Beim Fernsehen bleiben einzelne Bilder hängen, irgendetwas bleibt bekanntlich immer hängen. Die Denkbewegung ist vielleicht eher selektiv, Gefühle ufern aus. Heute nun die Preisverleihung. Die größte Diskrepanz in einem Bild empfand ich zwischen den Schlappen und der Bermudahose von Thomas Klupp und den gestriegelten Anzügen der offiziellen Preisüberreicher. Bürgermeister, Fernsehdirektor und Jungunternehmer, allesamt Krawattenträger, überfrachteten den jeweiligen Gewinner mit Urkunde, Blumenstrauß, Scheck und einem Stück Plastik für das heimische Bücherregal. Peinlich wird es immer dann, wenn Literatur auf Geld trifft. Die Autoren wirkten wie bei einer kurzen Dusche, obwohl ihnen in der guten Stube doch nicht der Kopf gewaschen werden sollte.
Mit Maja Haderlap lag ich also nicht ganz falsch, Leif Randt bekam am Ende auch noch einen Preis. Mit dem eher experimentell-lyrischen “Prosatext” von Steffen Popp und dem Text von Nina Bußmann konnte ich zwar nicht so viel anfangen, aber die Preise gehen sicher in Ordnung. Der Publikumspreis überraschte mich, denn ich hatte eher mit Linus Reichlin gerechnet. Dass der Witz einer mutigen Geschichte über pornographische Bildbetrachtung von Thomas Klupp am Ende belohnt wurde, freut mich besonders. Das Charakteristikum der Entscheidungen war eher die weite Streuung bei den Juroren. Das Abstimmungsverfahren selbst fand ich der Literatur gegenüber irgendwie unangebracht. Es beweist einmal mehr, dass Wettbewerbe wohl doch nicht die ideale Form der Beschäftigung mit Literatur sind.
Ein besseres Fazit oder Resümee als Burkhard Spinnen in seiner Abschlussrede lässt sich eigentlich nicht ziehen:
„Ich fahre zu Zwecken der Demutsübung einmal im Jahr nach Klagenfurt. Hier kann ich erlernen, wie viele Urteile über einen Gegenstand möglich sind. Wie Überzeugungen, die Granitblöcke waren, zu Sand zerrieben werden. Kaum ein Text, der nicht verschieden aufgefasst und kommentiert wird. Kaum ein Urteil, das nicht auf entschiedenen Widerstand stößt. Wenn ich vom Demutsort Klagenfurt nach Hause fahre, habe ich oft das Gefühl, ich fange wieder von vorne an mit dem Lesen, Verstehen, mit dem Schreiben. Im innersten Kern ist die Literatur kein Fachgebiet, wo man sich auskennen kann, sondern ein Abenteuer, in das man sich immer wieder kopfüber stürzt, ohne zu wissen wie es ausgeht.“