Von einer gewissen Nervositaet befallen, kramte ich angesichts von Pop
, dem neusten Album von Wolfgang Voigt unter dem Projektnamen GAS, die aelteren hervor: Das erste, mit dem gelben Cover und den Beats, die regelmaessig plopp machen, wie eine Tischtennismaschine; das zweite, das unter dem Titel Zauberberg
erschien und gewissermassen einen Meilenstein darstellt: schwebende Elektronik a la Tangerine Dream meets Isoldes Liebestod
von Richard Wagner, bzw. das moderate Stueck aus Gustav Mahlers fuenfter Sinfonie. Und dann Koenigsforst
, das, kaum gehoert, von mir zunaechst einmal lediglich archiviert worden war.
Voigt schien auf der Stelle zu treten, redete vom deutschen Wald und deutschem Soul im deutschen Feuilleton. Das war circa 1998. Die Rezeption dieser Musik, der es scheinbar allein um die Verfeinerung ihrer selbst ging, war zwischen den Erwartungen von TageszeitungsleserInnen und Musikologen auf der Suche nach Quellenverweisen in eine tiefe Kluft gefallen. Als Pop
zwei Jahre spaeter im Fruehjahr 2000 erschien, wurde es von der Fachpresse mit einem enthusiastischen Warum nicht gleich so?!
empfangen. Erfrischende Harmonien entstroemen dem Boxenpaar, erstmals scheinen die Toene Fruehlingsluft zu atmen. Die Schwere ist gewichen, nicht aber die verhaltene Nostalgie.
Eine Platte pro Jahreszeit? Sommer hatten wir noch nicht. Doch Sommer sollte es nie geben. Es ist bei den vier genannten Alben geblieben und sollte fast 10 Jahre dauern bis Voigt das gesamte Material in ueberarbeiteter Form neu veroeffentlicht. Jetzt, in diesem Sommer. Was aber tun mit Musik, die sich nicht auffrischen laesst, die eine solche Eigendynamik und Eigenstaendigkeit hat, dass sie sich als ueberarbeitungsresistent erweist? Was tun, wenn sich ein Klassiker nicht restaurieren laesst? Heraus kommen einige neue Stuecke, Variationen, Verfeinerungen und Fotos, die Voigt damals in Waeldern aufnahm und farblich verfremdete: die vier GAS-Alben als Gesamtkunstwerk.
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