Der Wahnsinn des Genies

by Geschichtenerzähler Adrian

Das 2016 erschie­nene Hor­ror-Spiel „Lay­ers of Fear“ vom pol­ni­schen Ent­wick­ler­stu­dio Bloo­ber Team lässt euch in die Haut eines Künst­lers schlüp­fen, der ein Bild fer­tig­stel­len will. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian und Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina stel­len jedoch fest, dass das gar nicht so ein­fach ist.

Eigent­lich will unser gefei­er­ter Prot­ago­nist und Maler nur ein Bild malen. Aller­dings feh­len ihm dafür die nöti­gen Uten­si­lien, wel­che über­all im Haus ver­teilt sind. Hört sich erst­mal gar nicht so spek­ta­ku­lär an. Na gut, das Haus ist recht groß und dun­kel, da muss man schon ein paar Minu­ten suchen. Tja, falsch gedacht, denn das Haus ent­puppt sich als noch grö­ßer als erwar­tet. End­lose Flure, zig Räume und natür­lich ein dunk­ler Kel­ler. Irgend­wie scheint uns das Haus nicht wohl­ge­son­nen, denn die Zahl der Türen und die Größe der Gänge und Zim­mer sind nicht fix. Warum will das Haus nicht, dass wir das Bild fertigmalen?

Mit der Zeit fin­den wir als Spie­lende her­aus, dass es weni­ger das Haus ist, son­dern eher die Psy­che unse­res Prot­ago­nis­ten. Die­ser hat näm­lich eine Ver­gan­gen­heit vol­ler Ver­luste, Tra­gö­dien und ande­rer trau­ma­ti­scher Schick­sale hin­ter sich. Zu viel Alko­hol und die Ein­sam­keit haben ihn Stück für Stück an den Rand des Wahn­sinns getrie­ben. Doch er muss noch die­ses Bild voll­enden! Und dann wäre da noch die­ses ver­dammte Unge­zie­fer in den Wänden.

Erzähl­kunst

„Lay­ers of Fear“ ist ein klas­si­scher Wal­king-Simu­la­tor. Man läuft durch die Gänge des Hau­ses, öff­net Türen oder Schränke und löst auch mal ein paar Rät­sel. Zu Kämp­fen kommt es gar nicht und es ist auch keine Mög­lich­keit gege­ben, zu sterben.

Die Geschichte wird über Mono­loge des Künst­lers und über Manu­skript­sei­ten, wel­che man über­all im Haus fin­den kann, erzählt, sowie über Sam­mel­ge­gen­stände, die beim Künst­ler Erin­ne­run­gen aus­lö­sen. Zudem tra­gen die Bild­spra­che des Hau­ses und die unheim­li­chen Erschei­nun­gen zur Geschichte bei. Zur Inter­ak­tion mit ande­ren Cha­rak­te­ren kommt es jedoch nicht, was gut damit erklärt ist, dass der Prot­ago­nist sehr zurück­ge­zo­gen lebt.

Ein stim­mungs­vol­les Erlebnis

Das kom­plette Erleb­nis spielt sich im Haus des Prot­ago­nis­ten ab. Somit liegt auch der Fokus kom­plett auf der Licht- und Geräusch­ku­lisse inner­halb des von Mond­licht und Gas­lam­pen beleuch­te­ten Anwe­sens. Durch das dunkle Holz der Wand­ver­klei­dung in Kom­bi­na­tion mit der schumm­ri­gen Licht­stim­mung wird eine wun­der­bar düs­tere Gru­sel­at­mo­sphäre erzeugt.

Die Musik ist mehr­heit­lich im Ambi­ente-Stil gehal­ten, mit zurück­hal­ten­den Holz­blas­in­stru­men­ten sowie Klang­spie­len und Synth-Sounds, die bei­spiels­weise heu­len­den Wind imi­tie­ren. Gele­gent­lich kommt es zu einem Auf­be­geh­ren der Strei­cher sowie melan­cho­li­schen Kla­vier­klän­gen und dem Heu­len oder äthe­ri­schen Gesang einer Frau. Gepaart mit dem Knar­ren des Hol­zes und dem Quiet­schen einer Tür, sorgt die Sound­ku­lisse für ein sehr bedrü­cken­des und unan­ge­neh­mes Gefühl beim Spielen.

Zwi­schen Atmo­sphäre und Geisterbahn

Ein Wal­king-Simu­la­tor im Hor­ror-Genre sorgt beim Spie­len immer für ein Gefühl, als befände man sich in einer Geis­ter­bahn. Wie auf Schie­nen gelangt man von Abschnitt zu Abschnitt und war­tet nur auf den sich anbah­nen­den Jump-Scare.

Ebenso kommt die­ses Gefühl bei „Lay­ers of Fear“ auf, jedoch wis­sen die Ent­wick­ler Bloo­ber Team gut damit umzu­ge­hen. Auch hier gibt es Jump-Sca­res, bei­spiels­weise durch ein plötz­lich her­un­ter­fal­len­des Bild oder eine zuschla­gende Tür, doch das Spiel besticht mehr durch seine Atmosphäre.

Mehr­heit­lich wird auf lang­sa­men, schlei­chen­den Hor­ror gesetzt. Bei­spiels­weise begin­nen im Raum plötz­lich die Gemälde an der Wand zu schmel­zen oder sie ver­zer­ren sich. Es springt einem nichts ins Gesicht, man hat sogar die Chance weg­zu­schauen, doch man will sich die­sem Hor­ror aussetzen.

Teil­weise spielt „Lay­ers of Fear“ sogar mit Hor­ror-Kli­schees. Etwa steht mit­ten im Gang ein Roll­stuhl und die Erfah­rung sagt einem, dass nun etwas damit gesche­hen wird. Jedoch bewegt er sich nicht, quietscht nicht oder tut sonst irgend­was Selt­sa­mes. Er ist ein­fach nur ein Rollstuhl.

In der Kürze liegt hier die Würze

Wenn es darum geht, eine gute Hor­ror­at­mo­sphäre auf­zu­bauen und neben­bei eine fes­selnde und kon­sis­tente Geschichte zu erzäh­len, macht „Lay­ers of Fear“ vie­les rich­tig. Zwar ist der Hor­ror nach zirka drei Stun­den wie­der vor­bei – die ebenso emp­feh­lens­werte Erwei­te­rung umfasst dann noch etwa eine wei­tere Stunde – doch ein unnö­ti­ges in-die-Länge-Zie­hen hätte viel von der Atmo­sphäre weggenommen.

Mitt­ler­weile bie­ten viele Platt­for­men das Spiel – in Sales – für weit unter 10 Euro an und für einen Abend allein oder zu meh­re­ren in einem dunk­len Raum lohnt es sich allemal.

2019 erschien mit „Lay­ers of Fear 2“ ein indi­rek­ter Nachfolger.

Lay­ers of Fear. Ent­wick­ler: Bloo­ber Team. Publis­her: Aspyr Media. 2016. Platt­for­men: Linux, OS X, Play­sta­tion 4, Win­dows, Xbox One. (Gespielt auf der Play­sta­tion 4 und PC.) Genre: Adventure/Horror. Spie­ler: 1. Alters­emp­feh­lung: ab 16 Jahren.

Bil­der: Aspyr Media

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1 comment

Das Leben eines Künstlers – Bücherstadt Kurier 25. Oktober 2020 - 9:09

[…] Ent­wick­ler­stu­dio Bloo­ber Team mit dem gru­se­li­gen Künst­ler­drama „Lay­ers of Fear“ im Jahr 2016 einen gro­ßen Erfolg erzielte, folgte 2019 der zweite Teil. Erneut ergründet […]

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