Was haben Karl-Theodor zu Guttenberg und Johannes B. Kerner gemeinsam? Einen langen Namen. Und eine gemeinsame Reise nach Afghanistan um dort für ein vorweihnachtliches “Kerner Spezial” zu posieren. Berliner Gazette-Autor Alexander Krex kommentiert.
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Eins vorweg: Sie haben Guttenberg die Sauerei verziehen. Nur der Minister selbst war ein wenig traurig, dass er die Schoko-Weihnachtsmänner nicht mehr an die Soldaten verteilen konnte. Die afghanische Sonne hatte sie dahingerafft.
Wenigstens Gattin Stephanie blieb in Form. Das Make-up hielt selbst im aufgeheizten Zelt und in ihrer Splitterschutzweste kam sie ziemlich sexy rüber. Johannes B. Kerner – auch er zum ersten Mal in Afghanistan – hatte nur Komplimente für Stephanie übrig: “Sie sollten öfter ein tarnfarbenes Teil tragen, Frau von Guttenberg.”
Ja, es war ein ausgelassener dritter Advent in Massar-i-Sharif: Kein Einsatzbefehl störte das Festmahl, kein Selbstmord-Attentäter die vorweihnachtliche Ruhe. Man könnte meinen, Bin Laden höchst persönlich sei ein Guttenberg-Groupie.
Eine Frage der Kühlung
Nur die daheim gebliebenen Töchter langweilten sich. “Warum fliegt der Papa schon wieder nach Afghanistan?”, hatte eines der Guttenberg-Mädchen gefragt. Und Mutter Stephanie hatte geantwortet: “Weil der Papa auch im Winter nicht gern blass aussieht.” Die Schwester hatte gefragt: “Und warum fliegst Du auch mit, Mama?” Darauf Stephanie: “Weil der Papa zwar ein Polit-Star ist, die Soldaten aber trotzdem lieber eine Blondine haben, mein Kind.” Das leuchtete den Mädchen ein. Sie selbst hatten ihre Mama ja auch lieber als den Papa, der immer nur wissen wollte, was die Lehrerinnen in der Schule über ihn erzählten.
Im fernen Bundeswehrlager war der Minister dagegen ausgesprochen gut drauf. Im Kreis der Kameraden riss er einen Witz nach dem anderen. Es wurde aber auch mit großem Ernst gefachsimpelt: Welcher Panzer hat den kleinsten Wendekreis, welches Gewehr den coolsten Sound – und wie in Gottes Namen kühlt man bei dieser Hitze deutsches Bier.
Die Antwort des Oberst auf die letzte Frage stimmte Guttenberg nachdenklich. Umgehend teilte der Minister mit, sich um neue Kühlschränke für die Truppe zu kümmern. Schließlich wolle er nicht mit warmem Sekt anstoßen, wenn er an Silvester wiederkommt. Dann übrigens in Begleitung von Schwiegermutter und Günther Jauch.
[Anmerkung der Red.: Das Kerner Spezial mit Karl-Theodor zu Guttenberg wurde am Montag in Mazar-e-Sharif aufgezeichnet und wird heute um 23.15 Uhr auf Sat1 ausgestrahlt.]
11 Kommentare zu
Dass die vorab abgestimmten Fragen des Sportmoderators von irgendwem ernstgenommen werden, ist nicht zu erwarten. Hier geht es nur darum, dem verblödeten Fernsehvolk den Krieg zu erklären: Nur noch ein paar Jahre, dann haben wir den Sieg in der Tasche, die Maädchen gehen zur Schule usw.
Und der aus Funk und Fernsehen bekannte Sportmoderator wird nicken und die nächste vorher verabredete Frage stellen. Das hätte man auch im Studio des Sportmoderators machen können. Dazu hätte niemand auf Kosten der Steuerzahler in Afghanistan mit zwei Hubschraubern unterwegs sein müssen.
Ein echter Journalist und Afghanistan-Kenner hätte vielleicht unbequeme Fragen stellen können, beispielsweise warum die Mädchen nicht in die Schule dürfen und warum die Soldaten dort trotzdem noch solangen bleiben sollen, obwohl die Schlacht schon längst verloren ist.
Zeigt hier (bei dieser Sendung und wie sie in diesem Text beschrieben wird) die Verquickung von Politik und Unterhaltung ihr wahres Gesicht? Oder nur hinlänglich drastisch gezeichnetes Gesicht?
http://www.sat1.de/kerner/video/clips/clip_karl-theodor-zu-guttenberg-im-interview_38211//