Faszinierende Welten: Der Herr des Turmes

by Bücherstadt Kurier

Der Herr des TurmesNach dem letz­ten atem­lo­sen Werk von Anthony Ryan ist es wie­der soweit: Ich halte freu­dig den Nach­fol­ger des bes­ten schot­ti­schen Export­schla­gers in Sachen Fan­tasy in den Händen.
„Der Herr des Tur­mes“ ist Ryans lang ersehnte Fort­set­zung von „Das Lied des Blu­tes“ und die Geschich­ten von Vae­lin al Sorna alias Dun­kel­klinge. Doch anders als im Vor­gän­ger, wo es sich fast aus­schließ­lich um den Auf­stieg der Dun­kel­klinge han­delte, ist die­ses auf­ge­fä­chert in die Kon­se­quen­zen, die so einen Auf­stieg nach sich zie­hen. So wird zum Bei­spiel die Toch­ter der getö­te­ten Wahr­klinge auf ihn ange­setzt und soll ihn zur Stre­cke brin­gen. Ein ehe­ma­li­ger Bru­der des Ordens wird als Sklave gehal­ten und beginnt, sich mit einer sehr mäch­ti­gen Frau ein­zu­las­sen, die das Poten­tial von Fren­tis erkennt.
Neben die­sen per­sön­li­chen Geschich­ten wird die Welt um einen herum gewebt und ist im Wan­del. Der König ist schwach, die Prin­zes­sin als Diplo­ma­tin unter­wegs und ein Feind, in der Gestalt der blut­for­dern­den Vola­ria­ner, droht dem Land mit Krieg, Tod und Unterwerfung.

Mit der Leich­tig­keit eines Tol­kien bewegt sich Ryan durch seine Welt, mit­samt ihrer Poli­tik, den Wäl­dern, Dör­fern, Städ­ten und Krie­gen. Unsere Prot­ago­nis­ten sind wie ein­zelne Puz­zle­stü­cke auf­ein­an­der ange­wie­sen und beleuch­ten alle Gescheh­nisse des Krie­ges, der sozia­len und kapi­ta­lis­ti­schen Unru­hen, aus meh­re­ren Blick­win­keln. So wird Vae­lin schein­bar zur Hin­ter­grund­fi­gur degra­diert und nimmt eine sehr pas­sive Hal­tung in die­sem Teil ein. Obwohl er zum Herrn des Nord­tur­mes beru­fen wird und der Krieg im Süden statt­fin­det, ist Vae­lin nicht dar­auf erpicht, taten­los her­um­zu­sit­zen. So kommt es, dass viele eigen­stän­dig han­delnde Cha­rak­tere logi­sche Schlüsse zie­hen und ihrem freien Wil­len fol­gend, ver­su­chen, das Rich­tige zu tun. All diese Tat­sa­chen erge­ben ein wirk­lich fas­zi­nie­ren­des Thea­ter­stück, das Ryan zu pro­ji­zie­ren und zu trans­por­tie­ren schafft. Ver­gan­gene Ort­schaf­ten, Momente und Cha­rak­tere wir­ken nach weni­gen Sei­ten wie­der ver­traut und flech­ten sich in das auf über 800 Sei­ten starke, spek­ta­ku­läre Weltgeschehen.

Diungo

Der Herr des Tur­mes. Anthony Ryan. Über­set­zer: Han­nes Rif­fel, Bir­git Maria Pfaf­fin­ger. Klett-Cotta. 2015.

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