Rezension vom 26.09.2015
(9)
An ihrem 50. Geburtstag reicht es Helene endgültig, nachdem sie von ihrem Mann ein Wohnmobil geschenkt bekommt, dieser mehr Zeit mit ihr verbringen will und sich auch noch ein Enkelkind ankündigt, bricht sie kurzerhand aus ihrem Leben aus und fährt mit ihrem Geburtstagsgeschenk Richtung Toskana. Unterwegs entdeckt sie 800.000 €, welche im Wohnmobil versteckt wurden und legt damit den Grundstein für ihr neues Leben in der Toskana. Wäre ja alles nicht so schlimm, wenn nicht immer noch die Frage nach der Herkunft des Geldes im Raum stünde und Helene, die mittlerweile zur Elena wurde, sich plötzlich mit der Ankunft ihre Ehemanns Siegfried konfrontiert sieht.
Das Buch hat für mich nach einer sehr unterhaltsamen Geschichte geklungen, war es dann aber leider nicht wirklich. Während ich mir einen lustigen Roadtrip vorgestellt habe, in dem Helene einige amüsante Szenen mit dem Wohnmobil wiederfahren, war dem leider nicht so.
Zu Beginn wird die Geschichte in 2 Zeitzonen erzählt. Einmal zum Zeitpunkt von Helenes Geburtstag und dann 1 Jahr später in der Toskana, bis es sich zu einer Ebene verbindet. Dieser Zeitsprung wäre für mich persönlich nicht notwendig gewesen, denn er nimmt schon einiges vorweg und da man auch so in der Handlung das Jahr im Schnelldurchlauf erzählt bekommt, hätte es an und für sich auch nichts geändert, wenn man in der Gegenwart verblieben wäre.
Mit der Figur der Helene alias Lenchen alias Elena habe ich mich nicht wirklich anfreunden können. Sie jammert sehr viel und einzig die innere Stimme ihres Selbstbewusstseins, die sie Franziska nennt, fand ich eine nette Idee. Ansonsten scheint sie hier definitiv in der Midlifecrises zu sein, denn das Erstbeste was ihr einfällt ist, alles hinter sich zu lassen, sich einen Liebhaber zu besorgen und ihr Leben zu genießen. Bei ihr scheint es immer nur eine Möglichkeit zu geben, auf Kompromisse scheint sie nicht zu kommen. Sie hat Angst zurück nach Hause zu fahren um ihr Enkelkind zu sehen, da sie dann wohl nicht mehr in die Toskana zurück kann, weil sie wieder schwach wird. Für mich unverständlich, denn zwingen kann sie keiner und nur weil sie Angst hat ihren Enkel nicht widerstehen zu können, verzichtet sie darauf ihn zu sehen.
Während sie sich darüber aufregt von ihrem Mann immer unterdrückt worden zu sein und nun ihr eigenes Leben führen will, ohne dass sie sich von irgendjemandem etwas sagen lassen muss, hat sie sich logischerweise einen Mann ausgesucht, der diesmal ihrer starken Führung bedarf, wobei auch dieser zeitweise anstrengend ist. Sie ist eine Frau, der man es einfach zeitweise nicht recht machen kann und die gerne den anderen die Schuld gibt, während sie sich doch nur von ihrem Selbstbewusstsein Franziska einen Arschtritt geben lassen müsste und endlich mal sagen was Sache ist.
Die Geschichte des Geldes wird erst in den letzten Zügen erklärt und bot dann auch noch so einige Überraschungen, allerdings war das Ende dann doch für meinen Geschmack etwas zu flach, da die italienische Polizei hier sehr großzügig agiert und es quasi nur einen Sündenbock gibt, obwohl auch Helene meines Erachtens nach nicht ganz so ungeschoren davon kommen hätte sollen.
Fazit: Leider für mich eine Enttäuschung, da mir hier definitiv der Humor gefehlt hat. Die Hauptfigur konnte mich auch nicht wirklich für sich einnehmen, auch wenn ihr Selbstbewusstsein mit Namen Franziska, schon etwas für sich hatte. Der Krimi in dieser Geschichte war eher schleichend zu spüren und konnte erst im letzten Drittel endlich Fahrt aufnehmen und einige Überraschungen aufbieten, aber das Ende war mir dann wieder zu illusorisch gedacht.
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