Fernande, die Muse des Pablo Picasso

by Geschichtenzeichnerin Celina

Aus Sicht der jun­gen Fer­nande erzählt Autorin Julie Bir­mant im Comic „Pablo“ (Gesamt­aus­gabe) über das Ken­nen­ler­nen und Zusam­men­le­ben mit dem Künst­ler Pablo Picasso in den Jah­ren 1905 bis 1912. Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina fühlt sich in diese Zeit hin­ein­ver­setzt und bewun­dert die Zeich­nun­gen von Clé­ment Oubre­rie und die Farb­ge­stal­tung von San­dra Desmazières.

Die Gesamt­aus­gabe von „Pablo“ umfasst vier Hefte bezie­hungs­weise Kapi­tel, deren Titel sich an Per­so­nen ori­en­tie­ren, die Pablo in sei­nem Leben ken­nen gelernt hat und die zu jener Zeit einen ent­schie­de­nen Ein­fluss auf ihn hat­ten. Aus­ge­nom­men davon ist das letzte, wel­ches den Titel „Picasso“ trägt. Somit weist der Comic einen geschicht­li­chen Ver­lauf von Per­son zu Per­son auf.

1. Kapi­tel: Max Jacob

In die­sem ers­ten Teil wird mehr­fach zwi­schen den Geschich­ten von Fer­nande, Picas­sos Muse, und Pablo gewech­selt, bis sie sich am Ende die­ses Kapi­tels ken­nen­ler­nen. Aller­dings sind die Über­gänge sehr flüs­sig, sodass visu­ell keine Abgren­zung zwi­schen den ver­schie­de­nen Geschichts­strän­gen erfolgt. Dies könnte ein gewoll­tes Stil­mit­tel sein, um die Gleich­wer­tig­keit der bei­den Prot­ago­nis­ten dar­zu­stel­len. Wei­ter­hin wird in die­sem Kapi­tel auf­ge­zeigt, wel­che Bedeu­tung Max Jacob zukommt, der sich in Pablo ver­guckt, ihn finan­zi­ell unter­stützt und ihm als Freund zur Seite steht.

2. Kapi­tel: Apollinaire

Hier wer­den zum ers­ten Mal die Besitz­an­sprü­che Pablos gegen­über Fer­nande deut­lich. Auch seine Geld­pro­bleme wer­den ersicht­lich. In die­sem Kapi­tel lernt er Guil­laume Apol­lin­aire ken­nen, wel­cher Dich­ter und Schrift­stel­ler ist. Gemein­sam zie­hen Pablo, Max Jacob und Guil­laume Apol­lin­aire um die Häuser.

Die Kapi­tel drei „Matisse“ und vier „Picasso“ soll­tet ihr am bes­ten selbst unter die Lupe nehmen.

Die Per­spek­tive wechseln

Es ist erstaun­lich, wie Fer­nan­des Beob­ach­tun­gen und Schil­de­run­gen im Comic visua­li­siert und somit Pablos Welt leben­dig wird. Die Leser erhal­ten nicht nur Ein­blick in Pablos Schaf­fens­pha­sen, son­dern auch, wie Paris oder zum Teil Spa­nien Anfang des 20. Jahr­hun­derts aus­sa­hen sowie mit wel­chen Gesell­schaf­ten sich Fer­nande und Pablo umge­ben haben. Dem­entspre­chend wer­den auch Künst­ler­kreise und soziale Kon­takte bei­der aufgegriffen.

Dream Team

Im Comic ver­ei­nen sich die Fähig­kei­ten von Autorin Julie Bir­mant, Zeich­ner Clé­ment Oubre­rie und Far­ben­ge­stal­te­rin San­dra Des­ma­ziè­res. Bir­mant ist Regis­seu­rin und Thea­ter­dra­ma­tur­gin, sodass ihr sequen­zi­elle und nar­ra­tive Dar­stel­lungs­for­men, wie im Comic, ver­traut sind. Panel um Panel wird den Lesen­den die Geschichte von Fer­nande eröffnet.

Oubre­rie wie­derum kann durch sei­nen recht ein­zig­ar­ti­gen Zei­chen­stil glän­zen, wel­chen er schein­bar per Kohle und/oder schwar­zem Bunt­stift umsetzt. Den Cha­rak­te­ren ver­leiht er, durch ange­brachte Ges­tik und Mimik, non­ver­bal einen pas­sen­den Aus­druck. Land­schaf­ten, Wohn­räume und Stadt­sze­nen, wel­che einen Ein­blick in Fer­nan­des und Pablos Ver­gan­gen­heit geben, stellt er detail­liert dar. Oubre­rie setzt seine Zeich­nun­gen mit geschwun­ge­ner Linie um, sodass zwar Gebäude und For­men erkenn­bar sind, den­noch wer­den diese nicht archi­tek­to­nisch akku­rat prä­sen­tiert. Dies trägt ebenso zu sei­nem beson­de­ren Stil bei, wel­chen man bei­spiels­weise schon in der Tri­lo­gie „Der Gol­dene Kom­pass“ (Carl­sen 2015–17) bewun­dern konnte.

Des­ma­ziè­res scheint die Far­ben digi­tal hin­zu­ge­fügt zu haben. Sie bringt Hell- und Dun­kel­kon­traste mit ein, sodass die Atmo­sphä­ren in den Sze­nen zum Aus­druck kommen.

Prä­gend

An der Gesamt­aus­gabe der Comic­reihe „Pablo“ ist beson­ders, dass hier die Muse Fer­nande zu Wort kommt und somit, wie Pablo Picasso selbst, zu den Prot­ago­nis­ten zählt. Es wer­den his­to­ri­sche und bio­gra­fi­sche Bege­ben­hei­ten durch den Comic ver­mit­telt. Aller­dings wer­den hier keine Werk­ana­ly­sen oder Bild­in­ter­pre­ta­tio­nen sowie keine Ent­ste­hungs­pro­zesse von Arbei­ten Picas­sos dar­ge­stellt. Dies ist ver­stärk­ter im Comic „Munch“ (avant 2013) der Fall, wo die künst­le­ri­sche Arbeit des Malers als sol­che mehr im Vor­der­grund steht. In „Pablo“ wird dage­gen die Lebens- und Lie­bes­ge­schichte von Fer­nande und Pablo in den Jah­ren 1905 bis 1912 dargestellt.

Pablo – Gesamt­aus­gabe. Text: Julie Bir­mant. Zeich­nun­gen: Clé­ment Oubre­rie. Far­ben: San­dra Des­ma­ziè­res. Über­set­zung: Clau­dia Sand­berg. Repro­dukt. 2018. / Hier gibt es eine Leseprobe.

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