Rezension vom 23.06.2015
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Macondo – ist ein weiter geisterhafter Ort, in dem Magie wohnt. Macondo – ist ein Städtchen, wo Menschen an schrecklichen Krankheiten, Schlaflosigkeit und Vergesslichkeit erkranken oder es kann da mehrere Jahre ohne Unterbrechung regnen. Macondo – ist ein Städtchen, wo die Kühe, von menschlichen Leidenschaften genährt, sich mit kosmischer Schnelligkeit vermehren. Das ist die Stadt, wo Geister wohnen. Stadt, die solche Schönheit beherbergt, dass sie keine Chance hat, auf dieser Erde zu bleiben. Das ist eine Stadt, wo Zigeuner den Fortschritt verkaufen und wo gleichzeitig Schicksale mit Spielkarten vorhergesagt werden.
Jose Arcadio und Ursula Buendia sind die Gründer von Macondo, ihre Ureltern, wie Adam und Eva, für deren Sünden mehrere Generationen der Familie Buendia zahlen müssen. Buendia sind für ihre sündenhafte Beziehung verflucht und dem Untergang geweiht. Sie sind in der ewigen Einsamkeit gefangen. Für lange hundert Jahre…
Die Geschichte der Familie Buendia ist das wiederholende Schicksal, Fluch der Einsamkeit, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Buendia ist eine Familie, die alle möglichen Sünden beherbergt – Hochmut, Geiz, Wollust… Die Menschen sind voll Zorn und Hass. Hass kann sogar zum Lebensinhalt werden und alles Schönes und Liebenswertes im Leben eines Menschen vergiften.
Der Roman hat eigentlich gar keine Handlung. Es gibt nur die Familie Buendia, ihr Alltag, ihre verzwickte Beziehungen. Und es gibt Macondo mit ihren Wundern. Man fühlt sich in den Text hineingeworfen, man kann nur mitschwimmen und genießen, man kann Buendia lieben oder hassen. Oder einfach mit ihnen leben. Die Geschichte an sich ist nicht so wichtig, sie verläuft nur am Rande.
Es gibt auch keine Haupthelden, alle sind wichtig, alle kommen zu seiner Zeit zur Geltung. Noch eine Besonderheit – die Romanhelden von Marquez sind alterslos. Sie haben mit solchen primitiven Tatsachen wie Alter und Zeit nichts zu tun. Man hat das Gefühl, dass mehrere Generationen der Familie auf einer Stufe sitzen, die Grenzen zwischen den Zeiten zerfließen.
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