“A substance the dreams are of ”
Mit einem Tag Verspätung auch von mir ein hochliterarischer Beitrag zum gestrigen Weltkatzentag. Angeregt durch einen Beitrag einer geschätzten Lesefreundin, die gerade am Neckar entlang spaziert und abends beim Federweißen Proust liest. Wenn das mal gut geht.
© Foto: Der Buecherblogger
Hach, die ist ja auch zum Knuddeln… lieber Dietmar ;-) und den Proust genieße ich ohne Federweißen, nicht nur, weil es noch ein wenig früh für den Neuen Wein ist [jedenfalls bei uns gibt`s noch keinen {Schwäbischen} Federweißen, das dauert wenigstens noch vier Wochen], derzeit genieße ich noch einen leichten Sommerwein dazu, den „Schiller“[wein]. Diese Proust`sche Abendlektüre [über die ich demnächst einmal berichten werde, wie Sie sich gewiss denken können], greift wie ein Mosaiksteinchen in meine Morgenlektüre von Beckett.
Für heute Abend habe ich mir allerdings vorgenommen, wieder einmal intensiver [anstatt am „Nekker“ entlang] in Ihrem Blog zu spatzwandeln und einige Artikel, die Sie einstellten, „intensiver“ zu lesen. [Intensiver, weil endlich wieder am heimischen Computer sitzend und nicht von unterwegs auf einem Smartphone, wo sich manche Sätze gar nicht so bewusst wahrnehmen und aufnehmen lassen wegen des Mini-Bildschirms].
Herzlich
:-) Teresa
Liebe Teresa,
beim Federweißen müssen mir wohl die Nachrichten von der frühen Weinlese in Hessen durch den Kopf geschossen sein. Das Proust „wie ein Mosaiksteinchen in Ihre Morgenlektüre greift“, läßt mich darauf schließen, dass Sie bestimmt nicht die bekannten Theaterstücke „Warten auf Godot“ oder „Endspiel“ lesen. Vielleicht seinen ersten Roman „Traum von mehr bis minder schönen Frauen“? Der Titel allein macht mich neugierig, aber ich kenne das Buch nicht. Zumindest tippe ich auf Prosa und nicht Theater. Auf Ihre Proustbesprechung bin ich sehr gespannt, keine leichte Sache das. Sie meistern das aber sicher mit leichter weiblicher Hand. Frauen schreiben anders, denke ich gerade. Aber das ist nichts Neues, es gibt keinen geschlechtsneutralen Stil und keinen ebensolchen Blick. Das Wort „spatzwandeln“ ist mir aufgefallen. Sie hängen dicht an der Sprache, das gefällt mir. Ich hoffe Sie sind mir nicht bös, wenn ich bei Ihnen lange nicht kommentiert habe, ich lese trotzdem fast alles. Ich wünsche Ihnen gesellige oder auch besinnliche Stunden beim Genuss des „Schiller“.
Herzlich
Dietmar
Lieber Dietmar,
den Genuss hatte ich dieser Tage abends beim Lesen Ihrer letzten Blog-Artikel, die sehr tief greifend und – wie einige andere Kommentator-innen bereits anmerkten – Ihnen so realitätsnah gelingend geschrieben sind, dass es fürwahr schwer ist, sie für Fiktion zu halten, gleichwohl sie natürlich Fiktion sind.
Das ist für mich, lieber Dietmar, stets große Schreibkunst, wenn es jemandem gelingt, den/die Leser/in so hinein zu ziehen in einen Text, dass sie, diese Leserin, glaubt, dabei zu sein, weil sie sich dabei ertappt, dass sie beispielsweise wartend auf dem Krankenhausflur sitzt oder sich plötzlich in der surrealen Lebenswelt eines Bolano wiederfindet, weil sie das Gefühl hat, mit ihm mit zu reisen.
Jedenfalls beglückwünsche [und ja, ein wenig beneide] ich Sie, für diese schöne Schreib- und Schaffensperiode. Machen Sie sich also nur keine Gedanken, dass Sie gerade nicht so bei mir im Blog kommentieren, da ich weiß, wie schwierig es ist, beides zu vereinen. Wenn man eine große Schreibphase hat, gilt es diese zu nutzen! Und beides: für sich schreiben und in anderen Blogs [gleichzeitig geistreich kommentierend] zu sein, ist schwierig und geht so einfach nicht. Aber das haben verschiedentlich auch schon einige andere in ihren Blogs festgestellt [und über die Schwierigkeit, beides zu vereinen, berichtet].
Was Proust`s „Liebe zu Swann“ angeht, wird es wohl noch eine geraume Zeit dauern, bis ich ihn be-schreibe oder in meinem Blog [se-]ziere. Für mich ist das derzeit mehr ent-spannende Abendlektüre, denn an-spannende Tageslektüre [zu der derzeit Beckett zählt]. Wohin meine Beckett-Lektüre führt, wird sich noch zeigen: Ich lese derzeit ein sehr aufschlussreiches, weil ihn aus verschiedenen Blickwinkeln porträtierendes kleines Büchlein von Mel Gussow {Begegnungen mit Beckett, Alexander-Verlag, Berlin, 2006}. In dessen Folge beginne ich mich wieder für das Theater des Absurden zu erwärmen und zu begeistern[und der Lektüre nachfolgend in anderen Quellen über Beckett oder das absurde Theater zu recherchieren]. In diesem Kontext interessiert mich Proust, weil Beckett über ihn einen einmal einen Essay schrieb. Durch das Lesen des Proust`Büchleins, das ich bei Ihrem letzten Leserätsel gewann, ergibt sich ein ergänzendes [Autoren]Verständnis. [Da sehen Sie mal, was Sie „mit angerichtet haben“ ;-)))) ] – Tatsächlich jedoch beginnt mich durch diese Lese-Recherche-Lese-Lektüre das Theater aufs Neue zu fesseln… und ich ärgere mich ein wenig über mich selbst… da ich es vor kurzem versäumte, „Warten auf Godot“ im Stuttgarter Wilhelma-Theater anzusehen… Allerdings interessiert es mich viel mehr, wie ich heute diese Theaterform rezipiere, mit der ich mich schon einmal intensiv – vor ich weiß nicht mehr wie vielen Jahren – beschäftigte. Damals in deren Muttersprache französisch. Ja, sehen Sie, lieber Dietmar, so greifen die Zufälle des Lebens in einander…
Nun freue ich mich einerseits gleich auf das nächste Beckett-Artikelchen und erwarte andererseits ungeduldig Ihren nächsten Blog-Eintrag.
Herzlich
Teresa