Foto von Andi Weiland (by-nc-sa)
Sind Medien lediglich Werkzeug und Mittel zum Zweck? Oder sind sie mehr als das? Sollten wir die Werkzeuge durchdringen und im Falle des Falles selbst bauen können? Das waren im „Labor für DIY-Bildung” die Leitfragen des Moduls „Medienkompetenz heute”. Berliner Gazette-Gastredakteur David Pachali hat es geleitet. Hier sein Rückblick.
Spätestens seit WikiLeaks rückt die folgende Frage gesamtgesellschaftlich in den Fokus: Wieviel sollte man vom Programmieren verstehen? Eine Handvoll Programmierer haben demonstriert, wie man Regierungen in Verlegenheit bringen kann, indem sie eine digitale Enthüllungsplattform zur Schnittstelle für Datenmassen machten.
Die Techniker haben ohne großen personellen und finanziellen Aufwand nicht nur die traditionelle Rolle des Staates, sondern auch der Presse in Frage gestellt. Oder wie Julian Assange gern zitiert wird: „Wenn die Journalisten ihre Arbeit nicht machen, dann müssen wir das eben tun.” Und das Massenpublikum der Massenmedien steht ebenfalls vor der Frage: Berge von Daten – was sollen wir damit anfangen? Wiederum andere Programmierer kamen hinzu, um die Strukturierung und Kontextualisierung der Daten vorzunehmen.
Foto von Andi Weiland (by-nc-sa)
Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund hat das Modul „Medienkompetenz heute” die Fragen gestellt: Sind Medien lediglich Mittel zum Zweck? Oder sind sie mehr als das? Sollten wir zuallererst die Werkzeuge durchdringen und im Falle des Falles selbst bauen können? Die beiden ReferentInnen beziehen hier zwei regelrecht antipodische Positionen: Der promovierte Philosoph Eckhard Hammel plädiert leidenschaftlich dafür, das Programmieren ins Basiscurriculum der Schulen aufzunehmen. Der Musiker und Medienpionier Wolfgang Neuhaus hingegen stellt soziale Kompetenzen und das Wissen um die richtigen Mittel über technische Fertigkeiten.
Benutzen wir Medien oder benutzen die Medien uns?
Beide Referenten wurden in der Computer- und Medienkultur der auslaufenden 1980er Jahre sozialisiert – also noch lange, bevor es den aktuellen Katalog der Instant-Medien gab. Hammel, der heute unter anderem Programmiererkurse gibt, verweist darauf, dass Medien gegenwärtig nicht einfach nur Werkzeug sind, die wir nach Belieben nutzen können – sondern dass die Medien unser Leben so weit druchdrungen haben, dass sie es sind, die uns nutzen. Facebook etwa, das seine NutzerInnen dazu anhält, „Gefällt mir” zu klicken, um auf dieser Basis Nutzerprofile zu erstellen.
Foto von Andi Weiland (by-nc-sa)
Auch Neuhaus sieht zentrale Plattformen à la Facebook kritisch und hofft auf Peer-to-Peer-Alternativen wie etwa Diaspora. Er betont jedoch auch die Chancen des Web 2.0. Die Herausforderung liege vor allem darin, eine gemeinsame Ebene und eine gemeinsame Sprache zu finden – Twitter etwa sei ein gutes Beispiel dafür, wie man Menschen unterschiedlichster Art digital zusammenbringen könne. Wie man dieses Potenzial für Bildungs, für kreative und politische Zwecken nutzen könne, darauf liefert Neuhaus mit seinem Projekt Learners’ Garden pragmatische Hinweise. Hier gibt es Werkzeuge, Gleichgesinnte und praktische Tipps.
Beim Blick auf die Begriffsgeschichte wird klar, dass die Frage nach Medienkompetenz keine einfachen Antworten kennt. Seit Dekaden herrscht in dieser Sache Streit. Die intensive Diskussion mit den TeilnehmerInnen des Seminars hat aber vor allem eins gezeigt: Was „Medienkompetenz heute” ist, lässt sich nicht allgemeingültig festlegen. Zwei subjektive Antworten zu Beginns des Moduls lauteten: „Für mich bedeutet Medienkompetenz, dass ich ein soziales Netzwerk wie Facebook für meine Projekte sinnvoll einsetzen kann, ohne danach süchtig zu werden.” Oder: „Wenn ich weiß, wann draußen die Sonne scheint.”
5 Kommentare zu
Mike