Bücher über Bücher

by Zeichensetzerin Alexa

„Die Sei­ten der Welt“, „Die son­der­bare Buch­hand­lung des Mr. Pen­um­bra“, „Die flie­gen­den Bücher des Mis­ter Mor­ris Less­more“, „Die Stadt der träu­men­den Bücher“, „Meine wun­der­volle Buch­hand­lung“, „Ein Buch­la­den zum Ver­lie­ben“ – eines haben diese Bücher gemein­sam: Sie erzäh­len von der Liebe zur Lite­ra­tur. So auch das 2014 im Insel-Ver­lag erschie­ne­nen Büch­lein „Das Papier­haus“ von Car­los María Domínguez.

Schon Wal­ter Moers schrieb in sei­nem Buch „Die Stadt der Träu­men­den Bücher“ über die Gefähr­lich­keit der Bücher. Es sei eben nicht immer nur alles rosa­rot und zau­ber­haft. Bücher könn­ten auch böse und gefähr­lich sein, sich in den tiefs­ten Tie­fen auf­hal­ten, lau­ern, einen angrei­fen, bei­ßen, ver­gif­ten… In „Das Papier­haus“ greift ein Buch nicht direkt an, viel­mehr ist es hin­ter­grün­dig Schuld an einem Unfall: Als die Lite­ra­turdo­zen­tin Bluma Len­non, ver­tieft in einen Gedicht­band von Emily Dick­in­sons, die Straße über­que­ren will, wird sie von einem Auto erfasst und stirbt. „Bücher ver­än­dern das Schick­sal der Men­schen“, heißt es auf der ers­ten Seite – wäh­rend der Gedicht­band für einen Todes­fall gesorgt hat, bringt ein ande­res Buch einen Kol­le­gen von Bluma dazu, eine Reise zu unternehmen.

Mys­te­riöse Geschich­ten, geheim­nis­volle Biblio­the­ken und jede Menge lite­ra­ri­scher Figu­ren begeg­nen dem Leser auf sei­ner Reise. Fas­zi­niert springt man von einem bekann­ten Namen zum nächs­ten, han­gelt sich an den im Buch beschrie­be­nen Lese­er­fah­run­gen ent­lang und lan­det schließ­lich beim Papier­haus. Doch was hat es damit auf sich?

Bei Wind und Regen, Sturm und Meer sind wir Bücher­städ­ter jeden­falls froh, dass unsere Häu­ser nicht aus Papier bestehen und so kön­nen wir das kleine Büch­lein guten Gewis­sens lesen und die darin ent­hal­te­nen biblio­phi­len Illus­tra­tio­nen betrach­ten. Mit Ker­zen­licht kön­nen wir den Lese­ge­nuss ver­fei­nern – wie uns das Büch­lein rät. Und ein­sam wären wir nie:

„Eine Lek­türe ist also nie stumm, denn die Stimme ist immer ganz leise betei­ligt. Sie führt die Zeile aus wie ein Instru­ment die Par­ti­tur, und glau­ben Sie mir, die­ses Lau­schen ist genauso wich­tig wie das Sehen. Man erschafft einen Ton, eine Melo­die aus Wor­ten und Sät­zen, und wenn Sie diese mit einer lei­sen Musik unter­le­gen, dann ent­steht tief innen in Ihrem Trom­mel­fell ein har­mo­ni­scher Kon­tra­punkt zwi­schen Ihrer Stimme und den Klän­gen aus dem Laut­spre­cher. Wenn diese nur wenige Dezi­bel zu laut sind, dann über­tönt die Musik Ihre Stimme und bringt den Text zum Schwei­gen. Oder ver­zerrt ihn. So kann man schlechte Prosa um eini­ges auf­wer­ten, indem man ein gutes Kon­zert dazu hört.“

Ker­zen­licht, Musik und eine Lie­bes­er­klä­rung an die Lite­ra­tur ver­eint in die­sem Büch­lein. Doch noch bevor man sich in der Tiefe der The­ma­tik ver­liert, wird man der dar­ge­stell­ten Welt ent­ris­sen. Zu Schnell. Man hat kaum Zeit, ein Gefühl für sie zu ent­wi­ckeln, sich mit den Prot­ago­nis­ten anzu­freun­den oder wei­ter­füh­rende Fra­gen zu stel­len. „Das Papier­haus“ ver­schwin­det genauso schnell wie es gekom­men ist, treibt an der Ober­flä­che und lässt kei­nen tie­fe­ren Blick hinein.

Zei­chen­set­ze­rin Alexa

Das Papier­haus. Car­los María Domín­guez. Insel Ver­lag. 2014.

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2 comments

Brasch & Buch 19. April 2015 - 21:06

Ich hab es für mich so zusam­men­ge­fasst: für die einen ist es eine Hom­mage an die Bücher­liebe, für andere (wie mich) eher eine Persiflage.

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Bolzi 19. April 2015 - 21:15

2006 bereits im Eich­born Ver­lag erschie­nen. Hab es damals ver­schlun­gen und fand’s toll 🙂

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