Im Burkini gegen das Böse

by Buchstaplerin Maike

Ein selt­sa­mer Nebel, eine Ohn­macht, und plötz­lich hat Kamala Super­kräfte. Als Form­wand­le­rin irgendwo zwi­schen Ruffy und Mys­tique kämpft Mar­vels aller­erste mus­li­mi­sche Super­hel­din Ms. Mar­vel nicht nur gegen einen mys­te­riö­sen Feind, son­dern ganz ein­fach um ihren Platz im Leben ... – Von Buch­stap­le­rin Maike

Die High­school-Schü­le­rin Kamala Khan liebt Comics, ist ein biss­chen schräg und ver­sucht ihre reli­giö­sen und fami­liä­ren Regeln mit den ganz nor­ma­len Teen­ager-Wün­schen unter einen Hut zu brin­gen: Frei­räume haben, sie selbst sein, nor­mal sein. Aber was heißt das über­haupt? Als sie sich heim­lich zu einer Party schleicht, erfasst sie ein selt­sa­mer Nebel, der ihr Super­kräfte und das Aus­se­hen von Ms. Mar­vel ver­leiht. Kamala ist auf ein­mal eine Gestalt­wand­le­rin, kann gum­mi­ar­tig schrump­fen und wach­sen und ihr Äuße­res ver­än­dern. Sich damit zu arran­gie­ren ist nicht immer ein­fach, zumal ihr der All­tag in die Quere kommt. Doch Kamala will ihre neuen Kräfte nut­zen, um ihren Freun­den zu hel­fen – und fin­det sich Hals über Kopf mit einem viel stär­ke­ren Geg­ner kon­fron­tiert, als sie zuerst gedacht hat: dem Inventor...

»„Gut“ ist nicht, was man ist. Es ist, was man tut.«

Die neue Ms. Mar­vel ist für mich gerade des­halb so spek­ta­ku­lär, weil alles sehr unauf­ge­regt ist und erst durch Set­ting und die Cha­rak­te­ri­sie­rung glänzt. Wäh­rend ein Teen­ager, der plötz­lich ein Super­held ist und ein Dop­pel­le­ben führt, im Comic nichts Neues ist, machen es hier die Motive aus, die begeis­tern. Kamala ist viel­schich­tig und abso­lut lebens­echt – der Kampf nach Iden­ti­tät wird im Inne­ren wie im Äuße­ren aus­ge­tra­gen: der mus­li­mi­sche Glaube, gesell­schaft­li­che Erwar­tun­gen was nor­mal ist, elter­li­che Gren­zen, Freund­schaf­ten und eben die Super­kräfte, die all das noch ein­mal extra aufwirbeln.

Bemer­kens­wert ist auch, wie Wil­son in Ms. Mar­vel Kli­schees etwa über das isla­mi­sche Leben oder die klas­si­schen Super­hel­den ent­kräf­tet. So hält Kama­las über­für­sorg­li­cher Vater nicht viel vom über­trie­ben aus­ge­leb­ten Glau­ben ihres Bru­ders. Genauso muss Kamala fest­stel­len, dass haut­enge Kos­tüme zwar im Comic sexy aus­se­hen, aber in Wirk­lich­keit eher zwi­cken – ein auf­ge­pepp­ter Bur­kini erfüllt auch sei­nen Zweck viel bes­ser. All das macht die Figu­ren unglaub­lich greif­bar und sym­pa­thisch – man möchte unbe­dingt an Kama­las Leben teilhaben.

Die Zeich­nun­gen von Alp­hona sind her­aus­ra­gend. Die teil­weise leicht über­zeich­ne­ten Figu­ren und Details erge­ben mit ins­ge­samt fei­nen Beob­ach­tun­gen eine Mischung, die sowohl Humor als auch Action gut vermittelt.

Die neue Ms. Mar­vel nimmt sich nicht zu ernst – und das ist erfri­schend, wie auch die abso­lut zeit­ge­mä­ßen Pro­ble­ma­ti­ken von Migra­ti­ons­hin­ter­grund und Iden­ti­tät ver­han­delt wer­den. Da ist es fast unglaub­lich, dass Kamala Khan Mar­vels aller­erste mus­li­mi­sche Prot­ago­nis­tin ist, bie­tet sie doch unglaub­lich viel Iden­ti­fi­ka­ti­ons­po­ten­tial – nicht nur für junge, nerdige Mäd­chen. Wit­zig und rasant! Für Comic-Fans und alle, die nicht genug von star­ken Frauen bekom­men können.

Ms. Mar­vel 1: Meta-Mor­phose. G. Wil­low Wilson.
Illus­tra­tion: Adrian Alp­hona. Über­set­zung: Caro­lin Hidalgo. Panini Comics. 2015.

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1 comment

Die Jugend von heute, das Fangirl und die Superheldin | Bücherstadt Kurier 15. September 2015 - 19:39

[…] Buch­stap­le­rin Maike begeis­tert den ers­ten Sam­mel­band über Mar­vels erste mus­li­mi­sche Hel­din ver­schlun­gen hat, hängt sie Ms. Mar­vel am Haken – oder […]

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