Freitag, 17. Januar 2020

Der Blogumzug - es ist soweit



Liebe Leute

es ist soweit: mein Blog hat ein neues Zuhause. Darf ich meine erfreuteste Einladung aussprechen, mir und allen Blogbewohner*innen dorthin zu folgen?
Der Weg ist ganz einfach zu finden, es ist gleich nebenan: smillas.blog
Dort geht es nun weiter.
Ich erzähle dort – wie hier – von Menschen und Orten und immer mal ein bisschen was vom Wegesrand.

Kommt alle mit und vorbei und wieder, und Danke für die Geduld und die Treue und überhaupt: Danke! Wir sehen uns nebenan.


(Diese Seite bleibt noch eine Weile stehen, aber irgendwann geht hier das Licht aus.)



Samstag, 2. März 2019

Karneval im Planquadrat




Ich mache mal nicht viele Worte: es folgen Fotos meines traditionellen Spaziergangs durch die Weiberfastnacht. Erstaunliche 18 km bin ich gelaufen, dabei sind viele der Fotos im Planquadrat rund um den Eigelstein entstanden. Keine Ahnung wie das kommt - Fußfaulheit und mangelnder Wille ist jedenfalls nicht der Grund.
Gleich zu Beginn meiner Wanderung bin ich einer wunderschönen Version von Frieda Kahlo begegnet. Das war ein schöner Start und es ging prima weiter. Wie so oft in den letzten Jahren hatte ich Glück und die Ahl Säu haben meinen Weg gekreuzt; wenn die mit ihren Trommeln loslegen verliert die Zeit jede Bedeutung. Man wird sozusagen gründlich und unmittelbar ins 'einfach so da sein' hinein getrommelt; die Zeit vergessen und draußen feiern; so geht Straßenkarneval. Vor lauter Begeisterung bin ich ein gutes Stück mitgelaufen. Überhaupt bin ich viel gelaufen, getanzt hab ich und reichlich fotografiert.
Ich hoffe nun die Fotos sprechen für sich, denn mir geht das Schreiben gerade nicht gut von der Hand.







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Freitag, 7. Dezember 2018

Liebe Leute...


...Symbolbild, entstanden in der Alanus Hochschule bei einer Kinder-Uni zum Thema Architektur

...ich, die sich im Entscheiden so schwer tut, die wankelmütigste Zaudererin (sagt man so?) unter der Sonne, überlege ob, nein, dass ich meinen Blog umbenennen möchte. (Und umziehen dann auch, weg von Blogspot auf eine eigene domain, längst überfällig.)

Ich habe so viele Ideen für Namen gehabt inzwischen, so viele domains auf Verfügbarkeit, Namensähnlichkeit, unfreiwillige Gesinnungsassoziationen und alles mögliche andere überprüft, ich bin Menschen in meinem Umfeld und jenen, die ich um Rat angeschrieben habe, gehörig (und obendrein zu den falschen, weil späten Uhrzeiten) auf die Nerven gegangen und noch immer probiere ich immer neue Wort-Kombinationen aus. Wie so eine komplett Irre. Ich finde kein Ende. Ich habe mein brain gestormt, Refraimingtechniken angewandt, Wortsalate erstellt, Anagramme bemüht, Worte auf visuelle Schönheit getestet und allerlei derlei Dinge.
Inzwischen ist der Punkt erreicht wo ich 1. überlege die Psyichatrie zu verständigen und mich 2. ernsthaft frage, was ich abends eigentlich machen soll, wenn endlich eine Name gefunden ist. Achso, ja, bloggen...

Aber bloggt man heutzutage überhaupt noch?? Wäre es nicht klüger das anders zu nennen? Herrje. Blöde Klugheit, steht nur im Weg herum.

Ich will jedenfalls gerne eine eigene Plattform beibehalten; nicht alles in den großen Content-Schluckern Instagram, Facebook und Co der Willkür anheim geben.

Ich hätte gerne einen Namen, der beschreibt, dass mich Menschen und Orte interessieren, dass ich die Welt als fragil und stabil zugleich ansehe, im besten Sinne, dass ich selbst mich auch fragil und stabil in sie hineinbegebe und dass mich eigentlich ganz ehrlich auch nichts anderes interessiert, als der Fragilität Platz zu geben, die Stabilität findet ihren Platz im Zweifel selbst, darauf kann man sich immerhin ein paar Meter lang verlassen.

Hätte vielleicht jemand eine Idee? Öh?

Sonntag, 11. November 2018

Neulich vor zwei Jahren


Cape Town Railway Station

Aus der Reihe „Was ich schon längst mal machen wollte“ habe ich nun tatsächlich eine kleine Auswahl meiner Südafrika-Fotos von vor zwei Jahren zusammengestellt. Zeitnah berichten? Kann ich.
Nein, gut, ich geb' es zu. Ich kann es nicht. Mir fehlt die Zeit, die Kraft, die Muße, der Wille - oder alles zusammen, ich weiß es doch auch nicht.
Eines was mir fehlt kann ich allerdings sehr genau benennen: Mein Blog, das Bloggen, das Schreiben. All das.
Deswegen versuche ich es einfach noch mal. So. Mal sehen was draus wird.


Cape Town, Bloubergstrand

Zwei Jahre ist es her, dass ich mit meinem Mann in Südafrika war. Drei Wochen Zeit zu zweit; Urlaub sollte es sein, aber reisen wollten wir auch; so war es also eine Urlaubsreise.
Für uns beide war es der erste Aufenthalt in Südafrika, bzw. überhaupt auf diesem Kontinent, und wir waren ja nur in einem denkbar kleinen Teil davon. Drei Wochen ist nicht viel Zeit; es ist nicht möglich zu verstehen wo man sich eigentlich befindet. Zumal in einem Land mit einer solchen Geschichte - und wenn man dann auch noch unter dem Aspekt des gemeinsamen Urlaubs unterwegs ist.

Natürlich hatte ich meine Kamera dabei und ich hab auch überall mal so rumfotografiert. Anders kann ich es wirklich nicht formulieren. Ich bin ganz nach Lust und Laune vorgegangen, habe versuchsweise mehrere ungenaue Serien begonnen, die mir als Thema diffus interessant erschienen. Aber ich habe viel zu wahllos mal fotografiert und mal wieder nicht, so dass nichts wirklich sinnvolles dabei entstanden ist.

Neugierig, schüchtern, beeindruckt, beschämt, müde, planlos, schauend. So bin ich erst durch Kapstadt und dann die Garden-Route entlang gestolpert. Übervoll von Eindrücken und Erlebnissen, die ich noch aus Deutschland mit mir herumgetragen habe, müde auch, sogar erschöpft, habe ich mich eigentlich nur aufnehmend durch das neue und fremde Land bewegt: Schauen, Hören, Riechen, Schmecken, Anfassen - was man eben alles so macht unterwegs. Staunen eben.


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Freitag, 16. Februar 2018

Blumen der Liebe



Heute durfte Deniz Yücel das Gefängnis verlassen. Überall lese und höre ich, dass er frei ist.
Ist das so? Hier ist zu lesen, dass ein Gericht Anklage zulässt und der Staatsanwalt 18 Jahr Haft fordert.

Frei, das klingt so gerecht. Es wäre schön, wenn es so wäre.

Was es mit der Petersilie und der Colaflasche auf sich hat, steht hier beschrieben. Für Deniz Yücel und seine Frau Dilek sind es Blumen der Liebe.

Mich rührt das sehr. Alles.

Donnerstag, 15. Februar 2018

50 Kilometer Karneval



Eins steht fest: in meinem Karneval wird viel gelaufen. In diesem Jahr ca. 50 km in 4 Tagen. In meinem Karneval wird auch viel fotografiert. Nun frage ich mich allerdings: darf man am Tag nach Aschermittwoch eigentlich noch Karnevalsbilder posten? Oder verstößt das gegen die guten Sitten und das kölsche Grundgesetz?
Nun, ich bin spät dran - was vor allem daran liegt, dass ich zwei lange, laute, kalte und bunte Tage im Kundenauftrag sehr, sehr viele Fotos gemacht habe, die dann natürlich ganz flott fertig gemacht und verschickt werden mussten.
Aber wenn ich nun nicht mal mehr einen Post an Karneval schaffe, dann kann ich das mit dem Blog ja wirklich bald ganz sein lassen.

Eine Überlegung, die ohnehin seit langem beständig, wenn auch ohne Ergebnis oder gar Entscheidung, schwerelos durch mein Hirn wabert. Konsequent wäre das ja; einfach beenden, was ohnehin kaum noch stattfindet. Aber, herrje, ich bringe es nicht übers Herz.


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Sonntag, 18. Juni 2017

Merhaba, benim adım Smilla - Begegnungen in Istanbul



Zum fünften Mal war ich nun in Istanbul. Viele Gedanken habe ich mir vor dieser Reise gemacht: Soll, kann, darf ich das tun? In ein Land reisen, das sich im Ausnahmezustand befindet, in dem Journalisten und Oppositionelle im Gefängnis sitzen. Ein Land, in dem man auch als Besucher keine kritische Meinung zum politischen Geschehen äußern sollte. Wo man nicht den falschen Leuten die falschen Fragen stellen sollte. Ich bin diesbezüglich nicht sehr mutig und bestimmt kein Draufgänger.
Nach Istanbul zu reisen ist für mich, wie eine Freundschaft zu pflegen; diese Stadt berührt mein Herz. So, wie man die Nähe zu den Menschen sucht, die man liebt, so laufe ich durch Istanbul und versuche, der Stadt nahe zu sein. Für mich geht das über den Kontakt zu Menschen: der Topkapı-Palast, die blaue Moschee; ich war noch nie dort. Es sind nicht Sehenswürdigkeiten, sondern Stadtviertel, in die ich meine - im besten Sinne - planlosen Ausflüge mache. Ich fahre mit Bus, Fähre, Metro oder Dolmuş an einen Ausgangspunkt meiner Wahl und laufe los - der Rest ergibt sich.




Diese Spaziergänge lasse ich geschehen; meist laufe ich sehr langsam, machmal stehe ich auch nur so herum und warte, wohin mich der nächste Impuls gehen lässt. Wenn mir auffällt, dass ich auffalle fange ich an, freundlich zu grüßen: „Merhaba!“. Diese Kleinigkeit bewirkt erstaunliches; ich werde angelächelt, ebenfalls begrüßt, herbeigewunken und sogar eingeladen Platz zu nehmen. Ich verfüge über sehr mickrige Kenntnisse der türkischen Sprache (Çok az Türkçe konuşabiliyorum) kann mich aber vorstellen (Benim adım Smilla), höflich etwas zu Essen bestellen, nach dem ungefähren Weg zurück fragen, und habe allerlei Satzfragmente parat, die jedoch niemals ein wirkliches Gespräch erlauben. Wirklich immer finde ich das schade, und gleichzeitig habe ich gelernt, dass einfach nur so Dasitzen und zeigen dass man es gerne tut, oft schon eine wohlwollende Grundstimmung erzeugt, die sehr entspannend sein kann und das Verweilen ermöglicht.



Nach und nach erkunde ich auf diese Weise seit Jahren ein Stadtviertel nach dem anderen: und davon gibt es in Istanbul unglaublich viele. Allein Fatih, eine Gemeinde Istanbuls mit über 400 000 Einwohnern unterteilt sich in 102 kleine Stadtteile, die Mahalle. Diese Fotos sind entstanden auf dem Weg von Ayvansary nach Draman über Balat und Fener. Dabei bin ich so sehr Zick-Zack gelaufen, dass ich natürlich nicht ordentlich von einem zum nächsten Stadtviertel gelangt, sondern immer hin und her gependelt bin, wie ich später rekonstruiert habe. Weil ein Tag für so viel Gegend zudem nicht ausreicht, bin ich am nächsten Tag nochmal dorthin.

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Dienstag, 13. Juni 2017

13 Fotos aus Istanbul



Heute ohne viele Worte: dreizehn Fotos aus Istanbul. Die Anzahl ist - aus Spielerei - ans Datum angepasst: heute ist der 13.  Ich habe Geburtstag, den in Istanbul zu verbringen mein Herzenswunsch war.  Nun zieht es mich zum Tee an den Bosporus...
Seit 10 Tagen bin ich hier, unzählige Fotos habe ich gemacht, vielen Menschen bin ich begegnet, zum ersten, zum wiederholten, zum einzigen Mal... Vor langem schon hab ich mein Herz an Istanbul verloren. Jedes Mal wenn ich hier bin haben sich in der Zwischenzeit Dinge verändert. Manchmal derart gründlich, dass es weh tut. Vieles aber ist noch da, vielleicht ein bisschen verwandelt, aber vertraut. Ich laufe unablässig durch die große Stadt und oftmals mache ich Fotos von Häusern oder Strassenzügen, weil ich Sorge habe, beim nächsten Besuch steht kein Stein mehr auf dem anderen. Oder ich fotografiere, was für mich die Stimmung dieser Stadt ausmacht. Es ist mein Versuch der Würdigung und meine Art mich mit der Stadt und den Menschen zu verbinden. 













Die sichtbarste von vielen Veränderungen auf der Haupt-Einkaufsstrasse in Beyoğlu: die nostalgische Tünel-Strassenbahn, die verlässlich die Istiklal Caddesi hinauf- und hinunter gezuckelt ist - verschwunden, mitsamt den Gleisen. Angeblich soll sie wiederkommen; warum sie nicht mehr fährt habe ich noch nicht ergründet.



Vor sieben Jahren war hier ein kleiner Tee-Salon, dann eine Art American-Diner, nun ist Leerstand.
























Zu Besuch bei Mehmet Ali, dem ich Fotos aus 2014 mitgebracht habe.




















Sonntag, 11. Juni 2017

Von Ceren lernen



„I try to be an artist“, sagt Ceren über sich. Sie lebt in Kadiköy, einem Stadtteil auf der asiatischen Seite Istanbuls. Ich treffe sie im Garda Café, einer meiner in ganz Istanbul verstreuten Plätze, die ich immer wieder besuche, weil es in der großen Stadt manchmal gut tut, wiedererkannt und begrüßt zu werden. Ceren will eigentlich gerade wieder gehen, sie kam nur kurz hereingewirbelt, hat hier jemanden begrüßt, da jemanden umarmt, sich für ein leises Gespräch zu einem Freund an den Tisch gesetzt: sie ist hier zuhause.
Ceren erklärt mir, das ihr Name 'little deer' bedeutet, kleiner Hirsch - Rehauge lese ich später irgendwo. Sie ißt von den gelben Früchten, die mir der Besitzer des Cafés auf einem kleinen Teller gebracht hat: er hat sie frisch vom Baum neben meinem Stuhl gepflückt. „Yeni dünya“, sagt Ceren, „das bedeutet Neue Welt.“ Mispeln, wie ich nun weiß.

Ceren liebt die tiefere Bedeutung, den Sinn hinter den Dingen. Sie reist gern, am liebsten an Orte, die wenig populär sind: sie scheinen ihr am wahrhaftigsten zu sein. Weil sie ihr Klavier nicht mit auf Reisen nehmen kann lernt sie die Darbuka zu spielen; eine arabische Trommel. Dafür nimmt sie Unterricht bei Mısırlı Ahmet, einem Trommelmeister, der im Stadtteil Balat ein 'Ritimhanesi', betreibt - ich übersetze das mal mit Musikschule. Allerdings geht es auch hier nicht einfach um das Offensichtliche; Mısırlı Ahmet hat eine eigene Philosophie, die über das Musik machen hinaus geht. Davon erzählt Ceren mir, und auf der Seite des Musik-Ensembles Constantinople wird er so zitiert: “You have to lose the rhythm first in order to discover it.”

Neben der Musik malt Ceren; am liebsten Portraits, aber sie malt auch Bilder im Ottomanstyle, im Auftrag für Hotels beispielsweise.

Ceren bezeichnet sich als Suchende, sie wertschätzt die Vergangenheit und respektiert die Zukunft, und doch versucht sie so gegenwärtig wie möglich zu sein. Sie liest gerne Gedichte von Omar Khayyam, einem Mystiker aus Persien, der vor bald tausend Jahren vierzeilige, sogenannte Rubaiyate, verfasst hat. Das hat er mehr oder weniger nebenbei getan, denn im Hauptberuf war er Mathematiker und Astronom. Erst vor ca. hundertfünfzig Jahren wurden seine Gedichte ins Englische übersetzt, und haben so in der westlichen Welt Berühmtheit erlangt (Guardian Artikel). Ich muss gestehen, ich habe noch nie von ihm gehört, ich kennen nur Rumi, und genau genommen kenne ich nicht mal den. Deswegen habe ich ein wenig herum gegoogelt, denn wie ich immer wieder feststelle werden plötzlich Dinge für mich interessant, weil sich jemand für sie interessiert, den ich mag.




Später schickt Ceren mir einige ins englisch übersetzte Gedichte von Omar Khayyam. Eins beschreibt für mein Empfinden Ceren selbst:


Give me a skin of wine, a crust of bread,
A pittance bare, a book of verse to read;
With thee, O love, to share my lowly roof,
I would not take the Sultan's realm instead!


Freitag, 9. Juni 2017

50 ccm, 3l Vernel-Tank



Zuerst sehe ich das Moped; es steht an der Küstenpromenade in Arnavutköy und sieht aus wie ein umgebautes Bonanza-Fahrrad. Chopper-Lenker, Doppelspiegel, Fransen-Pompons, chices blaues Täschchen, aus dem irgendein Werkzeug hervorguckt. Ich mache ein Foto und sehe mich um, wem das tolle Gefährt wohl gehören mag. Da kommt Orhan auch schon herbei gelaufen, macht Zeichen, dass es seins ist und lädt mich ein, mich mal drauf zu setzen. Mir fehlt die Abenteuerlust, aber ich bitte ihn ein paar Fotos machen zu dürfen. Sofort wirft sich Orhan in Pose und begutachtet direkt das erste Foto: nein, viel zu weit weg, ich soll ein näheres machen. Natürlich erfülle ich seinen Wunsch umgehend, er reckt den Daumen hoch und will auch dieses Foto sofort sehen: schon besser.

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