Das Erste, was ich vom frisch gebackenen Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa also lese, ist gleich ein literarisch anspruchsvoller erotischer Roman. Ein Hauptmerkmal dieses 1988 erschienen Buches sind die von den Protagonisten aus wechselnder männlicher oder weiblicher Perspektive in ihren Träumen beschriebenen Gemälde. Die Handlung spielt zwar in der Moderne, aber die Mythologie der Gemälde lässt die drei Hauptprotagonisten, das Ehepaar Don Rigoberto und Doña Lukrezia, sowie ihren zehnjährigen Stiefsohn Alfonso zu Personen eines erotischen Reigens in den von ihnen imaginierten Gemälden werden. Sechs sind es an der Zahl (vier klassische und zwei modern abstrakte) und ich will heute gar nicht mit einer Interpretation oder Leseeindrücken beginnen, sondern diese Abbildungen mit von mir ausgewählten Zitaten für sich selbst sprechen lassen. Aus gar nicht unschuldiger, kindlicher Sicht, aber auch aus männlichem und weiblichem Blickwinkel wird in der Ich-Form über diese Bilder erzählt. Eine Interpretation folgt später, nur soviel: das literarische Niveau dieses Romans hat mich an jeder Stelle überzeugt und überrascht.