Wir können alles sein „Die Baby-Trilogie“

by Bücherstadt Kurier

Anfang 2014 wurde Julia Engel­mann durch die virale Ver­brei­tung ihres Auf­tritts beim Bie­le­fel­der Hör­saal-Slam in den sozia­len Medien bekannt. Auch Bücher­tän­ze­rin Michelle-Denise war damals beein­druckt von dem Bei­trag der Slam­me­rin und schwelgte nun, 7 Jahre spä­ter, mit dem Hör­buch „Die Baby-Tri­lo­gie“ in ver­gan­ge­nen Zeiten.

Bereits optisch über­zeugt die Hör­buch­tri­lo­gie direkt. In einem anspre­chen­den Schu­ber befin­den sich die ein­zel­nen CDs in sepa­ra­ten Hül­len mit far­ben­fro­hen Designs. Das innen­lie­gende Book­let hält zudem eine kurze Ein­füh­rung von der Autorin, kleine Zeich­nun­gen und aus­ge­wählte Texte zum Nach­le­sen bereit.

„Die Baby-Tri­lo­gie“ ver­eint die ers­ten drei Bücher von Julia Engel­mann aus den Jah­ren 2014 („Eines Tages, Baby“), 2015 („Wir kön­nen alles sein, Baby“) und 2016 („Jetzt, Baby“). Jedes Hör­buch umfasst eine Gesamt­lauf­zeit von circa 60 Minu­ten und beinhal­tet gesam­melte Texte, die von der Slam­me­rin selbst ein­ge­le­sen wur­den. Gerade zu Pan­de­mie­zei­ten emp­fand ich es beson­ders schön, die Texte nicht zu lesen, son­dern von der Autorin selbst vor­ge­tra­gen zu hören. Engel­manns aus­drucks­volle und mit­rei­ßende Beto­nung der ein­zel­nen Pas­sa­gen macht es leicht, ihr kon­zen­triert zuzu­hö­ren. Die Zeit ver­ging dabei regel­recht wie im Flug.

Das Lebens­ge­fühl einer Generation

Inhalt­lich behan­delt die Erfolgs­au­torin große The­men wie die Suche nach Glück, Liebe, Wün­sche und Träume, Frei­sein, Trau­rig­keit sowie Los­las­sen. Engel­mann ver­steht das Lebens­ge­fühl einer gan­zen Genera­tion. Ihre Texte grei­fen Selbst­zwei­fel, aber auch Hoff­nung und Zuver­sicht gekonnt auf. Sie ver­steht es inhalt­lich und akus­tisch, den Hören­den mit ihrer Stimme Mut zu machen, und gibt ande­ren Men­schen das Gefühl, ver­stan­den zu wer­den. Es ist ok, sich in einer beruf­li­chen und pri­va­ten Selbst­fin­dungs­phase zu befin­den – wir kön­nen alles sein und alles erreichen.

Ver­än­der­ter Bezug zu den Inhalten

Als ich Engel­manns erste Texte hörte, war ich 26 Jahre alt. Sie traf für mich den Nerv der Zeit. Ich konnte mich in ihre The­ma­ti­ken ein­füh­len und fand mich größ­ten­teils in ihrer Gedan­ken­welt wie­der. Nun, sie­ben Jahre spä­ter, bin ich bereits über 30 Jahre alt und musste fest­stel­len, dass Julia Engel­mann zwar immer noch eine groß­ar­tige Slam­me­rin ist und ich ihren Wer­ken immer noch gerne zuhöre, jedoch nicht mehr die­selbe Nähe dazu her­stel­len konnte wie damals.

Mir ist beim Zuhö­ren nach und nach bewusst gewor­den, dass ich mich mitt­ler­weile in einer neuen Lebens­phase befinde und dabei bin anzu­kom­men. Vor­bei die Zeit als Sin­gle in den Zwan­zi­gern, die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Erwach­sen­wer­den, dem Frei­heits­drang und dem Hadern mit sich selbst. Größ­ten­teils konnte ich mich mit den Tex­ten ein­fach nicht mehr iden­ti­fi­zie­ren, weil ich schlicht­weg aus eini­gen The­men raus­ge­wach­sen bin.

Nichts­des­to­trotz ist „Die Baby-Tri­lo­gie“ eine schöne Geschenk­aus­gabe mit ein­drucks­voll vor­ge­tra­ge­nen, tief­grün­di­gen Tex­ten, die ich beson­ders Hören­den in den Zwan­zi­gern ans Herz legen möchte.

Die Baby-Tri­lo­gie. Per­formt von Julia Engel­mann. Der Hör­ver­lag. 2021. Ca. 191 Minuten.

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