Als Bibelunkundiger hat man es nicht leicht, sich in unseren Kulturkreisen zurechtzufinden: Bildende Kunst, Musik oder Literatur zeugen von den tiefen Wurzeln des christlichen Glaubens und sind ohne die entsprechenden Grundlagen oft nicht zu verstehen. Das groesste Fest des Jahres zum Beispiel, welches wir hierzulande als Fest der Familie und des Friedens feiern, erinnert an diese Tradition: Weihnachten. Und natuerlich auch die obligatorische >Weihnachtsgeschichte<. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Bibel und erzaehlt von der alten Sehnsucht der Menschen nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Doch wer setzt sich heute damit noch auseinander? Vielleicht ein unpassender Augenblick, um nach Antworten zu suchen. Schliesslich ist das groesste Fest des just vergangenen Jahres jetzt schon wieder Geschichte. Haengt es mit seiner Naehe zum Jahresende zusammen, dass es so unglaublich schnell ad acta gelegt wird und wir uns darueber keine (unbequemen) Fragen stellen? Liegt es an den Mechanismen der Konsumgesellschaft, dass wir uns zwar das ganze Jahr lang auf Weihnachten freuen, diese Feiertage aber erst nur einige Wochen vorher spuerbare Realitaet werden und wir alle ploetzlich so unglaublich beschaeftigt sind mit den Vorbereitungen, dass zum Lesen der Bibel keine Zeit bleibt?
Fragen, die mit Blick auf die eingangs erwaehnte Tradition genauso gestellt werden sollten sowie mit Blick auf die Idee eines christlichen Europa
. >Christliche Werte als Schutzimpfung gegen Ueberfremdung und den Islam< - wir schlucken diese Beschwoerungsformel bereitwillig, aber sollten wir uns nicht vorher ihrer Grundlagen vergewissern? Es lohnt sich, das dicke Buch zur Hand zu nehmen und die inhaltslos gewordenen Zeremonien zwischen Gaensebraten, Tannenbaum und Geschenkeauspacken auf ein Sinnsystem zurueckzufuehren, welches heutzutage mal impliziter mal expliziter als letzter Rettungsanker dient. Wer grundsaetzlich an Zeitmangel leidet, sollte am besten heute schon mit der Lektuere beginnen.
2 Kommentare zu
Da scheint es traurig, dass so viele heute nicht mal mehr die Weihnachtsgeschichte kennen.