Auf dem Weihnachtsmarkt #litadvent

by Bücherstadt Kurier

Aus den Laut­spre­chern erschallt laut: Kling, Glöck­chen, klin­ge­lin­ge­ling – kling, Glöck­chen, kling. Weih­nachts­markt in unse­rer klei­nen Ort­schaft. Ich glaube, alle Bewoh­ner sind hier – und auch alle Bewoh­ne­rin­nen. Ich sehe die Frauen hin­ter den The­ken und die Män­ner vor den Tischen: „Wir brau­chen noch Würst­chen!“ „Schöne Pfann­ku­chen – süß und sauer!“

Die Nach­ba­rin spricht mich auf einen aktu­el­len Todes­fall an. Dabei muss sie den Laut­spre­cher über­tö­nen und das ist gar nicht so ein­fach: Der Laut­spre­cher hat mit einer Geburts­an­zeige – in Beth­le­hem gebo­ren ist uns ein Kin­de­lein – die Nase vorn. Die Nach­ba­rin sieht trotz­dem ganz ver­härmt aus und die Stim­mung ist schlecht.

Da hilft nur eins: „Mathias, Mathias bring‘ uns zwei Tas­sen Punsch mit.“ Ich hoffe, er hat mich ver­stan­den. Ich will die Nach­ba­rin nicht alleine las­sen und muss nun schnell das Thema wech­seln: „Huu-uu‑u, es ist aber auch kalt heute“. Meine Nach­ba­rin fin­det, eine Tasse Punsch könnte hel­fen gegen die Kälte. Ich denke, nicht nur gegen die Kälte, denn wie sagte unser Wil­helm Busch schon so tref­fend: Wer Sor­gen hat, hat auch Likör!

Hier kommt Mathias mit drei Tas­sen Punsch und schlech­ten Nach­rich­ten: „Ich glaube, der Punsch hält nicht mehr lange an.“ Wir drei pros­ten uns zu und hal­ten uns an den hei­ßen Tas­sen fest. Mathias rät uns, sofort für Nach­schub zu sorgen.

Da kom­men zum Glück die Enkel­kin­der. „Ihr habt noch Zeit, der Niko­laus ist noch nicht gelan­det. Bitte holt uns noch einen Punsch. Hier ist euer Markt­geld.“ Die Land­frauen drän­gen uns ein hei­ßes Würst­chen auf und wickeln es auch noch in einen hei­ßen Pfann­ku­chen. Die Nach­ba­rin hat eine Bekannte ent­deckt. Mathias hat nun zwei Würst­chen in der Hand. Die Enkel­kin­der kom­men zurück, etli­che Freunde im Schlepp­tau. Sie bewun­dern mein hei­ßes Würst­chen. Ich habe mir die Fin­ger daran ver­brannt und gebe es frei­wil­lig wei­ter. Den Rest muss ich ordern. Die Land­frauen sind erfreut und wer­fen zehn Würst­chen in den Kochtopf.

„Der fri­sche Punsch schmeckt stark nach Orange, wo habt ihr den her?“ „Vom Par­tei­stand da drü­ben.“ „Lauf zurück und frage, was in dem Punsch ist!“

„HOHO, hier kommt der Weih­nachts­mann!“ Hatte er sich im Tan­nen­baum ver­steckt? Adrian über­blickt die Lage und schreit: „Niko­laus, wo ist dein Sack?“ Alle lachen, am meis­ten die Männer.

Jan kommt zurück: „Es ist Kin­der­punsch, sagt die Par­tei!“ „Herr Niko­laus, hier ein Punsch für Sie. Prost!“ „Das tut gut!“ Der Repor­ter macht ein Foto. Die Weih­nachts­tanne erstrahlt im Lich­ter­glanz. Jetzt ist auch der Sack vom Niko­laus ange­kom­men und wird direkt geplün­dert. Mir tun die Füße weh und auch die Ohren. Besinn­li­che Weih­nacht geht anders.

Text: Doro­thea Ender
Foto: Wort­klau­be­rin Erika

Ein Bei­trag zum Spe­cial #lit­ad­vent. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

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