Eine lange Nacht im Irrenhaus

by Geschichtenerzähler Adrian

Mit „Grave Encoun­ters“ spran­gen Colin Mini­han und Stuart Ortiz 2011 auf den wie­der­auf­le­ben­den Erfolg des Found-Foo­tage-Gen­res auf. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian hat sich dem Hor­ror in die­sem Film gestellt.

Für eine fik­tive Geis­ter­jä­ger-Rea­lity-Serie, in der Lance Pres­ton (Sean Roger­son) und sein Team an unheim­li­chen Orten nach Über­na­tür­li­chem suchen, bege­ben sie sich für eine Nacht in ein altes Sana­to­rium, in dem es spu­ken soll. Wäh­rend anfangs alles zwar recht unheim­lich, aber ruhig wirkt, kommt es mit der Zeit zu immer extre­me­ren Hor­ror­sze­na­rien. Jedoch scheint es kein Ent­kom­men von die­sem Ort des Schre­ckens zu geben.

Fast per­fekt

In der ers­ten Hälfte schafft es „Grave Encoun­ters“, eine inten­sive und unheim­li­che Stim­mung auf­zu­bauen. Mini­han und Ortiz, die nicht nur auf dem Regie­stuhl saßen, son­dern auch das Dreh­buch schrie­ben, fin­den hier ein ange­neh­mes Gleich­ge­wicht zwi­schen Jump-Sca­res und beklem­men­der Atmo­sphäre. Die Geräu­sche fügen sich natür­lich in die Umge­bung ein – zum Bei­spiel zuschla­gende Türen oder quiet­schende Bet­ten. Die zweite Hälfe, ein­ge­lei­tet durch die erste Geis­ter­er­schei­nung, bricht mit die­ser gut auf­ge­bau­ten Atmo­sphäre. Lächer­li­ches Geis­ter­de­sign gepaart mit schlech­tem CGI machen es schwer, den Film noch ernst zu nehmen.

Hin­ter den Kulissen

„Grave Encoun­ters“ gewährt neben Hor­ror auch einen Ein­blick hin­ter die Kulis­sen von Geis­ter­jä­ger-Rea­lity-Shows. Hier zeigt der Film einen stark demon­tie­ren­den Cha­rak­ter, da er Metho­den dar­stellt, mit denen in sol­chen Serien teil­weise gear­bei­tet wird. So wird bei­spiels­weise Hous­ton Grey (Macken­zie Gray) vor der Kamera als Medium vor­ge­stellt, ent­puppt sich dahin­ter jedoch als ein­fa­cher Schau­spie­ler. Auch die Bestechung eines Gärt­ners, der – für 20 Dol­lar – vor der Kamera plötz­lich behaup­tet, über­all Geis­ter gese­hen zu haben, hat bei­nah einen sati­ri­schen Charakter.

Die dar­stel­le­ri­sche Leis­tung ist nicht über­ra­gend, aber gelun­gen. Jedoch fehlt es den Cha­rak­te­ren mehr­heit­lich an Tiefe. Ein­zig für Kame­ra­mann T.C. (Mer­win Mon­de­sir) kommt wäh­rend des Tele­fo­nats mit sei­ner Frau und sei­ner Toch­ter eine gewisse Empa­thie auf.

Ordent­li­che, halbe Portion

Geht man nach der ers­ten Hälfte des Films, ist „Grave Encoun­ters“ ein soli­der Hor­ror­film, der mit sei­ner gelun­ge­nen Kame­ra­ar­beit und der beklem­men­den Atmo­sphäre wirk­lich bestechen kann. Jedoch zieht sich der Film ab der schwä­che­ren, zwei­ten Hälfte so stark, dass es anstren­gend wird, ihn zu gucken.

Grave Encoun­ters. Regie & Dreh­buch: Stuart Ortiz & Colin Mini­han. Dar­stel­ler: Sean Roger­son, Mer­win Mon­de­sir, Macken­zie Gray u.a. Fal­com Media. USA & Kanada. 2011. FSK 16.

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