EM-Finale bei Sonnuntergang ueber den Daechern Berlins, die Eiswuerfel klirren im Cocktailglas, die Plasmabildschirme leuchten in den Abendhimmel. Public Viewing deluxe. Das torarme Spiel zwischen der deutschen und spanischen Auswahl, rechtfertigt die ganze Aufregung eigentlich nicht: Wo schaut man, mit wem schaut man, wer hat die beste Leinwand, den besten Flachbildschirm?
Das gemeinsame Schauen des Spiels (oder Rudelgucken
, wie der Radiosender 1Live es nennt) ist seit der WM 2006 anscheinend zum unverzichtbaren Bestandteil eines grossen Maennerfussballereignisses geworden.
Wo hat man Fussball eigentlich vorher geschaut und wird die Olympiade im fernen China aehnliche Massen vor die Grossleinwaende locken? Frueher, also vor 2006, hat man Fussball zu Hause geschaut. Das groesste Public Viewing-Event war das gemeinsame Schauen in der Eckkneipe. Warum auch in der Oeffentlichkeit gucken, wo man ohnehin nur abgelenkt wird von Kommentaren wie Ich finde, Casillas ist der Suesseste bei den Spaniern.
. Ausserdem hat die hauseigene Glotze ja auch irgendwann mal Geld gekostet, das abgearbeitet bzw. abgeguckt werden will. Heute ist das nicht mehr so einfach, denn Rudelgucken ist zu einem Event an sich geworden, bei dem man dabei sein muss, allein schon wegen der Bombenstimmung
.
Das Public Viewing auf Fanmeilen, Fanplaetzen und Fanlandebahnen wird zum Ersatz des Stadionbesuchs. Inklusive Kostuemierung und Alkoholeinlauf. Man koennte das ganze deswegen auch Public Showing nennen. Fuer Fussball koennen sich die wenigsten Begeisterten begeistern. Vielleicht ist gerade dieses Desinteresse am Sport ein Garant dafuer, dass auch die olympischen Spiele in diesem Sommer fuer Massenauflaeufe vor Grossleinwaenden sorgen werden solange die Deutschen
abraeumen, gibt es ja auch einen Grund zu feiern (= zu saufen). Nur die Zeitverschiebung koennte zum kleinen Problem werden.
3 Kommentare zu
Ist doch ne schöne Sach', wenn mans nicht überbewertet: sich zusammen mit anderen am Fußballgucken erfreuen!