Der erschreckend monumentale Cthulhu #Todesstadt

by Geschichtenerzähler Adrian

Mit „Cthul­hus Ruf“ erschuf H. P. Love­craft 1926 einen Mei­len­stein der Hor­ror­li­te­ra­tur und legte damit den Grund­stein für den Cthulhu-Mythos. Ab da ver­such­ten viele diese Geschichte in Bil­dern wie­der­zu­ge­ben, dar­un­ter auch Illus­tra­tor Franҫois Bar­an­ger. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian ist in die monu­men­tal wir­ken­den Bil­der eingetaucht.

Nach dem Tod sei­nes Groß­on­kels George Angell geht Fran­cis Thrus­ton die Unter­la­gen des Pro­fes­sors durch und stößt auf Hin­weise, die auf die Exis­tenz eines schein­bar außer­welt­li­chen Wesens mit dem Namen Cthulhu hin­deu­ten. Unter den Hin­ter­las­sen­schaf­ten von George Angell befin­det sich etwa ein Bas­re­lief, das jenes ten­ta­kel­köp­fige Wesen abbil­det, des­sen Erschaf­fer von ver­stö­ren­den Träu­men heim­ge­sucht wurde. Ebenso fin­det Thrus­ton Auf­zeich­nun­gen einer Archäo­lo­gie-Kon­fe­renz, die vom Fund einer Cthulhu-Sta­tue durch den Poli­zei­in­spek­tor Legrasse bei einem Kult in Loui­siana berichten.

Als Thrus­ton selbst Nach­for­schun­gen anstellt, kommt er auf die Spur des Nor­we­gers Gus­taf Johan­sen, der dem Kult des Cthulhu eben­falls begeg­net ist und auf dem Meer etwas Unvor­stell­ba­res entdeckte.

Groß­for­ma­ti­ger Schrecken

Diese illus­trierte Aus­gabe von Love­crafts Geschichte misst fast A3-Größe. Dies bie­tet Franҫois Bar­an­gers Illus­tra­tio­nen, die sich teils über eine Dop­pel­seite erstre­cken, die Mög­lich­keit sich im vol­len Aus­maß zu ent­fal­ten. In die bei­nahe foto­rea­lis­ti­schen Illus­tra­tio­nen fügt sich der Text von „Cthul­hus Ruf“ ein und ver­bin­det sich immer­siv mit dem Abgebildeten.

Manch­mal wir­ken diese groß­for­ma­ti­gen Illus­tra­tio­nen, bei­spiels­weise bei der Dar­stel­lung von Innen­räu­men, etwas sehr über­di­men­sio­niert. Doch gerade in jenen Momen­ten, wenn der Kult in den Wäl­dern Loui­sia­nas um rie­sige Feuer tanzt, New York im Schat­ten des Gro­ßen Alten infer­na­lisch brennt oder Cthulhu erwacht und sei­nen Zorn auf hoher See ent­fes­selt, hätte jedes klei­nere For­mat die Inten­si­tät aus den Bil­dern genom­men. Auch das Spiel mit Licht und Schat­ten sorgt für eine unheim­li­che Mys­tik, wenn etwa schat­ten­hafte Ten­ta­keln in einem mond­licht­durch­flu­te­ten Kran­ken­saal nach dem umnach­te­ten Künst­ler zu grei­fen schei­nen. Bei man­chen wünscht man sich bei­nahe, dass sie auf rie­si­gen Lein­wän­den prä­sen­tiert wer­den würden.

Moderne Auf­be­rei­tung

Es ist schwer zu ver­leug­nen, dass Love­crafts ras­sis­ti­sche Ansich­ten auch vor sei­nen Geschich­ten nicht halt gemacht haben. So strot­zen Text­ab­schnitte vor men­schen­ver­ach­ten­dem Ras­sis­mus und Her­ab­wür­di­gung von nicht-wei­ßen Per­so­nen, in Form von Zuwei­sun­gen dege­ne­ra­ti­ver Eigen­schaf­ten im Ver­hal­ten und Aus­se­hen. Was in Love­crafts ursprüng­li­chen Wer­ken jedoch noch ein Pro­dukt sei­ner Zeit und somit der dama­li­gen Ansich­ten ist, sind heute Makel, und so tun heu­tige Inter­pre­ta­tio­nen gut daran, diese Text­stel­len nicht mit­zu­neh­men und reflek­tiert aufzuarbeiten.

Diese illus­trierte Aus­gabe schreibt Her­ab­wür­di­gun­gen und Ekel den ent­setz­li­chen kul­ti­schen Akti­vi­tä­ten der Per­so­nen zu und nicht der eth­ni­schen oder kul­tu­rel­len Her­kunft, wie es Love­craft tut. So wur­den bei­spiels­weise ras­sis­ti­sche Bezeich­nun­gen aus dem Text ent­fernt, ohne jedoch dem Satz den Sinn zu entziehen.

Beklem­mend fantastisch

Schon beim Lesen der detail­lier­ten Beschrei­bun­gen in der Ori­gi­nal­ge­schichte von „Cthul­hus Ruf“ ent­ste­hen Bil­der voll fas­zi­nie­ren­dem und gleich­zei­tig beängs­ti­gen­dem Erstau­nen. Wie der in der Geschichte von pro­phe­ti­schen Alb­träu­men geplagte Künst­ler, schafft es Bar­an­ger, Bil­der vol­ler impo­san­tem Schre­cken ein­zu­fan­gen und auf Papier zu brin­gen. Diese ver­we­ben sich mit der Geschichte und erschaf­fen ein fes­seln­des und wahr­haft impo­san­tes Lese­ereig­nis, das lange im Gedächt­nis bleibt.

Call of Cthulhu. H. P. Love­craft. Weird Tales. USA. 1928.

Cthul­hus Ruf. H. P. Love­craft. Illus­tra­tio­nen: Franҫois Bar­an­ger. Heyne Ver­lag. Deutsch­land. 2020.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #Todes­stadt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

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