihre Eltern zu finden. Es kommt zum Wettlauf mit der Zeit.

Das Vorwort der Autorin gibt wichtige Informationen zum Einsatz von historischen Ereignissen und schriftstellerischer Freiheit. Die Geschichte beginnt mit Idas Traum. Ihre Verfolger werden von Hass getrieben. Idas Alpträume ziehen sich wie ein roter Faden durch den biographischen Roman. Flucht und die Verfolgung der Juden sind die zentralen Themen des Buches. Die übertriebene Fürsorge der Eltern Marc und Bella ist verständlich. Für Ida wird sie immer mehr zur Belastung. Ein Stückchen heimliche Freiheit nimmt sie sich mit Michel. Wie soll die Achtzehnjährige mit ihrer ungeplanten Schwangerschaft umgehen? Über die Abtreibung sind sich am Ende alle einig. Es lässt sich erahnen, dass Ida den Schritt bereuen wird. Überraschend ist die Forderung der Eltern nach einer Heirat. Ida versucht sich zu widersetzen, wird aber von ihrem Vater mit der Drohung, ihr die geldliche Unterstützung und das Zuhause zu nehmen, zur Hochzeit gezwungen. In London entdeckt Ida ihr Verhandlungsgeschick. Sie vertritt ihren Vater und erledigt für ihn die Geschäfte. Inzwischen gelten einige von Marc Chagalls Bildern bei Adolf Hitler als entartete Kunst. Die Gefahr, die von den Nazis ausgeht, nimmt immer mehr Raum ein. Ida beeindruckt mit ihrem Engagement für ihre Familie. Sie schreibt Briefe an einflussreiche Leute, versucht Visa für ihre Eltern zu ergattern und setzt ihr eigenes Schicksal in den Hintergrund. Michel unterstützt sie bei ihren Bemühungen. Seine Wut auf den sturen und eigensinnigen Schwiegervater nimmt zu. Marc Chagall bringt sie alle in Gefahr. Auch Bella will Frankreich nicht verlassen. Sie sind es müde zu fliehen. Mit dem Wettlauf gegen die Zeit nehmen Intensität und Spannung zu. „Die Tochter des Malers“ bietet einen bewegenden Einblick in die historischen Ereignisse und Judenverfolgung. Michels sympathische Eltern erweisen sich als Veteranen im Überlebenskampf. Sie sind einfallsreich und helfen auch Michel und Ida wo sie können. Das Bild von Marc und Bella Chagall hat sich längst gewandelt. Sie agieren realitätsfern, sorgen sich nur um ihr eigenes Schicksal und um Marcs wertvolle Bilder. Ausgerechnet das Hausmädchen der Chagalls ist eine Nazi-Sympathisantin. Autorin Gloria Goldreich hat mit viel Recherche und Einfühlsamkeit ein bewegendes Bild der Zeit und Familie Chagall geschaffen. Marc, Bella und Ida werden zum Spielball der Ereignisse. Randfiguren untermalen die beklemmende Atmosphäre. Gibt es noch Hoffnung? Wer wird entkommen? Die Fragen beschäftigen lange Zeit. Auch nach dem Ende des Krieges überschlagen sich die Ereignisse. Immer wieder stehen Veränderungen an. Um das Leben der Chagalls darzustellen, musste Zeit kompremiert werden. Die Gratwanderung ist gelungen. Die Geschichte bleibt unterhaltsam, teils berührend, bis zum Schluss.

Das Cover zeigt die bildhübsche Ida in einer friedlichen Kulisse. Die Betonung im Titel auf Tochter und Maler unterstreicht die enge Verbindung. Das Buch hat durch den Namen „Marc Chagall“ eine besondere Anziehungskraft. Näher als seine Tochter kann ihm nur seine Frau stehen. Das Buch hat viele interessante Informationen parat. Das nah an den Fakten Hinzugedachte passt sich gut ein.    

Autor: Gloria Goldreich
Buch: Die Tochter des Malers
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