Belieber nennen sich die treusten und ältesten Fans von Justin Bieber. Sie nutzen den Kurznachrichtendienst Twitter um sich untereinander und mit dem singenden Teenie-Star zu vernetzen. Die Abiturientin Anna Lena ist seit vier Jahren Belieber. Hier schreibt sie über Freundschaft, Treue und Liebe. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Komplizenschaft.
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Es war im Spätsommer 2009, ich war 14 Jahre alt, als ich das erste mal in der Bravo etwas über einen „Newcomer“ las, der sogar Rihanna zum Staunen brachte. Er hatte ein unglaublich süßes Lächeln und sah verdammt gut aus. Da wurde ich neugierig und gab bei YouTube seinen Namen ein: Justin Bieber.
„One Time“ war das erste Lied, was ich mir anhörte. Dann noch mal und noch mal… Ich googelte ihn, schaute mir alle Videos an, die ich finden konnte, durchsuchte alle Bravos, die ich noch hatte, um mehr über diesen 15-jährigen mit dem süßen Lächeln und Hairflip zu erfahren. Ich war begeistert: Er konnte nicht nur unglaublich gut singen, sondern auch noch tanzen. Und machte zudem einen ziemlich netten Eindruck.
In den nächsten Tagen berichtete ich meinen Freunden von Justin, aber sie waren nicht so begeistert. Mir kamen nur „Milchbubi“ und „Mädchenstimme“ entgegen. Ich beschloss das ganze vor ihnen nicht mehr zu erwähnen und hörte mir alleine zu Hause immer wieder seine Musik an. Seine Single kaufte ich bei iTunes, sowie seine ersten beiden Alben und ich twitterte ihm wie wild.
Twitter war schon zu diesem Zeitpunkt die Social-Media-Plattform die Justin am meisten nutzte. Er twittert immer wieder Kurznachrichten. Er schrieb, wo er sich gerade aufhielt und antwortete sogar auf Nachrichten von Fans. Es ist viel schneller und direkter als Facebook und hat auch keine Beschränkungen, wie viele Freunde bzw. Follower man haben kann. Nach einer Weile verflog allerdings die Euphorie. Schließlich konnte ich sie mit niemandem im realen Leben teilen, ohne mir dafür doofe Kommentare einzufangen.
„Für immer an seiner Seite“
Das ganze änderte sich allerdings schlagartig als mein Vater mir am 1. Dezember 2010 eine SMS schrieb: „Justin Bieber kommt nach Deutschland“. Das löste in mir eine unbeschreibliche Freude aus. Als ich von der Schule nach Hause kam, bestellte ich mir sofort eine Karte – in der 5. Reihe! Ich war so aufgeregt, obwohl es noch einige Monate hin war bis zum Konzert in Oberhausen. Das magische Datum: 26. März 2011.
Ab diesem Zeitpunkt war ich ein Belieber. Meine Gefühle für Justin hatten sich geändert. Nicht dahingehend, dass ich jetzt in ihn verliebt war, aber ich fühlte mich verantwortlich und wollte für immer an seiner Seite bleiben, es war wie eine Art Verbindung zwischen uns. Und genau das macht einen Belieber aus.
Außerdem helfen Belieber anderen Beliebern Justin zu treffen. Wir freuen uns mit den anderen und weinen mit den anderen. Wir sagen oft, und auch Justin sagt das, dass wir eine Familie sind und das stimmt auch gewissermaßen. Natürlich gibt es Unstimmigkeiten und man diskutiert auch mal über Justins Verhalten und seine (Ex-)Freundin, aber am Ende des Tages unterstützen wir uns alle gegenseitig.
So gingen die Monate vorbei und der 26. März kam. Ich hatte inzwischen ein Mädchen in meiner Heimatstadt gefunden, das auch Belieber war und mit mir aufs Konzert ging. Wir sind heute noch Freunde, sehr gute Freunde und „Beste Belieber Freunde“. Das Konzert an dem Abend war unglaublich schön! Ich saß in der 5. Reihe und war einfach so nah dran und konnte mein Glück gar nicht fassen. Als es dann vorbei war, war ich traurig. Keiner von uns wusste wann wir Justin wieder sehen würden, aber trotzdem war es einer der schönsten Tage in meinem Leben und ich war einfach nur glücklich. Er sang so viele seiner Lieder, tanzte so gut und suchte immer wieder den Kontakt zu uns. Es war ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl!
Justin bedeutete mir bis zu diesem Zeitpunkt schon viel und hatte viele neue, tolle Leute in mein Leben gebracht, mit denen ich bis heute zum Teil noch Kontakt habe. Er hat mir schon damals Mut gemacht, an meine Träume zu glauben und nie aufzugeben. Er hat mir das Gefühl gegeben wertvoll zu sein und hübsch.
Überraschungsbesuch aus Deutschland
Als ich im Sommer 2011 dann zum Schüleraustausch in Kanada war und wir nach Toronto auf einen Ausflug fuhren, fragte ich meine Begleitperson ob sie mit mir nach Stratford fahren würde, Justin Biebers Heimatstadt. Als wir nach sieben Stunden Autofahrt dann endlich da waren, war ich überwältigt. Ich stand vor dem Haus seiner Großeltern, dem Ort an dem er viele Stunden seiner Kindheit verbracht hatte.
Es sah alles genauso aus, wie in seinem Konzertfilm „Never Say Never“. Ich lief also mit zittrigen Knien die Treppe zu ihrer Haustür hoch. Während mich sein (!) Hund durch ein gekipptes Fenster anbellte, klingelte ich, aber niemand öffnete die Tür. Ich hatte schon Angst, dass sie fremden Leuten nicht die Tür öffnen oder nicht da seien und klingelte noch mal. Nichts passierte.
Ich war gerade dabei, wieder ins Auto zu steigen, als ein anderes Auto die Straße herauf fuhr. Ich sah sofort, dass es seine Großeltern waren. Aufregung machte sich breit und ich ging langsam auf sie zu. Nachdem sie ausgestiegen waren, entschuldigte ich mich für mein Kommen, denn ich wüsste ja, dass sie ihre Privatsphäre wollen, brachte aber das super Argument, dass ich aus Deutschland sei. Seine Oma ging direkt ins Haus, aber sein Opa blieb bei uns draußen. Ich fragte ihn, ob er Justin einen Brief geben könne, den ich ihm geschrieben hatte und ob wir ein Bild machen könnten. Beides bejahte er. Er war sehr nett und ich freute mich. Ich konnte und kann es bis heute einfach nicht fassen, dass ich schon in Stratford war.
Schattenseiten: Beleidigungen und Ausgrenzung
Das alles wirkt jetzt sehr positiv und als wäre es nur mit Freude verbunden, aber das ist es nicht. In der Schule bekam ich oft Kontra von Freunden und Schulkameradinnen, die mich beleidigt haben oder Justin beleidigt haben. So etwas tut weh. Vor allem wenn es um etwas geht, was einen jeden Tag aufs Neue glücklich macht. Ich versuchte es immer zu verdrängen. Ich hatte mittlerweile gute Freunde gefunden, die auch Belieber waren, aber leider nicht bei mir in der Nähe wohnten.
Im Februar 2012 gab es dann ein neues Highlight in unserer Belieber-Family. Justin traf sich mit Avalanna. Avalanna war ein todkrankes kleines Mädchen. Warum das für uns alle so wichtig war? In den folgenden Monaten entwickelte sich zwischen Justin und Avalanna etwas ganz Besonderes. Er lies sie immer wieder einfliegen und besuchte sie. Es war so schön mit anzusehen wie dieses kleine sechsjährige Mädchen noch einmal so viel Spaß hatte und auch Justin war dabei so glücklich, dass es uns alle glücklich machten.
Ende September 2012 starb die kleine Avalanna und die ganze Belieber-Family trauerte. Zu ihren Ehren beschlossen alle Belieber einen RememberAvalannaDay zu veranstalten, an dem sich jeder Belieber „Avalanna“ auf den Arm oder das Handgelenk schrieb.
Die Nachricht wurde durch ein Bild von Avalanna, auf dem alle wichtigen Fakten standen, auf Twitter verbreitet und sogar ihre Eltern machten mit. Es werden so oft die negativen Dinge gesehen, die er tut, aber nicht die Guten. Bei dem ersten Konzert seiner BELIEVE-Tour in Phoenix hat Justin sich, wie ja bekannt ist, übergeben. Darüber wurde nach dem Konzert groß berichtet, aber kaum jemand in der Presse sprach davon, dass er das Lied „One Less Lonely Girl“, bei dem normalerweise immer ein Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne geholt wird, Avalanna gewidmet hat.
Kiffen und saufen: Wie andere Jugendliche auch!
Nachdem die BELIEVE-Tour in den USA beendet war und Justin endlich nach Europa kam, gingen die schlechten Nachrichtenmeldungen über Justin los. Seitdem er dabei erwischt wurde wie er kifft, hatten ihn die Paparazzi und die Presse auf dem Kieker. Sie suchten förmlich nach negativen Schlagzeilen.
Ich habe ab einem gewissen Punkt nicht mehr hingehört. Wieso ist es so verwerflich, wenn Justin Bieber einmal kifft, um es auszuprobieren? Bei den Millionen anderen Teenagern wird kein Hype darum gemacht? Wieso ist es so schlimm, wenn Justin Bieber an Silvester Wodka trinkt? Natürlich muss man dazu sagen, dass es in den USA verboten ist. Aber er war zu dem Zeitpunkt 18 und wie viele 18-jährige haben in Deutschland noch keinen hochprozentigen Alkohol getrunken?
Auch als er auf den Paparazzi „los ging“, der ihn beleidigt hatte und ihn mit „F*ck you“ beschimpfte, machten die Medien mal wieder einen Rummel darum. Was ist das für eine Illusion, dass niemand Schimpfwörter benutzt? Und vor allem: Wer würde Beleidigungen einfach so über sich ergehen lassen? Die Presse berichtet oft so schlecht über ihn, dabei müssten sie sich mal Gedanken darüber machen, ob sein Verhalten nicht einfach das eines normalen 19-jährigen Jungens ist.
Keine Nachrichten, nur einen Twitter-Account
Und hier kommt ein weiterer ganz interessante Aspekt aus dem Leben eines Beliebers hinzu: Wir brauchen keine Zeitschriften und keine Medien um zu wissen was bei Justin los ist, wir brauchen nur einen Twitter-Account. Justin nimmt zu den meisten Sachen Stellung, die über ihn geschrieben werden und versucht immer wieder Kontakt zu uns zu haben. Auch Entschuldigungen kamen zum Teil schon über Twitter und da braucht einfach niemand mehr die Klatsch-Presse, die letzten Endes doch nur versucht ihm etwas Negatives anzuhängen und sich nicht auf die Wahrheit beruft.
2013 kam die BELIEVE-Tour endlich nach Deutschland. Es hatte sich derweil ergeben, dass ich für zwei Deutschland-Konzerte von Justin Karten hatte: Berlin und Frankfurt. Das Konzert in Berlin war klasse. Obwohl der Einlass zwei Stunden später anfing und uns extrem kalt war (es schneite ununterbrochen in dicken Flocken). Doch am Ende konnte Justin doch nichts dafür, die Bühnentechniker hatten den Aufbau nicht pünktlich geschafft. Die Show war beeindruckend: abwechslungsreich, beinhaltete viele verschiedene und komplizierte Choreografien und Justin legte sich mit seiner Musik auf kein Genre fest.
Das Konzert in Frankfurt war allerdings mit Abstand besser. Die Stimmung in der Halle war magischer (vielleicht auch, weil keiner in der Kälte warten musste), ich hatte bessere Karten und war mit einem Belieber da. Sie wusste wie ich mich fühle. Ab dem vorletzten Lied „Believe“ flossen bei mir die Tränen. Ich weinte nur und war einfach dankbar für diesen Abend. Ich umarmte meine Freundin ganz fest. Sie sagte mir, dass es sie freuen würde mich so glücklich zu sehen. Das machte mich nur noch glücklicher. Es war so ein wundervoller Abend. Der beste in meinem bisherigen Leben!
Kämpfen für den einen Traum
In den letzten vier Jahren ist mein Ziel nur eins gewesen: Ich möchte Justin Bieber einmal persönlich treffen! Für diesen Traum werde ich kämpfen und mich von niemandem abhalten lassen. Justin selbst hat mir beigebracht „Niemals nie zu sagen“ und an meine Träume zu „glauben“! Ich habe durch ihn so viele tolle Menschen kennengelernt und so bereue ich keine Sekunde von dem, was ich für Justin getan habe. Ich weiß, dass ich langsam erwachsen werde, aber das Schöne ist, dass Justin mit mir erwachsen wird. Ich werde ihn nie verlassen und ihn immer unterstützen, denn am Ende ist er derjenige, der mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, wenn niemand anderes es mehr kann.
Für Außenstehende mag das alles sehr seltsam wirken und viele denken, dass ich Justin verehre und er ein Gott für mich ist. Aber das ist falsch. Ich weiß, dass er Fehler hat und nicht perfekt ist. Gerade diese Fehler aber machen einen Menschen für jemanden perfekt. Und das ist Justin in meinen Augen. Ich liebe ihn so wie er ist und das bedingungslos. Nicht „lieben“ im Sinne von „verliebt sein“, sondern „lieben“ wie man seinen besten Freund liebt.
Ich lebe nach zwei Lebensmottos. Das eine ist „Believe“, denn man soll im Leben an sich selber glauben und daran, dass man alles schaffen kann, vorausgesetzt man arbeitet hart und glaubt fest. Das andere ist „Once a Belieber – Always a Belieber“. Denn wer einmal ein Belieber ist, der wird es für immer bleiben und die, die ihn verlassen, waren nie wirklich Belieber.
Anm.d.Red: Mehr zum Thema in unserem Dossier Digital Natives. Das Foto oben wurde von Dimitrios Vellis (subtext.at) aufgenommen und steht unter einer Creative Commons Lizenz.
18 Kommentare zu
Once a belieber, always a belieber.
Bei mir führte die Ablehnung zu:
- Paranoia
- Wahnvorstellungen
- Mesogonie
- Depression
- Aberglauben
Die mein Unterbewusstsein bis heute nicht kontrollieren kann.
Ich finde die halluzinierst nur noch, so wie du schreibst
Du idealisierst Justin Bieber.
Bei mir führte die Ablehnung zu:
- Paranoia
- Wahnvorstellungen
- Misogynie
- Depression
- Aberglauben
- Misanthropie
Die mein Unterbewusstsein bis heute nicht kontrollieren kann.
Ich finde du halluzinierst nur noch, so wie du schreibst
Du idealisierst Justin Bieber.
Ich liebe es, ein Belieber zu sein und ich liebe die Tatsche, dass ich zwei Familien habe. Meine Familie und meine Belieber-Familie. Von beiden Familien kann ich behaupten, dass sie immer für mich da sind.
DANKE, JUSTIN!
Once a Belieber, always a Belieber <3
Hast du ihn schon persönlich getroffen?
Justin ist einfach der Beste. Once a Belieber,always a Belieber! <3