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kalligraphin

vor 2 Wochen

(23)


"Geschichten über Frauen beschäftigen sich zwangsläufig mit Abwesenheit, mit großen, klaffenden Lücken im Archiv."

Amsterdam, 1640. Die blutjunge Helena kommt als Magd im Haushalt eines alleinstehenden Buchhändlers unter. Anders als die meisten Frauen ihrer Zeit und ihres Standes hat sie durch ihren Bruder das Lesen und Schreiben erlernt. 
Eines Tages nimmt der Buchhändler René Descartes als Logiergast auf. Helena und Descartes sind trotz Alters- und Standesunterschieden schon bald fasziniert voneinander, sind doch beide auf ihre Art intellektuelle Ausnahmetalente. Es kommt, wie's kommen muss: Die beiden beschränken sich bald nicht mehr auf anregende Gespräche. Als Helena schwanger ist, sorgt Descartes für einen reibungslosen und diskreten Ablauf bis hin zur Geburt der gemeinsamen Tochter Francine. Auch danach verliert Descartes nie das Interesse an seiner Tochter und Helena.

Viele Eckdaten des Romans "Worte in meiner Hand" können historisch belegt werden, weite Teile sind jedoch fiktiv und von der Autorin elegant in den historischen Rahmen eingewebt. Geschildert wird uns die Geschichte aus Sicht Helenas, wir sehen Descartes mit ihren Augen, erfahren ihre Lebensgeschichte. Dabei schafft es Guinevere Glasfurd lange, Helena wirklich eine Figur ihrer Zeit sein zu lassen, gegen Ende jedoch misslingt dies leider immer mehr. Plötzlich steht eine moderne junge Frau vor uns, die eher in einem kitschigen und bedeutungslosen Frauenroman unserer Zeit zu agieren scheint.

Über 300 Seiten liest man nahezu atemlos diesen wundervollen, historischen Roman mit seinen sehr detailliert und realistisch gezeichneten Figuren. Dann plötzlich kippt der Stil und scheinbar das ganze Genre. Das ist sehr schade! „Worte in meiner Hand“ ist eines dieser Bücher, das durch ein mutiges Lektorat und eine Kürzung um 100-150 Seiten nur gewonnen hätte.
Dennoch kann ich die Lektüre empfehlen, denn es ist Glasfurd im Großen und Ganzen ja sehr gelungen, eine spannende Geschichte um eine junge Frau zu erfinden, über deren wahres Leben die Recherchegrundlange sehr dürftig war.


"Wenn der Roman dazu beitragen kann, Helenas Geschichte zu erzählen, ermöglicht er uns auch, Descartes zu überdenken."

(Beide Zitate stammen aus dem Nachwort der Autorin.)

Autor: Guinevere Glasfurd
Buch: Worte in meiner Hand

Ladylike0

vor 2 Wochen

Ich finde es interessant, dass wir wirklich sehr ähnlicher Meinung zu sein scheinen. =) Aber mir gefiel die "Liebesgeschichte" im ganzen Buch irgendwie gar nicht. =/ Beim Rest kann ich dir so gut wie nur zustimmen und auch die Zitate finde ich richtig gut gewählt. =)

aba

vor 2 Wochen

Vielen Dank für deine Teilnahme an der Leserunde und für deine Rezension. Es freut mich, dass dir über 300 Seiten des Buches gefallen haben!

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