Ah! Hercule Poirot, mon ami! Wie schön, Sie wiederzusehen!

by Zeilenschwimmerin Ronja

Her­cule Poi­rot ist zurück! Eine der bekann­tes­ten und belieb­tes­ten Figu­ren der Queen of Crime (Köni­gin des Ver­bre­chens) hat eine neue Autorin gefun­den. Sophie Han­nah legt mit „Der offene Sarg“ bereits ihren zwei­ten Poi­rot-Roman vor. Zei­len­schwim­me­rin Ronja wollte wis­sen, ob da, wo Aga­tha Chris­tie drauf­steht, auch Aga­tha Chris­tie drinsteckt.

Inspec­tor Catch­pool erhält eine Ein­la­dung auf den Land­sitz von Lady Athe­linda Play­ford und trifft dort nicht nur auf eine bizarre Haus­ge­mein­schaft, son­dern auch auf sei­nen Freund Her­cule Poi­rot. Schnell erken­nen die bei­den Ermitt­ler, dass sie nicht ohne Grund ein­ge­la­den wur­den. Mord. Das steht für Poi­rot schnell fest. Doch Mord an wem?
Beim Abend­essen eröff­net Lady Play­ford ihren Kin­dern, dass sie sie ent­er­ben wird. Statt­des­sen soll ihr tod­kran­ker Sekre­tär alles bekom­men. Die Empö­rung ist auf allen Sei­ten groß. Poi­rot weiß, der Mord steht kurz bevor. Bloß rech­net nie­mand damit, dass es aus­ge­rech­net den Sekre­tär tref­fen würde.

Aga­tha Chris­tie war eine flei­ßige Autorin. Seit Jah­ren bin ich dabei, ihre sämt­li­chen Kri­mi­nal­ro­mane und Kurz­ge­schich­ten zu lesen, und habe immer noch einige vor mir. Ein Ende ist natür­lich den­noch abseh­bar. Wie schön ist es da, von einem „neuen Aga­tha Chris­tie“ zu hören. Erfreu­li­cher­weise kann „Der offene Sarg“ wirk­lich als neuer Aga­tha Chris­tie bezeich­net wer­den. Sophie Han­nah ist – wie es in ihrer Kurz­bio­gra­phie steht – eine „lei­den­schaft­li­che Ver­eh­re­rin“ der Queen of Crime und das merkt man dem Roman an.

Poi­rot ist schrul­lig, ein­ge­bil­det und genial wie eh und je. Den Fall löst er auf seine bril­lante Art und Weise und mit prä­zi­ser Wort­wahl. Poi­rots neuer Freund Catch­pool ist Inspec­tor bei Scot­land Yard. Die bei­den ken­nen sich wohl aus dem ers­ten Band von Sophie Han­nah („Die Mono­gramm-Morde“), aber trotz klei­ne­rer Hin­weise ist der vor­he­rige Fall zum Ver­ständ­nis nicht nötig. Catch­pool ist eine Art neuer Has­tings, den Aga­tha Chris­tie Poi­rot in den ers­ten Roma­nen zur Seite gestellt hatte. Er berich­tet als Ich-Erzäh­ler gewis­sen­haft aber auch emo­tio­nal von den Gescheh­nis­sen und wun­dert sich nicht sel­ten über die Eigen­hei­ten sei­nes genia­len Freun­des. Han­nah trifft den Chris­tie-Ton her­vor­ra­gend, ins­be­son­dere durch die Beschrei­bung der Cha­rak­tere. Dabei kommt natür­lich auch die Psy­cho­lo­gie nicht zu kurz, denn ohne diese wäre die­ser Fall weder sinn­voll noch aufzulösen.

Trotz aller Ähn­lich­kei­ten besitzt der Roman aber auch etwas Eige­nes. Die Spra­che ist keine exakte Kopie und auch Poi­rot besitzt kleine Abwei­chun­gen von sei­nem ursprüng­li­chen Cha­rak­ter. Das ist wich­tig und das ist gut so. Das ein­zige, was ein wenig stört an die­sem Roman, betrifft die Auf­lö­sung. Ohne ins Detail zu gehen, kann ich nur sagen: Es bleibt unbe­frie­di­gend. Der Mord wird auf­ge­klärt, aber eine andere Frage nicht. Eine Frage, die am Ende fast noch wich­ti­ger erscheint. Die Nicht-Beant­wor­tung die­ser Frage ist gewollt, da die Figu­ren die Ant­wort eben auch nicht mehr her­aus­fin­den kön­nen. Für mich als Lese­rin ärger­lich, aus der Sicht der Autorin eine geniale Entscheidung.

Poi­rot ermit­telt und die Welt des Ver­bre­chens erzit­tert. So kann es dank Sophie Han­nahs Roma­nen wei­ter gehen. Aga­tha-Chris­tie-Fans kom­men auf ihre Kos­ten und auch wer Poi­rot noch nicht kennt, kann unbe­sorgt zugrei­fen und mit dem eigen­wil­li­gen aber lie­bens­wür­di­gen Bel­gier miträtseln.

Der offene Sarg. Sophie Han­nah. Über­set­zung: Gio­vanni und Ditte Ban­dini. Atlan­tik Ver­lag. 2016.

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