Rezension vom 24.03.2015
(80)
Nachdem ich Barry Jonsbergs Jugendroman “Das Blubbern von Glück” im vergangenen Jahr mit großer Begeisterung gelesen habe, musste ich natürlich auch sein neues Buch lesen. Gerade ist bei cbt “Flieg, so hoch du kannst!” erschienen und darin erzählt der Autor eine Geschichte, die ich besonders jungen Lesern ab 12 ans Herz legen möchte. Derzeit handeln im Jugendbuchbereich viele Bücher von Krankheiten oder körperlichen Behinderungen und bringen so schon jungen Lesern nachdenkliche Themen nahe. Barry Jonsberg hat sich ebenfalls einem solchen Thema angenommen und tut das sehr behutsam aber auch mit der nötigen Portion Humor.
Die Hauptfigur in Barry Jonsbergs Buch jedoch ist kerngesund. Holly Holley quält lediglich ihr Name, bei dessen Wahl ihre Mutter nicht sonderlich viel Kreativität bewiesen hat. Ansonsten führt Holly ein recht normales Leben, ist weder besonders beliebt noch unbeliebt. Aber Holly ist in einem Alter, in dem man gern zu einer Gruppe dazu gehören möchte – am liebsten zu den besonders Coolen. Deshalb kommt es im Laufe des Buches schon mal zur ein oder anderen verzwickten Situation und auch zu Streit mit ihrer Mutter.
Hollys Leben wird im Verlauf des Romans ganz schön auf den Kopf gestellt. Als wäre mit 15 nicht sowieso alles schwierig genug, ziehen auch noch ihre Tante und deren Tochter Cassie zu Holly und ihrer Mutter. Für Holly bedeutet das nicht nur, dass sie ihr Zimmer für ein winziges Gästezimmer abtreten muss, sondern sie muss sich fortan auch mit ihrer Cousine auseinandersetzen, die Zerebralparese hat. Hierbei handelt es sich um eine Störung im Nervensystem und der Muskulatur, die bewirkt, dass Cassie sich selbst so gut wie gar nicht kontrolliert bewegen kann.
Das Interessante an dieser Geschichte ist, dass der Autor gekonnt alle möglichen Fakten über diese Erkrankung in die Handlung einbindet und junge Leser sehr viel lernen können, ohne sich dabei belehrt zu fühlen. Vor allem in Sachen sozialer Kompetenz kann dieses Buch einem viel beibringen. Ein wichtiger Aspekt des Romans ist, dass der Autor über den Umgang von Cassies Mitmenschen mit ihr ganz deutlich macht, dass ein Leben mit Zerebralparese oder einer anderen Krankheit genauso lebenswert ist, wie wenn man keine solche Krankheit hat. Cassie hat eine riesige Lebensfreude und bis auf ihre motorischen Schwierigkeiten ist sie, wie jede andere jugendliche auch. Sie liebt lustige Filme, ist gern mit ihren Freundinnen zusammen und kann manchmal ganz schön stur sein. Eine typische Jugendliche also!
Die größte Lehre aus diesem Buch für jugendliche Leser dürfte wohl also sein, dass man im Umgang mit Menschen mit einer Behinderung einfach ganz normal sein und diejenigen mit genauso viel Respekt behandeln sollte, wie alle seine Mitmenschen. Eine körperliche Behinderung bedeutet nicht, dass man anders fühlt oder denkt oder dass man anders behandelt werden müsste – ganz im Gegenteil!
Barry Jonsberg hat ein wertvolles, kleines Buch geschrieben, das ich euch uneingeschränkt weiterempfehlen kann!
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