Links
. Stille. Rechts
. Stille. Monoton gibt eine Frauenstimme in einem Taxi die Richtung an – innerhalb einer monotonen Hochhaussiedlung, die in jeder x-beliebigen chinesischen Stadt sein kann. Die Frau steigt aus und geht in ein Haus, um potentiellen Kaeufern eine Wohnung zu zeigen.
Sie erhaelt einen Anruf: ihre Tochter hat wieder Fieber. Spaeter die Diagnose: Leukaemie. Vor einigen Jahrzehnten noch ein Todesurteil, heute mit dem Schrecken von Chemotherapie verbunden. Die Therapie schlaegt bei ihrer Tochter nur maessig an, die Aussichten verschlechtern sich, als beide Eltern als Rueckenmarkspender ausscheiden und die Zeit davon laeuft.
Da fasst die Mutter den Entschluss, noch ein Kind mit dem leiblichen Vater ihrer Tochter, von dem sie bereits geschieden ist, zu bekommen, um das Leben ihrer kranken Tochter zu retten. Die kuenstliche Befruchtung funktioniert jedoch nicht, ein weiterer Versuch wird nicht gestattet. Der Zustand der Protagonisten im Kampf gegen den Krebs der Tochter variiert zwischen Geduld, die am seidenen Faden im quaelenden Alltag haengt und einer nachvollziehbaren Besessenheit, um wieder Boden unter den Fuessen zu gewinnen. Links
. Stille. Rechts
. Stille. In der leerstehenden Wohnung schlafen die beiden nun miteinander, um das Leben ihres Kindes zu retten.
Der Film >Zou You< (>Links, rechts<) von Wang Xiaoshuai erhielt auf der Berlinale den Silbernen Baeren fuer das beste Drehbuch und knuepft an aktuelle Diskussionen, wie die Stammzellen- Debatte und die Grenzen der Ethik an. Zwischen Genmais und gezuechteten Ohren auf Maeusen, zwischen gruenem Blumenkohl, geklonten Schafen und der Frage, ob der Maler Joerg Immendorff nicht zurecht noch ordentlich Koks durch die Nase gezogen hat, bevor er sich ins Flugzeug nach China setzte, um neue Stammzellen injiziert zu bekommen.
Zwischen all dem liegt die Frage nach dem Was wuerden Sie tun, wenn…?
, die auch der Film aufzeigt. Menschen wachsen in Extremsituationen ueber sich hinaus, koennen scheitern oder Dinge tun, die sich anderen Menschen rational oder kognitiv nicht erschliessen. Was wuerden Sie tun, wenn Sie Ihrer kranken Tochter die Moeglichkeit eines Weiterlebens durch Stammzellen aus dem Blut der Nabelschnur eines weiteren Kindes geben koennten? Was wuerden Sie tun, wenn Sie genug Geld haetten, um als letzte Hoffnung gegen die Krankheit ASL, die jeden Ihrer Muskel laehmen wird, nach China zu fliegen und sich embryonale Stammzellen injizieren zu lassen? Wie weit wuerden Sie gehen, um sich zu retten?
2 Kommentare zu
der konjunktiv verweist darauf, dass man nicht genau weiss, was man alles unternehmen könnte, was der rahmen des möglichen ist. und "alles" bezeichnet genau diese fülle von möglichkeiten, die sich in ihrer zusammensetzung immer wieder neu zu gestalten scheint. insofern stellt uns die frage nach der rettung immer wieder vor unseren horizont, mit dieser frage und der suche nach antworten erweitern wir ihn.