Ein Streifzug durch die Finsternis

by Bücherstadt Kurier

Es wird phan­tas­tisch in der Bücher­stadt. Wort­klau­be­rin Erika hat einen Blick auf die ers­ten Bände der Reihe „Biblio­thek der Nacht“ aus der Edi­tion Ate­lier gewor­fen und streift im ers­ten der bis­lang drei Bände gemein­sam mit dem Prot­ago­nis­ten Seve­rin durch die Finsternis.

Prag bei Nacht

Die erst­mals 1914 erschie­nene Erzäh­lung „Seve­rins Gang in die Fins­ter­nis“ von Paul Lep­pin stellt einen ein­zig­ar­ti­gen Blick in das Pra­ger Nacht­le­ben des anbre­chen­den 20. Jahr­hun­derts dar. Der Prot­ago­nist Seve­rin ver­bringt seine Tage in einem nicht genauer defi­nier­ten Büro. Sein All­tag erscheint trist, ein­sam und lang­wei­lig – doch nachts ver­bringt er Stun­den mit Spa­zier­gän­gen und Streif­zü­gen durch Prag. Seve­rins Gänge ver­schla­gen ihn in die vie­len Win­kel und gehei­men Gegen­den, wel­che bei Tage kaum sicht­bar sind. Hinzu kom­men die Frauen: Seve­rin ist ein wah­rer Mäd­chen-Magnet. So begeg­nen Lese­rin­nen und Leser nicht sel­ten auch halb­her­zi­gen Affä­ren Seve­rins, wäh­rend sie ihm durch die pra­ger Nacht folgen.

Ein Getrie­be­ner ohne Ziel

Die Erzäh­lung an sich ist zwei­ge­teilt und bie­tet ein schnel­les Lese­ver­gnü­gen, das bei­nahe so schnell vor­bei ist wie Seve­rins Affä­ren im ers­ten Teil des Buches. Seve­rins Leben scheint aus lan­gen Näch­ten zu bestehen, wäh­rend kaum etwas zu sei­nem Tag-Leben zu lesen ist. Tat­säch­lich scheint der Prot­ago­nist ein wenig ver­lo­ren zwi­schen einer Affäre und der nächs­ten und den Stra­ßen Prags bei Nacht. Seve­rin kommt weder im ers­ten, noch im zwei­ten Teil zur Ruhe. Er ist ein stän­dig Getrie­be­ner ohne fes­tes Ziel vor Augen – bis er im Lokal „Die Spinne“ auf Mylada trifft.
Mylada ist jung, ist schön, ver­hält sich wie eine Spinne im Netz, der der Nacht­schwär­mer Seve­rin ins Netz geht. Sie umschmei­chelt ihn, lässt sich den Hof machen und stillt seine Sehn­sucht. Die Spinne zieht sich ins Herz der Fins­ter­nis im Pra­ger Stra­ßen­netz zurück. Doch was wird aus Severin?

Aus­flug in eine andere Zeit

„Seve­rins Gang in die Fins­ter­nis“ erzählt von einem ewig getrie­be­nen Nacht­schwär­mer, der in das Netz der Spinne gerät – und ihm ent­kommt. Doch zu wel­chem Preis? Paul Lep­pins Erzäh­lung ent­führt in die­sem kurz­wei­li­gen Lese­ver­gnü­gen in das Prag des anbre­chen­den 20. Jahr­hun­derts und erlaubt es Lese­rin und Leser, Seve­rin auf sei­nen ewi­gen Streif­zü­gen zu fol­gen. Wenn­gleich bei­zei­ten etwas frus­trie­rend auf­grund von Seve­rins Cha­rak­ter, kann man die­ses Buch doch nicht aus der Hand legen.
Damit bil­det es gemein­sam mit Furio Jesis „Die letzte Nacht“ einen gelun­ge­nen Auf­takt zur Reihe „Biblio­thek der Nacht“. Die von Tho­mas Ball­hau­sen her­aus­ge­ge­bene Reihe bie­tet einen Ein­blick in wie­der­ent­deckte phan­tas­ti­sche Lite­ra­tur in ihrer gan­zen Band­breite – dies zeich­net sich bereits an die­sen ers­ten bei­den Bän­den ab.

Seve­rins Gang in die Fins­ter­nis. Paul Lep­pin. Edi­tion Ate­lier. 2015.

Vam­pire erobern die Welt!

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1 comment

Vampire erobern die Welt! – Bücherstadt Kurier 8. Dezember 2016 - 22:56

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