Kritik an der Klimakatastrophe ist allgegenwaertig. Die Frage, die sich aufdraengt: Inwieweit reproduziert sie die rhetorischen Figuren des Katastrophendiskurses? Inwieweit muss sie diese rhetorischen Figuren aufgreifen, um wirkungsvoll zu sein? Die Ausstellungspublikation >Oekomedien< steuert einige interessante Impulse zu dem gedanklichen Umfeld dieser Frage bei, nicht zuletzt dann, wenn sie zu klaeren versucht, was die Rolle des Kuenstlers in diesem Zusammenhang so besonders macht: “Kuenstler koennen eigensinnige Uebersetzer, Vermittler, Informationsaktivisten am Schnittpunkt von Wissenschaft, Technik und Kultur sein. Sie entwickeln alternative Darstellungen von oekologisch relevanten Erkenntnissen.”
Wohl nicht zufaellig macht Oekomedien
den Medienkuenstler zum Traeger dieses Anspruchs, jene Spezies also, die praktische Ansaetze
bevorzugt und dem Selbstverstaendnis nach mit Medien ueber Medien reflektiert und damit in und ueber ein System, welches den Katastrophendiskurs wie kein anderes bedingt. Hier wird weder eine klare Grenzziehung zwischen Innen und Aussen behauptet, noch gesucht. Vielmehr operieren die Kuenstler (darunter Ieva Auzina, Critical Art Ensemble und MVRDV) explizit entlang beziehungsweise auf dieser Grenze. Wohl nicht zufaellig wird ein Satz Adornos als Motto des Projekts herbeizitiert: weder von der Macht der anderen noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen lassen.
Immerhin ist ein Kuenstler, der aus dem Innen heraus operiert, ebenfalls nicht vor dem Dilemma der Ohnmacht gefeit, und macht es zum Ausgangspunkt oder Thema seiner Arbeit, wie etwa MVRDV, die gerade im schillernd Visionaeren die Perplexitaet des Ideengebers zum Ausdruck bringen. In Zeiten steigender Meeresspiegel wartet das Architekturkollektiv mit utopischen Rezepten zur Viehzucht in Kuestenregionen auf. Und vielleicht beantwortet sich damit auch am besten die relevante Frage, was Kuenstler in der Auseinandersetzung mit oekologischen Fragen leisten koennen
. Denn so sehr sie Loesungsansaetze artikulieren moegen, so sehr vermoegen sie damit genau jene Widersprueche offen zu legen, die der kritische Verstand oftmals im obskuren Zustand belaesst.
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