Don’t deal with the devil

by Geschichtenzeichnerin Celina

Glaubte die kleine Gruppe um Medium Vanessa Ives noch, dass sie der Dun­kel­heit ent­flo­hen sei, war­tet schon eine neue Bedro­hung auf sie. In der zwei­ten Staf­fel des Mys­tery-Dra­mas „Penny Dread­ful“ hat es ein Hexen­zir­kel auf Miss Ives abge­se­hen. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian und Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina haben einen Blick in eine Welt der Fan­tas­tik und des Unvor­stell­ba­ren geworfen.

Die zweite Staf­fel setzt kurz nach dem Ende der ers­ten Staf­fel ein und erzählt erneut eine schau­rige Geschichte aus dem Blick­win­kel ver­schie­de­ner lite­ra­ri­scher Berühmt­hei­ten des vik­to­ria­ni­schen Lon­dons. Wäh­rend eines gemüt­li­chen Win­ter­spa­zier­gangs im Park wird Vanessa Ives, gespielt von Eva Green (Sin City 2, Die Insel der beson­de­ren Kin­der), mit schmerz­haf­ten Visio­nen ihrer Ver­gan­gen­heit kon­fron­tiert. Diese Flut an Bil­dern scheint jedoch nicht zufäl­lig zu sein, denn die etwas im Ver­steck ste­hende Madame Kali, ver­kör­pert durch Helen McCrory (Harry Pot­ter und der Halb­blut­prinz, Loving Vin­cent), flüs­tert zischend einen Zau­ber in einer frem­den Sprache.

Die nächste Szene zeigt Ethan Chand­ler, dar­ge­stellt von Josh Hart­nett (Black Hawk Down, 40 Tage und 40 Nächte), der inmit­ten eines blu­ti­gen Mas­sa­kers in der Hafen­k­neipe Mari­ners Inn erwacht. Als ihm klar wird, was er ange­rich­tet hat, wen­det er sich hil­fe­su­chend an Vanessa Ives. Bevor Ethan ihr jedoch von sei­nem Geheim­nis erzäh­len kann, wird ihre Kut­sche von drei Krea­tu­ren in Frau­en­gestalt ange­grif­fen. Diese haben es auf Vanessa abgesehen.

Neben­dar­stel­ler und doch Hauptdarsteller?

Neben Ethan hat auch Mal­com Mur­ray, gespielt von Bond-Dar­stel­ler Timo­thy Dal­ton, mit sei­nem Gewis­sen zu kämp­fen. Da er nun sei­nen Sohn und seine Toch­ter auf dem Gewis­sen hat, schrumpft seine Fami­lie auf seine Noch-Ehe­frau, die zwar auf das Bestehen der Ehe pocht, aber eine räum­li­che Tren­nung von Mal­com will.

Wäh­rend­des­sen ver­sucht Dok­tor Vic­tor Fran­ken­stein sein Ver­spre­chen gegen­über sei­nem „Erst­ge­bo­re­nen“ ein­zu­lö­sen, indem er die ver­stor­bene Brona Croft, gespielt von Bil­lie Piper (Doc­tor Who), wie­der zum Leben erwe­cken will. Es gelingt ihm auch, aller­dings ver­liebt sich der junge Dok­tor eben­falls in die untote Schönheit.

Nichts­ah­nend von den Gefüh­len sei­nes „Vaters“ für die ihm Ver­spro­chene sucht sich sein Mons­ter unter dem Namen John Clare – eine Anspie­lung auf den gleich­na­mi­gen eng­li­schen Poe­ten – eine neue Arbeit. Er wird fün­dig in einem Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett. Jedoch geht auch hier nicht alles mit rech­ten Din­gen zu, denn Mis­ter Cla­res Arbeit­ge­ber haben nichts Gutes im Sinn.

Nach dem Gefühl eines gebro­che­nen Her­zens ver­sucht sich Beau Dorian Gray mit neuen „Aben­teu­ern“ abzu­len­ken. In einem Café trifft er auf die recht direkte Ange­li­que. Diese ver­schweigt aber nicht nur ihren Nach­na­men, son­dern hat auch noch ein ande­res Geheim­nis. Dorian ist so fas­zi­niert von ihrem ver­we­ge­nen Cha­rak­ter, dass er mehr will als nur eine ein­ma­lige Unter­hal­tung in einem Café.

Eine Geschichte von Schuld und Leid

Die Geschichte, die in der zwei­ten Staf­fel erzählt wird, prä­sen­tiert nicht nur tie­fere Ein­bli­cke in das See­len­le­ben und die Ver­gan­gen­heit der bekann­ten Cha­rak­tere, son­dern war­tet auch mit bes­ser aus­ge­ar­bei­te­ten und inter­es­san­te­ren Ant­ago­nis­ten und Neben­fi­gu­ren auf. Vor­der­grün­dig bekommt man wei­tere Infor­ma­tio­nen über den Wer­de­gang der von Dun­kel­heit geplag­ten Vanessa Ives. Die Epi­sode, in der Vanessa in Rück­blen­den von ihrer Aus­bil­dung zur Hexe erzählt, gehört unter ande­rem zu den gro­ßen High­lights die­ser Staf­fel. Eva Green schafft es mit beein­dru­cken­der Leich­tig­keit, die Zer­ris­sen­heit von Miss Ives dar­zu­stel­len: das Dop­pel­le­ben zwi­schen einer selbst­be­wuss­ten Frau und dem zer­mürb­ten und geplag­ten Wrack.

Sol­che Ein­bli­cke, wie man sie von Vanessa erhält, hätte man sich ebenso von Revol­ver­held Ethan Chand­ler gewünscht. Noch immer lie­gen die Fra­gen nach sei­ner Ver­gan­gen­heit und warum sein Vater ihn so unbe­dingt nach Ame­rika zurück­ho­len will, im Dun­keln. Trotz allem ist Mis­ter Chand­ler eine ange­nehme Berei­che­rung für den Haupt­cast, denn unter ihnen scheint er einer der weni­gen zu sein, der Pro­bleme ratio­nal angeht und sich nicht immer wie­der von sei­nen Gefüh­len über­man­nen lässt – ein amü­san­ter Gedanke, wenn man bedenkt, dass er als Wer­wolf kom­plett die Kon­trolle verliert.

Dorian Gray behält wei­ter das Image des unsterb­li­chen, rei­chen Schön­lings bei und scheint kei­ner­lei merk­li­che Cha­rak­ter­ent­wick­lung durchzumachen.

Im Gegen­satz dazu kommt es zu einer gelun­ge­nen Stei­ge­rung bei den Gegen­spie­lern. Waren diese in der ers­ten Staf­fel noch ziem­lich farb­los, ist hier die Wahl eines Hexen­zir­kels gut getrof­fen. Zumal die Hexen­schwes­tern ein­deu­tig mehr Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten besit­zen als die sehr wort­kar­gen Vam­pir­meis­ter – schließ­lich kön­nen die Hexen reden. Obwohl das ganze Intri­gen­spin­nen mehr Span­nung in die Hand­lung bringt, bleibt an man­chen Stel­len die Frage nicht aus, wor­auf die­ses schluss­end­lich hin­aus­lau­fen soll. Die Hexen hät­ten ihr „Pro­blem“ viel ein­fa­cher lösen können.

Büh­nen­bild und Kostüme

All­ge­mein wurde das Flair des vik­to­ria­ni­schen Lon­dons erneut wun­der­bar ein­ge­fan­gen. Die gewähl­ten Orte und die detail­rei­chen Sze­ne­rien sind sti­lis­tisch der Zeit ange­passt und tra­gen zu einer viel­fach dün­kel­haf­ten Atmo­sphäre bei. Auch der Kon­trast zwi­schen der Lon­do­ner Unter­schicht und der Aris­to­kra­tie wird deutlich.

Die Kos­tüme sind wie in der Staf­fel zuvor ein Augen­schmaus. Vor allem Vanessa Ives sticht mit ihrer wech­seln­den Gar­de­robe immer wie­der zwi­schen den Cha­rak­te­ren her­vor. Zwar bevor­zugt sie dunkle Klei­dung, aller­dings passt diese auch zu Schau­spie­le­rin Eva Green. Hier merkt man, wie abwechs­lungs­reich Schwarz sein kann!

Schau­rig gut

Die zweite Staf­fel von „Penny Dread­ful“ hat im Ver­gleich zur ers­ten Staf­fel um eini­ges mehr zu bie­ten. Dies hat auch etwas mit der Wahl der Gegen­spie­ler zu tun. Obwohl man in eini­gen Momen­ten das Gefühl hat, dass alles etwas zu schnell von­stat­ten­geht – neh­men wir als Bei­spiel die Cha­rak­ter­ent­wick­lung der wie­der­erweck­ten Brona Croft – neh­men sich die Seri­en­ma­cher den­noch genug Zeit für ihre Charaktere.

Auch im eng­li­schen Ori­gi­nal­ton ist die Serie zu emp­feh­len. Die Aus­spra­che der Cha­rak­tere ist – bis auf Ethan Chand­ler im Ame­ri­can Eng­lish – in einem schön melo­di­schen und gut zu ver­ste­hen­den Bri­tish Eng­lish gehal­ten. Wer also Freude mit der ers­ten Staf­fel gehabt hat, sollte auf jeden Fall wei­ter gucken, denn es lohnt sich wirklich.

Penny Dread­ful Staf­fel 2. Pro­duk­tion & Dreh­buch: John Logan. Dar­stel­ler: u.a. E. Green, J. Hart­nett, T. Dal­ton. USA & UK. Pro­duk­tion: Show­time & BSkyB. 2016.

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